Mitten in der Coronazeit übernimmt die Hochdorfer Familie Baysal den Dorfladen und benennt ihn um in «Bay Market – Euse Dorflade in Hildisrieden». Für Cemil Baysal handelt es sich dabei um ein zweites Standbein. Gleichzeitig ist er Herausgeber und Chefredakteur des Kulturmagazins «Nazar». Das Magazin verhandelt oft Vorurteile und Fragen der Integration gegenüber Migranten – Anliegen, die dem Schweizer mit türkischen Wurzeln äusserst wichtig sind. Seine Ideale möchte er nun auch im Dorfladen umsetzen. So setzt sich das Sortiment zusammen aus Schweizer Produkten sowie solchen aus orientalischen Ländern. Das Sortiment enthält Gemüse und Obst von Bauern im Umkreis, Milchprodukte bezieht der Laden aus der Molkerei Fläcke-Chäsi in Beromünster, während Backwaren jeden Morgen frisch vom Willi-Beck aus Sempach eintreffen.
Und doch sind die türkischen Wurzeln klar spürbar. Viele Produkte, die Schweizer bei ihren Auslandsurlauben zu schätzen wissen, lassen sich in den Regalen finden, wie Sucuk, Pistazien, Ayran und vieles mehr. Die Baysals sehen in der Verbindung von schweizerischen und türkischen Bräuchen ein grosses Potenzial. So betrachten sie die Disziplin und Pünktlichkeit, welche Schweizern oft nachgesagt wird, als Werte, welche sie in der Führung ihres Ladens anwenden wollen, jedoch kombiniert mit der typisch südländischen Wärme.
Â
Wer inmitten der Corona-Krise ein Geschäft eröffnet, der stellt sich einer schwierigen Aufgabe. Für die Baysals ist klar, ihr Laden muss sich irgendwie hervortun und etwas Spezielles anbieten. Diese besondere Eigenschaft soll in ihrem Konzept liegen, welches persönlichen Kontakt zu den Kunden vorsieht. «Einkaufen kann man überall, aber willkommen fühlt man sich selten», sagt Baysal. So sollen die Kunden hier Herzlichkeit erleben. Einkaufen könne wieder um den sozialen Aspekt erweitert werden – repräsentativ wird auch jedem Kunden, ob nun etwas gekauft wird oder nicht, gleich beim Eintreten ein Kaffee angeboten. Durch die spezielle Situation, welche mit Corona einhergeht, gestalten sich die Einkaufsmöglichkeiten für viele Leute schwierig. Besonders ältere Menschen oder Leute mit gesundheitlichen Problemen haben derzeit oftmals Mühe, ihre Einkäufe zu erledigen. Aus diesem Grund beliefert der Bay Market diese Kunden kostenlos bis vor die Haustür. Solche solidarischen Gesten seien wichtig, erklärt Baysal. Es müsse nicht immer um den monetären Gewinn gehen, wer in Menschen investiere, der gewinne mehr.
Die Übernahme eines alteingesessenen Ladens kann durchaus mit gewissen Schwierigkeiten verbunden sein, doch die Baysals sind bisher auf viel Neugier und Wohlwollen von Seiten der Hildisrieder Bevölkerung gestossen. Sobald die Lage es wieder zulässt, möchten die Baysals ein Eröffnungsfest veranstalten, damit die Leute die Möglichkeit haben, den Laden und seine Betreiber kennenzulernen. Serviert werden sollen dabei – geradezu symbolisch für den neuen Dorfladen – türkischer Kaffee und Cervelats.
Sie können Ihre Traueranzeige in Ruhe von zu Hause aus gestalten und aufgegeben. Es stehen Ihnen Muster, Hintergründe und Bilder zur Verfügung.
Anzeige online aufgeben