Hyundai übergab letzte Woche die ersten zehn Wasserstoff-Lastwagen an Grossunternehmen wie die Galliker Transport AG in Altishofen und die Traveco Transporte AG in Sursee. Weitere 40 Lkws sollen demnächst folgen. Bis 2025 sollen in der Schweiz 1'600 davon herumfahren. «Hyundai Motor treibt die Mobilität der Zukunft weiter voran», heisst es in der Medienmitteilung von Hyundai Schweiz.
Ob Wasserstoffmobilität tatsächlich die Zukunft ist, will diese Zeitung von Stephan Troxler, Leiter Verkauf bei Auto Birrer in Sursee, wissen. Die Auto Birrer AG ist eine von fünf zertifizierten Hyundai-Wasserstoffpartner-Garagen in der Schweiz, die Wasserstofffahrzeuge verkaufen und reparieren darf. «Sie ist definitiv die Zukunft. Aber sie steckt noch in den Kinderschuhen», so Troxler. Schweizweit gibt es erst zwei Wasserstofftankstellen, eine in Hunzenschwil (AG) und eine in St. Gallen. Sechs weitere Tankstellen, unter anderem in Geuensee, Rothenburg und Zofingen, sind in Planung.
Potential sieht Troxler vor allem bei den Nutzfahrzeugen. «Wenn ein Unternehmen seine Lkws elektrisch betreiben will, leidet die Nutzlast unter dem bis zu fünf Tonnen schweren Akku. Der Wasserstofflastwagen dagegen hat Tanks aus Carbon, die fast kein Gewicht haben und auch das Gas wiegt fast nichts.» Für Transportunternehmen ein Vorteil, denn je mehr sie einladen können, desto weniger lang sind die Transportwege. Ebenfalls stiessen durch Wasserstoff betriebene Autos wie der «Hyundai Nexo» kein CO2, sondern Wasserdampf aus. Sein Sechs-Kilo-Tank sei innert fünf Minuten gefüllt, der Wasserstoff koste 10.90 pro Kilo. Ähnlich wie beim gewöhnlichen Diesel- oder Benzinmotor. Rund 670 Kilometer lassen sich mit einer Tankfüllung fahren.
Warum der «Hyundai Nexo» auf der Energieeffizienzskala trotzdem nur die Kategorie C erreicht, kann Troxler nicht genau sagen. Er vermutet aber, dass es mit der Herstellung des Wasserstoffs zu tun hat, der in manchen Fällen mit hohem Energieaufwand verbunden ist (siehe Kasten). Ebenfalls ein Grund dafür könnte der Energieverlust sein, der bei der Umwandlung von Wasserstoff in Energie einhergeht. Diese Einbusse sei aber kein Argument gegen das Wasserstoffauto, so Troxler. «Beim Diesel- oder Benzinmotor gehen zwei Drittel der Energie als Wärme verloren. Der Wirkungsgrad beträgt 25 bis 45 Prozent.» Am höchsten sei der Wirkungsgrad beim Elektroauto.
92’900 Franken kostet der «Nexo» brutto. Einen hat Auto Birrer bisher verkauft. «Die Technologie ist relativ neu und somit müssen die Entwicklungskosten auf eine kleine Anzahl Autos abgewälzt werden. Das heisst, dass sie am Anfang teurer sind», erklärt Troxler. Zudem sei der «Nexo» ein «grosszügiger SUV» und hätte alleine deswegen bereits eine höhere Preisetikette. «Mit der steigenden Nachfrage dürfte sich der Preis aber senken.»
Um «Wasserstoffpartner» werden zu können, musste Auto Birrer einen separaten Arbeitsplatz mit Erdungsleitung einrichten. Der Raum musste von den anderen Werkstätten abgetrennt werden und gut lüftbar sein. Denn Wasserstoff ist entzündbar, tritt es in grossen Mengen in einem unbelüfteten Raum aus. «Das wäre das Worst-Case-Szenario», stellt Troxler klar. Da sich das Gas aber relativ schnell in der Umgebungsluft verflüchtige, sei es dadurch nicht gefährlicher als ein Elektro-, Benzin- oder Dieselauto. Mittlerweile haben zwei Mitarbeiter, der Werkstattleiter und seine Stellvertretung, die Weiterbildung zum «Wasserstoff- und Hochvolt-Techniker» absolviert.
Warum der koreanische Autohersteller Hyundai eine der führenden Marken in Sachen Wasserstoffmobilität ist, beantwortet Troxler wie folgt: «Das Volk ist sicher sehr technologie- und innovationsbewusst.» Fragen wie «Bist du der erste? Hast du Pionierfunktion? Oder springst du einfach als Trittbrettfahrer auf, weil es alle anderen auch machen?» spielten sicher mit rein. «Mit dem Elektroauto war es dasselbe. Von Elon Musk kann man halten was man will, aber der Anstoss für das Umdenken musste gegeben werden. Und nun geschieht dasselbe mit den Wasserstoffautos von Hyundai. Alle machen sich jetzt Gedanken, wie sie das ebenfalls machen können. Weil eine Marke gesagt hat, wir wollen einen Schritt vor den anderen sein.»
Sie können Ihre Traueranzeige in Ruhe von zu Hause aus gestalten und aufgegeben. Es stehen Ihnen Muster, Hintergründe und Bilder zur Verfügung.
Anzeige online aufgeben