Von den Nebelschwaden vom letzten Freitag umgeben, liegt die Kleinkindergrabstätte «Tor zum Himmel» auf dem Friedhof der Pfarrkirche St. Marien in Nottwil. Sie unterscheidet sich von den umliegenden Gräbern. An Allerheiligen, dem Gedenktag der Toten, ist die Grabstätte ihrer Bestimmung übergeben worden. Die elliptische Insel auf dem Kinderfriedhof überspannt ein Bogen aus Edelstahl, der die Brücke zwischen Himmel und Erde symbolisiert. Um den Baum in der Mitte des Bogens, der das ewige Leben widerspiegelt, wächst im Frühling blau blühender Beifuss zum Zeichen des Himmels. Die verstorbenen Frühgeburten werden durch das Sternenwindspiel am Bogen sinnbildlich dargestellt, und die Fussabdrücke auf den Flusskieseln, die der Bildhauer Lukas Müller anfertigte, zeigen den kurzen Weg, den sie mit ihren Familien zurückgelegt haben. Der Nottwiler Sakristan Stefan Troxler betrachtet die Grabstätte nachdenklich. «Es ist noch niemand hier beigesetzt. Zum Glück.»
Vor vier Jahren rief der Gemeinderat Nottwil eine Friedhofskommission zur Sanierung des Friedhofs Nottwilins Leben. Während der Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes von zwei Etappen hat sich Stefan Troxler an einen Vorfall, der sich vor ungefähr zehn Jahren ereignete, erinnert. Damals sei eine Familie auf die Gemeinde zugekommen und habe gewünscht, ihr totgeborenes Kind beizusetzen. «Mit der damaligen Friedhofsgestaltung konnte sich die Familie nicht anfreunden und sie liessen ihr Kind in einer anderen Gemeinde begraben.» Da auf dem Friedhof Nottwil genug Fläche vorhanden gewesen sei, plante die Friedhofskommission die Realisierung eines Gemeinschaftsgrabes für Sternenkinder. «Wir wollten allen Eltern, die den Verlust ihres früh entschlafenen Babys verarbeiten müssen, einen würdigen Ort zum Trauern und Gedenken bieten», so Troxler. Die Kleinkindergrabstätte, teilweise finanziert durch die Spendeeiner Privatperson, biete einen besonderen Ort, wo Eltern und Angehörige die Sternenkinder würdig beisetzten und ein kleines Grab gestalten könnten.
Troxler erzählt, er fände es wichtig, dass über dieses Tabuthema geredet werde und dass Eltern eine Beziehung zu ihrem verstorbenen Fötus aufbauen könnten. «Obwohl Sternenkinder nur ein kurzes Leben hatten, bleibt die Bedeutung des Todes dieselbe. Sie haben bei ihren Familien Spuren hinterlassen, die nicht vergessen gehen.»
Auf dem Friedhof in Sursee gebe es eine Grabstätte für Sternenkinder schon seit Längerem, berichtet Marcel Büeler, Bereichsleiter Öffentliche Sicherheit und Friedhofverwalter der Stadt Sursee. «Das Bedürfnis der Eltern, Totgeburten zu beerdigen, war immer vorhanden, jedoch fehlten die geeigneten Grabstätten in den Friedhöfen dafür.» Da viele Mütter ihre Kinder im Luzerner Kantonsspital Sursee zur Welt bringen und es leider hie und da zu Fehl-, Früh- oder Totgeburten kommt, habe die Spitalseelsorge gegenüber der Surseer Friedhofverwaltung den Wunsch geäussert, einen Ort zu schaffen, an dem Eltern die sterblichen Überreste würdig ehren könnten. So sei vor über 25 Jahren die Realisierung der Kleinkindergrabstätte auf dem Friedhof Dägerstein umgesetzt worden.
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