1968 erschütterten Krawalle europäische Metropolen und rüttelten konservativ geprägte Gesellschaftsschichten auf. Scheinbar unverrückbare Werte gerieten ins Wanken und an Autoritäten wurde gekratzt. Auch die Schweiz blieb nicht von den Ereignissen im Zuge der 68-Bewegung verschont. So gingen beispielsweise die Stadtzürcher Globuskrawalle im Sommer 1968 in die Geschichtsbücher ein. Weniger im öffentlichen Gedächtnis verankert sind auch Ereignisse in der Zentralschweiz, namentlich der Sturm am Abend des 4. Januar 1969 auf die Hauptwache der Stadtpolizei in Luzern. Der Film «Nach dem Sturm» befasste sich mit den Vorkommnissen in der Zentralschweiz, in denen sich die «68er» mit leichter zeitlicher Verspätung ebenfalls manifestiert haben. Das dokumentarische Werk von Jörg Huwyler und Beat Bieri hatte im März 2019 Premiere, gut 50 Jahre nach der Aufruhr in Luzern.
Heterogenität in der konservativen Innerschweiz
Das Aktuelle Sempach lädt am Freitag, 13. März, zu einem Abend ein, der sich rund um die 68er-Bewegungen und deren Folgen dreht. Um 19.30 Uhr beginnt in der Aula des Schulhauses Felsenegg eine Podiumsdiskussion, in welche Ausschnitte des Films «Nach dem Sturm» eingestreut werden. Am Tisch vor dem Publikum sitzen werden der Filmemacher Jörg Huwyler und Co-Produzent Beat Bieri. «Die Zentralschweiz war ein geografischer Raum, in dem drei grosse Autoritäten den Ton angaben: Der Staat, das Militär und die Kirche», erzählt Jörg Huwyler. Es habe aber auch eine stark spürbare Heterogenität gegeben. «Die Themen in Uri waren ganz andere als jene in Zug und sie unterschieden sich nochmals von dem, was die Menschen in der Stadt Luzern bewegte.»
Podiumsteilnehmerin ist zudem die Grüne alt Nationalrätin Cécile Bühlmann. Sie hat die 68er-Bewegung hautnah miterlebt und in ihrer politischen Arbeit unter anderem auch für Frauenrechte gekämpft. In Sempach aufgewachsen, wird sie auch Eindrücke aus der damaligen Zeit in ihrer Heimatstadt zu vermitteln wissen. Bühlmann berichtet: «Ende 60er-Jahre hatte ich mit Politik noch nichts am Hute und habe mich voll auf meine Ausbildung als Lehrerin im Lehrerinnen-Seminar Baldegg konzentriert. Erst die Nachwirkungen von 68, insbesondere die Neue Frauenbewegung haben mich nachhaltig politisiert.»
Zeitzeugen erzählen
Die Podiumsdiskussion wird in erster Line von Zeitzeugen aus Sempach und Umgebung leben. «Wir hoffen, dass viele Leute den Anlass besuchen, welche die Ereignisse ausgangs der 60er-Jahre selber erlebt oder vielleicht auch mitgeprägt haben», wünscht sich Reto Höin vom Aktuellen Sempach. Filmemacher Jörg Huwyler, der auch Sempach filmisch porträtiert hat (unter www.sempach.ch abzurufen), erzählt von umfangreichen Recherchen in Staats- und Filmarchiven sowie Gesprächen mit damaligen Protagonisten, die dem Film vorausgegangen seien. «Viele Menschen in Sempach mögen sich bestimmt auch an die Zeit Ende der 60er-Jahre erinnern», sagt er. «Wir freuen uns, wenn sie am Podium die damalige Zeit nochmals Revue passieren lassen.» Dank solcher Aussagen lasse sich das damalige Geschehen noch besser rekonstruieren. «Gerade auch von Frauen wäre es spannend zu hören, wie ihr Sempacher Alltag gewesen ist.» Im Film kommen nur gerade drei Frauen zu Wort. «Sie mussten damals in der Regel zurückstehen.»
“Nach dem Sturm – 1968 in Sempach, Freitag, 13. März, 19.30 Uhr, Aula Schulhaus Felsenegg. Anmeldungen möglich bis 10. März unter www.aktuelles-sempach.ch.
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