Aufgewachsen in England und Genf, kam Michelle Bulloch schon sehr früh mit Musik in Berührung. «Meine Eltern, insbesondere mein Vater, waren Musikliebhaber. Strawinskys ‘Le Sacre du printemps’, die Beethovensinfonien oder auch die ‘Carmina Burana’ von Orff stellen für mich sehr prägende Erinnerungen an meine Kindheit dar», so Bulloch. Womöglich mitbedingt durch diese frühe Stimulierung wurde Musik zu einer wahren Leidenschaft, weshalb Michelle Bulloch sich nach der Matura in Genf für ein Musikstudium entschied. Darüber hinaus erwarb sie ein Schulmusikdiplom. Zum Musikunterricht führte dies jedoch vorerst nicht. «Der Kanton Genf hatte damals gewisse Budgetprobleme und Stellen waren rar. Also habe mich umorientiert und bin beim Journalismus gelandet», erzählt Bulloch. Für die inzwischen nicht mehr existierende Zeitung ‘La Suisse’ verfasste sie Musikkritiken und Konzertrezensionen. «Das war für mich ein grosses Highlight, ich konnte viele Konzerte von Berufs wegen besuchen gehen», erinnert sie sich gerne zurück. Nach einem zweijährigen Praktikum und ein paar Jahren bei den lokalen Nachrichten deckte Bulloch als freie Journalistin für verschiedene Medien kulturelle Anlässe in der Westschweiz ab. 1996 dann zog sie nach Sempach. Mit ihrem Mann Pius Müller hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Söhne und der dritte war auf dem Weg. Nichtsdestotrotz setzte sie ihre journalistische Arbeit von Sempach aus fort. «Das war damals noch in der Zeit vor E-Mails. Ich musste meine Texte auf Disketten speichern und via Post meinen Arbeitgebenden zustellen.» Von 2001 bis 2014 unterrichtete Michelle Bulloch an der Schule Sempach Französisch und Englisch. Parallel dazu schrieb sie weiterhin Konzertprogrammhefte, übernahm Übersetzungsarbeiten im Kulturbereich und war zwei Jahre lang Geschäftsleiterin der Luzerner Kantorei. Ihr ehrenamtliches Engagement, welches sie nebenher ebenfalls ständig betrieb und weiterhin betreibt, umfasst die verschiedensten Bereiche: Sie engagiert sich aktiv in der Wordpress-Community, wo sie unter anderem eine Meet-up-Gruppe in Luzern initiierte, sie ist Präsidentin des Vereins Franco Luzern, welcher die französischsprachige Kultur in der Zentralschweiz pflegt und fördert, politisch involviert ist sie im Vorstand der Sempacher SP – um hier nur eine Auswahl von Michelle Bullochs zahlreichen Tätigkeiten zu nennen.
Trotz ihrer Vielseitigkeit steht hinter all diesen Aktivitäten derselbe Grundgedanke. «Ich möchte Leute zusammenbringen auf die verschiedensten Arten. Gerade im Kulturbereich empfinde ich den Austausch als sehr wertvoll, wenn Leute sich trauen, Dinge zu diskutieren und gemeinsam Zeit zu verbringen. Das individuelle Geniessen stellt nur einen Teilbereich des Erlebnisses dar», betont Bulloch.
Nicht zuletzt dieser Gedanke stand auch im Vordergrund, als Michelle Bulloch und ihr Mann Pius Müller sich 2018 entschlossen, ihr Wohnzimmer für kulturelle Anlässe der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Der Kultursalon Felsenegg hat sich inzwischen längst etabliert und trägt massgeblich zur Vielfalt des Sempacher Kulturangebots bei. Seit 2018 fanden über 40 Anlässe im Kultursalon statt, bei welchen es sich hauptsächlich, jedoch nicht exklusiv, um Konzerte handelt. Leitgedanke war dabei, eine niederschwellige Alternative zum bestehenden Kulturangebot zu bieten. «Ein Konzert im KKL kann für manche Personen eine gewisse Schwelle darstellen. Musik und Kultur muss nichts Elitäres sein», hält Bulloch fest.
Aktuell wird die Organisation dieses Angebots umstrukturiert, wie in den vergangenen Wochen und Monaten bereits mehrfach in dieser Zeitung berichtet wurde. Die beiden Vereine Kultursalon Felsenegg und Tuchlaubenkonzerte haben nämlich unlängst fusioniert und werden künftig gemeinsam unter dem Namen «Kulturlaube Sempach» auftreten. Michelle Bulloch ist als Aktuarin im Vorstand dieses neuen Vereins, dabei handle es sich allerdings mehr um einen offiziellen Titel. «Wir sind ein kleiner Vorstand, da spielt die Etikette keine grosse Rolle. Ich bin vor allem vor Ort anwesend und kümmere mich um das Organisatorische hier in Sempach. Zusätzlich betreue ich die Website. Die künstlerische Leitung liegt beim Präsidenten, unserem Sohn Alban. Er ist Berufsmusiker und diesbezüglich super vernetzt», so Bulloch. Die beiden Örtlichkeiten, namentlich die Tuchlaube im Sempacher Rathaus sowie der Salon in der Felsenegg, existieren weiter und die Anlässe des Vereinsprogramms sind auf sie beide aufgeteilt. In Bezug auf das Angebot möchte man über weite Strecken am Altbewährten festhalten, so Bulloch: «Der bisherige Vorstand hat in der Tuchlaube auch volkstümliche Konzerte veranstaltet, dies wird auch weiterhin beibehalten.» Auf die Frage nach geplanten Veranstaltungen verweist Michelle Bulloch auf das Konzertwochenende vom 22. und 23. März, welches im Rahmen des 550-Jahr-Jubiläums des Sempacher Rathauses stattfindet. «Es wird ein Organist anwesend sein, welcher in mehreren Räumen des Rathauses ein Wanderkonzert gibt. Konkret wird er verschiedene historische Instrumente vorstellen und auf diesen Stücke spielen.» Es sei auch ein Konzert mit Gesang vorgesehen. Die Solistin Lara Morger hat kürzlich den 1. Preis beim Bach-Wettbewerb in Leipzig gewonnen.
Welchen Stellenwert nehmen solche Angebote in einer Gemeinde wie Sempach eigentlich ein? «Leider einen zu wenig hohen», findet Michelle Bulloch. «Grundsätzlich ist ein grosses kulturelles Interesse spürbar und für einen vergleichsweise kleinen Ort ist das Angebot riesig. Neben unserem Angebot gibt es den Konzertkeller im Schtei, die Reihe «Leise Töne», die Musikgesellschaft Harmonie, den Kirchenchor und weitere.» Viele Sempacherinnen und Sempacher würden dies jedoch scheinbar zu wenig wahrnehmen. «Wir fänden es schön, neue Leute und besonders ein junges Publikum anzusprechen», so Bulloch. Um dies zu erreichen, habe man sich unter anderem entschlossen, bei Kulturlaube-Anlässen Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren gratis sowie junge Personen in Ausbildung zwischen 16 und 26 für zehn Franken reinzulassen. Die Chance auf einen Austausch bietet sich jeweils nach jedem Konzert, da es immer Aperitif und gemütliches Beisammensein geben wird.
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