Jetzt im November sind der Garten und das nahe Bord vor dem Haus von Paula und Daniel Roth auf dem Weg in den Winterschlaf. Gräser sind verfärbt oder verdorrt, Sträucher verlieren ihre letzten Blätter und bereits abgestorbenes Pflanzenmaterial wird wieder zu neuem Boden werden. Doch von Frühling bis in den Herbst hinein ist der naturnahe Garten voll im Saft, laben sich Insekten an Blütenstängeln und erfreuen sich die Grundstückbesitzer an ihren Biodiversitätsflächen. «Vorher existierte als Abgrenzung zum Nachbargrundstück eine Mauer aus Bollersteinen», erzählt der 58-Jährige Daniel Roth, der bei der Firma Belfor in Gisikon als CFO tätig ist. Und der Wall, der die Bewohnenden der Hildisriederstrasse gegen die Umfahrungsstrasse hin abschirmt, kam mit Schottersteinen ebenfalls lieblos daher. «Dies wollten wir ändern. So haben wir uns für eine grundlegende Umgestaltung entschieden», sagt Daniel Roth. Dabei habe man auch auf die Expertise der Sempacher Gabriel Blumen & Garten AG zählen können.
Zu tun gab es erst mal einiges. Die eher eintönige Steinmauer und die Schottersteine wurden durch Abstufungen aus Akazienholz ersetzt, die danach mit vielfältigen und ausschliesslich einheimischen Pflanzen, Blumen und Sträuchern bepflanzt wurden. «So entsorgten wir auch den Lorbeer, der als Neophyt ja nicht erwünscht ist», blickt Daniel Roth zurück. Und der Wall wurde als magerer Untergrund gestaltet und mit gegen 40 Arten von Pflanzen, Blumen, Sträucher und Gräser, bestückt. Zudem ist ein vormaliger Rasen zur Magerwiese geworden, die der Sempacher nun zweimal im Jahr schonend mit der Sense mäht.
«Wir konnten auf diese Weise unser Grundstück mit vielfältiger Natur aufwerten und auch deutlich ästhetischer gestalten», führt Daniel Roth weiter aus. «Und wir erfreuen uns daran, wie alles lebt und sich stetig verändert.» Obwohl er nur mit der Sense mäht sowie ab und zu jätet, sagt Daniel Roth aber schon, dass ein naturnaher Garten nicht einfach gar nichts zu tun gebe. «Man muss schon immer mal wieder eingreifen, um dafür zu sorgen, dass dominante Pflanzen sich nicht ausbreiten und andere Gewächse verdrängen können.» Doch grundsätzlich lasse er es einfach wachsen, und er habe dadurch über die Jahre auch mehr Verständnis für die Vorgänge in der Natur gewinnen können, auch wenn er natürlich deswegen noch nicht zum Experten geworden sei. Mittlerweile greife er einfach gezielter ein.
Zuerst sei es schon ein Umgewöhnen gewesen, nicht wie früher alles herauszuputzen und sofort zu mähen, wenn etwas stärker gewachsen sei, sagt Daniel Roth. «Doch heute kann ich die Natur getrost machen lassen und kann darauf vertrauen, dass es gut herauskommt.» In erster Linie hätten sich mehr Insekten ausgebreitet. So seien etwa auch Wildbienen zu beobachten. Doch es könne auch mal eine Wespe in irgendeiner Ritze mit dem Nestbau beginnen. «Da muss man einfach schauen, wie stark man dadurch eingeschränkt wird oder beispielsweise auch Kinder gefährdet sind. Wespen sind aber auch nützlich, etwa, weil Larven von Schädlingen als deren Nahrung dienen», ruft Daniel Roth in Erinnerung. Er sei durch die grössere natürliche Vielfalt toleranter geworden und könne mehr einfach gedeihen lassen.
Die Biodiversität, die sich an der Hildisriederstrasse 28 auf rund einem Viertel des etwa 800 Quadratmeter grossen Grundstücks breit gemacht hat, ist wegen der fehlenden Vernetzung mit anderen, ähnlichen Lebensräumen eher als Insel mit biologischer Vielfalt zu verstehen. Das sei aber weiter nicht schlimm, meint Daniel Roth, weil man doch beobachten könne, wie viele Insekten sich hier wohl fühlten. «Und es ist ganz einfach schön zu sehen, wie all die einheimischen Gewächse hier gedeihen und unser Grundstück verschönern.» Auch sei ihr Nutzen für das Mikroklima nicht zu unterschätzen. Durch all das Grün kann mehr Wasser versickern und durch Verdunstung einen kühlenden Effekt erzeugen, der durch den Schattenwurf der Sträucher noch unterstützt wird. «Es ist bestens möglich, schon mit kleinen Biotopen viel Raum für Insekten und Pflanzen zu schaffen», resümiert Daniel Roth. Aufklärung könne hier sicherlich helfen, auch weitere Grundstückbesitzer zu Umgestaltungen zu animieren. «Vielleicht braucht es sogar Regulatorien, um mehr Biodiversität im Siedlungsraum zu erreichen.»
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