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Als ich gefragt wurde, ob ich etwa auch gleich ans Jodlerfest nach Sempach kommen möchte, musste ich keinen Moment überlegen, hatte ich doch viele schöne Erinnerungen an die früheren Jodlerfeste. Doch sind seither doch viele Jahre ins Land gezogen. Würde es immer noch so sein wie damals?
Für das Jodlerfest in Sempach hatte das Jodlerchörli Geuensee «Föhnstimmig» des Obwaldner Komponisten André von Moos einstudiert. Passender hätte das Stück nicht sein können, war es zu einem guten Teil doch der Föhn, der am Samstag, 29. Juni, die von den Meteorolgen vorausgesagten unwetterartigen Gewitter von Sempach fernhielt. Wochenlange Proben, an denen gesanglich sowie punkto Ausgestaltung und Dynamik am Lied gefeilt worden war, mussten nun um 15.30 Uhr in einen gelungenen Vortrag münden.
Doch zuerst hatten sich die Sänger und Jodlerinnen vor dem Einsingen zu einem Speckessen getroffen. Das war schon seinerzeit so gewesen vor gut 30 Jahren. Je nach Vorliebe gehörte auch ein Gläschen Weisswein dazu. Speck ölt die Stimmbänder, sagt man. Ob das nun der absoluten Wahrheit entspricht oder vielmehr einfach ein gutes Gefühl vermittelt, spielt aus meiner Sicht keine Rolle. Das Speckessen ist ein verbindendes Ritual, das einfach guttut.
Es war schwülheiss am letzten Samstag. Ein Schleier aus Saharastaub hatte den Himmel über Sempach diesig gemacht und grau-bräunlich mit einem Schuss Gelb eingefärbt. Im Einsinglokal spürte ich, wie ich etwas mehr Schnauf als üblich brauchte. Schwitzen gehörte ebenso schon den ganzen Tag dazu. Ich hatte kurz ein ungutes Gefühl, dass meine Töne danach in der Pfarrkirche dann auch nicht recht klingen könnten – umsonst. Die wunderbar tragende Akustik im proppenvollen Vortragslokal und der Applaus der Zuhörenden nach dem letzten Takt liessen einzig Freude und Fröhlichkeit übrig bleiben.
Nun wartete das Vergnügen, in diese einzigartige und unnachahmliche Atmosphäre eines Jodlerfests einzutauchen. Schon in der Doppelpassbeiz des FC Sempach stimmte der eine oder andere Chor ein Lied an. Besonders war, dass man dort auf einer Grossleinwand auch den EM-Viertelfinal zwischen der Schweiz und Italien mitverfolgen konnte. So vermengten sich die eingefleischten Jodlerfestfans mit den ebenso leidenschaftlichen Fussballfanatikern. Es war ein ziemlicher Lärmpegel dort unten am See. Nicht ohne Grund, warfen die Schweizer doch den südlichen Nachbarn und EM-Titelverteidiger aus dem Turnier, was man so nicht unbedingt hatte erwartet können.
Als das Jodlerchörli später in der Dunkelheit durchs Städtli zog und selber drei Lieder sang, da wusste ich: Ja, das Jodlerfest ist im Kern noch immer so wie vor gut 30 Jahren. Im Durcheinander vieler Stimmen der Menschen, die das Städtli säumten, flackerte hier der Klang der Alphörner auf, intonierte da ein Chor ein nächstes Lied und spielte dort eine volksmusikalische Kleinformation auf. Es war fast ein wenig ein Spiessrutenlauf, den Platz zu finden, wo wir unsere Stücke darbieten konnten, dass es rundherum nicht zu sehr tönte. Alle hatten ganz einfach Lust, ihren Teil zum grossen Jodlerfest-Miteinander beizutragen, mit ihrer Spiel- und Gesangsfreude.
Als das Jodlerchörli Geuensee schliesslich nochmals das Wettlied «Föhnstimmig» vortrug, fabulierte zu unserer Linken die Volksmusik und legten Alphörner auf der anderen Seite einen weich-warmen Klangteppich. Es war schon noch eine Herausforderung, den Chorklang bei diesen brandenden musikalischen Wellen unverrückbar zu halten. Das ist Jodlerfest! Alle sind in dieser Tradition miteinander verbunden. Du kannst mit wildfremden Menschen ins Gespräch kommen, lachen, zusammen singen, Sprüche klopfen, anstossen. Alle gehören dazu. Niemand fragt, wer du bist, was du machst, wie du tickst. Das ist Lebensfreude pur, gesanglich und musikalisch getragen.
Solche Erlebnisse schweissen den Verein noch mehr zusammen. Die Erinnerungen sind ins Gedächtnis eingebrannt. So konnte ich gut mit anderen etwas in der Nostalgie früherer Jodlerfeste schwelgen, alte Geschichten auffrischen, über vieles wieder lachen und das eine oder andere, das mir wieder in den Sinn kam, weiterhin für mich behalten. Ein fester Bestandteil ist zum Abschluss auch immer das gemeinsame Nachtessen. Dort kam ich nochmals in den Genuss in die Vorträge unserer Solistinnen und des Duetts. Und alle durften sich am schönen Lohn mit der Klassierung 1 erfreuen.
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