Sie stossen ins neue Horn

In den letzten zwei Jahren gab es bei der Auffahrtsmusik personelle Wechsel zu verzeichnen und die Teil-Instrumentierung ging in stiller Manier über die Bühne.

01. Juli 2021

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Nebst den Instrumenten wurden in den vergangenen zwei Jahren auch die Schabracken der Pferde ersetzt. (Foto zvg)

Die Auffahrtsmusik hat eine religiöse Verpflichtung in der Gemeinde Sempach. Wie es der Name verrät, begleitet sie die Prozession am Auffahrtstag hoch zu Pferd. Erstmals wurde die Auffahrtsmusik 1900 erwähnt. In den folgenden Jahren, bis 1940, schwankte die Mitgliederzahl zwischen neun und zwölf Musikanten. Im Jahr 1969 wurde der katholische Brauch durch Kaplan Siegfried Arnold stark aufgewertet und der damaligen Zeit angepasst. Es wurde auf 16 Musikanten erhöht und zwei Jahre später spendete Kaplan Arnold zwei Kesselpauken, welche noch heute ihren Dienst erweisen. Ebenfalls verschönerten einheitliche Schabracken die Pferde. 1983 konnten die 17 Musikanten eine Standarte einweihen, womit die Mitgliederzahl auf 20 anstieg. Ein weiterer Höhepunkt war der Erste auswärtige Auftritt am Marché Concours von Saignelégier 1994. Für diesen Anlass wurden einheitliche Zäume aus privater Hand gespendet. Die Bekleidung aus dem Jahre 1949, welche sich aus der alten historischen Uniform der Musikgesellschaft Harmonie Sempach zusammensetzte, hatte endgültig ausgedient. Mit viel Mut machten sich die Mitglieder der Auffahrtsmusik zum Ziel, eine eigene historische Reiteruniform anzuschaffen. 2002 konnte sie, mit der grossen Unterstützung der Bevölkerung, eingeweiht werden. Durch die im Jahre 2002 angeschaffte historische Reiteruniform ist die Auffahrtsmusik wieder um einen Schritt eigenständiger geworden. Ein eigenständiger Verein ist sie dennoch nicht. Die Mitglieder setzen sich vorwiegend aus den Musikvereinen der Gemeinden Sempach, Eich und Hildisrieden zusammen. Ein weiteres Highlight war die Teilnahme am schweizerischen Reitermusiktreffen im Jahre 2007 in Henau, welches über zwei Tage stattgefunden hat. Speziell zu erwähnen sind die eigenen und einmaligen Auffahrtsmärsche aus unbekannter Feder und Jahrgang.

Der letzte offizielle und traditionelle Auffahrtsumritt fand 2019 statt. Leider fiel der Auffahrtsumritt 2020 der Corona-Pandemie zum Opfer und der Auffahrtsumritt 2021 musste in einer vereinfachten Version durchgeführt werden. Es war für dem OK des Auffahrtsumritts 2021 schon frühzeitig bewusst, dass ein traditioneller Anlass mit Pferd und offiziellen Einzügen in Kirchbühl, Hildisrieden und im Städtli Sempach nicht möglich ist. Trotzdem haben sich die Musikanten entschieden, das Instrument zu rüsten und die komplette Uniform anzuziehen, um den Auffahrtstag zu Fuss mitzugestalten. So startete die Truppe (fast) traditionell mit der Tagwache um 6 Uhr im Städtli Sempach und hat den Weg nach Hildisrieden zu Fuss auf sich genommen, was mit den Reitstiefeln eine Herausforderung war.

Neues für Musikanten und Pferde

Über die zwei letzten Jahre gab es viele Veränderungen in der Auffahrtsmusik, die der Öffentlichkeit nicht am Auffahrtstag mitgeteilt werden konnten. Die Instrumente, die hauptsächlich in Privatbesitz waren, sind in die Jahre gekommen und mussten unbedingt einheitlich ersetzt werden. Darum wurde auf das 500-Jahr-Jubiläum des Auffahrtsumritts, das im Jahre 2020 stattgefunden hätte, eine Teil-Neuinstrumentierung durchgeführt. Durch viele Spenden aus öffentlicher und privater Hand ist es gelungen, die Teil-Neuinstrumentierung nach dem Wunsch des Musikanten umzusetzen. Die Auffahrtsmusik dankt herzlich für die Spenden und betont, dass diese Wertschätzung die nötige Motivation verleiht, den schönen Brauch in Sempach weiterhin mit vollem Elan zu pflegen. Zusätzlich haben wurden auf das 500-Jahr-Jubiläum auch die Schabracken erneuert, welche durch private Hand gespendet wurden. Diese schöne Anschaffung können wird dann hoffentlich im Jahre 2022 präsentiert. Die Klänge der neuen und revidierten Instrumente durften die umlaufenden Teilnehmer dieses Jahr am Auffahrtstag bereits anhören. Wem die verbesserte Intonation gegenüber den alten Instrumenten auch aufgefallen ist, hat sicherlich auch bemerkt, dass in diesem Jahr erneut eine starke Verjüngung der Mitglieder stattgefunden hat. Die Verantwortlichen freuen sich sehr, dass die Werte der Auffahrtsmusik in jungen Musikanten weiterleben und frisch aufblühen.

Worte des Danks für den Einsatz

Personelle Veränderung stellen auch immer wieder neue Herausforderungen dar. Über die letzten zwei Jahre hat es einige stille Personalwechsel gegeben, die nicht wie gewohnt gefeiert und verdankt werden konnten. Die Leitung möchte sich im Namen der aktiven Musikanten bei folgenden Mitgliedern ganz herzlich für das über Jahrzehnte hinweg geleistete, riesige Engagement bedanken:

Josef Helfenstein ist bereits seit über 60 Jahre in verschiedenen Funktionen am Auffahrtsumritt beteiligt. Er war für die Kavallerie hoch zu Pferd unterwegs und hat die Auffahrtsmusik über 46 Jahre begleitet. Davon 28 Jahre als Musikant an der Trompete und 18 Jahre als Fähnrich.

Urs Renggli hat nun nochmals einen Auffahrtstag als Fahnenwache zu Fuss erlebt, welches er sicherlich nicht so geplant hat. Urs war 43 Jahre aktiv auf dem Tenorhorn in der Auffahrtsmusik, von diesen amtete er auch 25 Jahre als Materialwart. Die Musikanten konnten immer von sehr gepflegtem und einwandfreiem Material ausgehen, da Urs dieses Amt mit Herzblut ausgelebt hat.

Max Bachmann wollte gerne das 500-Jahr-Jubiläum mit der Auffahrtsmusik bestreiten und erleben, leider wurde dies aus den genannten Gründen nichts. Max hat sich entschieden, der jüngeren Generation den Platz freizumachen, da bereits motivierter Nachwuchs vorhanden war. Max war 40 Jahre aktiv als Trompeter in der Auffahrtsmusik, in welcher er vom Jahre 1983 bis 2016 zudem als Kassier die finanziellen Geschicke führte.

Veränderung in der musikalischen Leitung

Die Auffahrtsmusik stand die letzten 10 Jahre unter der musikalischen Leitung von Roland Helfenstein, der auch bereits seit 21 Jahren aktiv dabei ist. Mit grossem Engagement hat er die Leitung der Auffahrtsmusik traditionell weitergeführt und stets wieder motivierte Neumitglieder rekrutiert. Roli hatte das nötige Feingespür, um Traditionelles und Bewährtes mit Herzblut weiterzuleben, gleichzeitig aber die richtigen Hebel in Bewegung zu versetzen. Er wird nun das Amt als «Chef» an Adrian Fleischlin übergeben, der seit 2018 aktiv in der Auffahrtsmusik dabei ist. Adrian ist ein hervorragender Trompeter. Er wird die Auffahrtsmusik im Sinne der Tradition und der Mitglieder weiterführen. Roland Helfenstein wird weiterhin als aktiver Musikant in der Auffahrtsmusik bleiben.

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