Wenn man mit Trauben verheiratet ist ...

Eich Ausgezeichnete Weine gibt es nicht nur im Ausland, sondern auch direkt vor unserer Haustür. Die Brunner Weinmanufaktur aus Hitzkirch betreibt am Eichberg ihr grösstes Weingut und konnte mit ihren Weinen aus Eicher Trauben bereits auftrumpfen.

14. November 2019

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Mathias und Cristina Brunner stehen stolz vor ihren Rebstöcken. (Foto Ramon Wolf)

Vor wenigen Tagen herrschte noch Hochbetrieb im Weingut Eichberg Sempachersee der Brunner Weinmanufaktur. Doch heute geht schon niemand mehr zwischen den Reben, die sich in den prächtigsten Herbstfarben präsentieren, umher und der kleine, aber feine Unterstand für fleissige Helfer wird langsam, aber sicher winterfest gemacht. Die Zeit der grossen Weinlese ist endgültig vorbei.

Weingut am Eichberg

Von Mitte September bis Ende Oktober verbrachten Mathias und Cristina Brunner sowie ihre vier Mitarbeitenden und ungefähr 20 Teilzeitangestellte fast jede freie Minute auf dem Eichberg, um die begehrten Trauben verschiedenster Sorten ernten zu können. In diesem Jahr war das eine besondere, organisatorische Herausforderung, denn das Wetter wollte nicht immer mitspielen. «Dadurch, dass es im Gegensatz zum letzten Jahr zwischendurch immer wieder geregnet hat, mussten wir den Wetterbericht öfters im Auge behalten, damit wir besser vorausplanen und die schönen Tage auch wirklich nutzen konnten», erzählen Brunners. Insgesamt fast 45 Tonnen Trauben konnten sie in den rund anderthalb Monaten von ihren sechseinhalb Hektaren Nutzfläche auf dem Eichberg ablesen – ein ganz ordentlicher Ertrag, meint Mathias Brunner.

Diese vielen Trauben werden dann im Verlauf der kommenden Wochen gekeltert und verarbeitet. Ein Prozess, der über beinahe zwei Drittel des Weines als Endprodukt entscheidet. Deshalb finden Brunners auch, dass es sich mit Sicherheit lohnt, Tag für Tag oder gar bei Nacht seine Energie zu investieren, um schlussendlich das Optimum herausholen zu können. Danach folgt für die Winzer die erste belohnende Phase, denn «das kontrollierte Nichtstun», bei dem der Wein in aller Ruhe Zeit hat, zu reifen, und dem Produzenten erste Abschätzungen zum Endergebnis ermöglicht, verlangt mehr Geduld als Arbeit.

Heirat mit Reben

Der schöne Platz des Weinguts mit Sicht auf den Sempachersee bringt für die Weinproduktion einige Einschränkungen mit. Besonders die Auswahl der Rebparzellen sei ein wichtiger Punkt, da die Reben, sobald gepflanzt, nicht mehr so schnell verschoben werden können, erklärt der gelernte Winzer Brunner. «Es ist wie eine Heirat, die man mit den Reben eingeht.» Damit diese Heirat auch reife Früchte trägt, spielt ausserdem die Lage der Parzellen eine überaus entscheidende Rolle, denn in der Schweiz ist die Platzierung des Weinguts an einem Südhang aufgrund der viel höheren Sonneneinstrahlung ausschlaggebend. Ebenso wird die Auswahl der Traubensorten durch das Schweizer Klima stark beeinflusst. Brunners können mit ihren über zehn Arten von Chardonnay bis Pinot Noir nichtsdestotrotz ein beachtliches Sortiment an Trauben, die für sie passen, vorweisen.

Qualität statt Quantität

Trotzdem, dass das Ehepaar Brunner auf seinem Weingut noch weit grössere Mengen an Trauben ernteen und da-raus Wein produzieren könnte, möchten Brunners die Grösse des Ertrags auf einem konstanten Niveau belassen, denn für sie gilt «Qualität statt Quantität». Doch dieses ausgeprägte Qualitätsdenken fordert manchmal, beispielsweise beim Ausdünnen der Ernte, auch seine Opfer: «Jedes Kilo Trauben, welches abgeschnitten wird, wäre eine Flasche Wein geworden …».

Diese Qualitätsphilosophie schien sich in den letzten Jahren besonders zu bewähren, denn die Brunner Weinmanufaktur konnte in diesem Jahr gleich vier Bestauszeichnungen in Empfang nehmen – unter anderem produzierte sie den «Luzerner Wein des Jahres» in der Kategorie Rotwein Sortenrein.

Das Weinkenner-Ehepaar Brunner hat trotz aller Erfahrung keinen wirklichen Lieblingswein. Die beiden trinken gerade deshalb unterschiedliche Weine, auch aus Nachbarländern der Schweiz, damit Neues kennengelernt und entdeckt werden kann. Dabei spielt für sie auch immer die Situation rund um den Wein eine elementare Rolle, denn man sollte jeweils «nicht den richtigen, sondern den passenden Wein» finden. Laut Brunners schmecke auch der beste Wein der Welt alleine niemals gleich, wie wenn er mit guten Freunden genossen wird.

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