Es ist hinlänglich bekannt, dass Feuerwerks- und Knallkörper Tiere stressen können. Und doch scheinen viele Leute dies zu vergessen, wenn sie sich am optischen und akustischen Spektakel erfreuen wollen. Davon weiss Landwirt Florian Stofer zu berichten, der zusammen mit seiner Partnerin Annika Stofer den Hof Adelwil in Sempach Station betreibt, zu dem auch eine Pferdezucht gehört. «Auch an diesem Silvester haben unsere Tiere wieder unter dem Einsatz von Feuerwerk gelitten», erzählt Stofer. Vor allem die Böller führten zu Stresssituationen und Panikreaktionen. «Ein Fohlen ist derart erschrocken, dass es in eine Wand gerannt ist und sich schwer am Kopf verletzt hat», berichtet Stofer. Es sei für ihn je länger je mehr unverständlich, dass solch ohrenbetäubende Knallkörper für jedermann erhältlich seien.
Aus seiner Sicht ist an diesem Silvester mehr Feuerwerk in die Luft gelassen worden als andere Jahre. Florian Stofer vermutet, dass dies mit den trockenen beiden letzten Nationalfeiertagen zu tun haben könnte, an denen teilweise sogar auf Feuerwerk verzichtet werden musste. Diesen Trend noch befeuert hat im letzten Jahr die Corona-Pandemie, weil Gemeinden auf ihre öffentlichen 1.-August-Feiern mit Feuerwerk verzichteten. «Bei vielen Menschen haben sich wohl noch Feuerwerks-Reserven gestapelt», mutmasst Stofer.
Tierarzt Pascal Bucher musste am Morgen des 1. Januar das verletzte Fohlen betreuen. «Das Fohlen hatte sich die Stirn aufgeschlagen. Doch glücklicherweise kann davon ausgegangen werden, dass sich das Jungtier erholt.» Vor allem die lauten Knalle erschreckten Tiere. «Sie können nicht einordnen, was in einem solchen Fall passiert, und reagieren mit Fluchtreflexen.» Am Nationalfeiertag und dem Silvester könne man die Tiere eher noch schützen, weil man ja von den Feuerwerken wisse. Am besten halte man Pferde in Boxen und Katzen und Hunde im Haus. Jedes Jahr würden nach diesen Feiertagen aber auch Katzen und Hunde vermisst, weil sie davongerannt seien.
Pascal Bucher hat aber schon noch tragischere Einsätze wegen Feuerwerk erlebt. Er berichtet davon, dass einmal wegen eines privaten Feuerwerks von Gästen eines Restaurationsbetrieb in der Region sich ein Fohlen derart schwer verletzt habe, dass er es habe auf dem Platz einschläfern müssen. «Das Feuerwerk war nicht angekündigt und die Betreiber des Pensionsstalls waren entsprechend unvorbereitet. Es empfiehlt sich jedenfalls, Nachbarn rechtzeitig zu informieren, wenn man ein Feuerwerk plant.»
Balz Koller ist Hundezüchter. Er führt mit seiner Partnerin Angelina Schaffner den Hundecampus in Neuenkirch. Auch er bestätigt, dass lautes Feuerwerk für Hunde belastend ist. Im Hundecampus habe er gerade über Silvester und 1. August immer wieder Tiere zu Gast, deren Halter sie wegen der Knallerei in Obhut gäben. «Hier in einem ruhigen Raum sind die Hunde gut abgeschirmt und bekommen vom Lärm nichts mit. Zudem sorgt bei uns Hintergrundmusik dafür, dass die Hunde nicht jedes Geräusch wahrnehmen und es sorgt für eine beruhigende Grundstimmung.» Ein solches Vorgehen empfehle er Kleintierbesitzern.
«Ich finde Feuerwerk und Knallkörper zu Feierlichkeiten grundsätzlich nicht mehr zeitgemäss», sagt Balz Koller. Er sei zwar gegen ein Verbot und könne verstehen, dass Menschen sich daran erfreuen. «Doch heute gibt es mit Laser-, Drohnen und Lichtshows, untermalt mit Musik, Alternativen, die erst noch den Lärm- und Umweltschutz gewährleisten.» Laut eidgenössischer Tierschutzverordnung, Artikel 73, seien Strafschüsse, also Knallgeräusche zur Erziehung von Hunden, verboten. «Ein Hund kann ja nicht merken, dass es sich bei Feuerwerksgeräuschen um etwas anderes handelt.»
Landwirt Alexander Albisser, selber Hundehalter und Betreiber eines Offenstalls für Pferde im Seesatz in Sempach, bekommt die Immissionen noch stärker mit, weil sein Grundstück unmittelbar neben einem Quartier liegt. «Bei uns sind an Silvester gleich neben dem Stall etliche Feuerwerkskörper gezündet worden», erzählt Alexander Albisser. Dies bedeute auch immer erhöhte Brandgefahr. Er bemängelt eine grundsätzliche Sensibilität der Menschen für die Auswirkungen von Feuerwerken auf Tiere. Er habe auch schon das Gespräch gesucht. In der Regel spüre er aber wenig Einsicht beim Gegenüber und das Argument, die Kinder hätten eben viel Freude daran, werde aufgeworfen.
Bei ihm sei in der Silvesternacht viel Panikenergie im Kuhstall spürbar gewesen. «Die Kühe haben ständig zwischen dem Auslaufbereich und dem Stall hin und her gewechselt.» Und die Pferde seien unkontrolliert herumgerannt. «Das war nicht nur für die Tiere gefährlich, sondern auch für uns Betreuungspersonen.» Man habe etwa zwei Stunden im Stall verbracht, um in dieser Situation bei den Tieren zu sein. «Die Familie hatte nicht so viel vom Jahreswechsel.»
Die Polizei rät davon ab, Feuerwerk in der Nähe von Scheunen oder Tiergehegen abzufeuern. Sie appelliert an die Eigenverantwortung der Leute.
Die Luzerner Polizei hat ein Merkblatt für den Umgang mit Feuerwerk herausgegeben. Darin steht unter anderem, dass von 22 bis 6 Uhr eine Nachtruhe gilt, der Abschussplatz am Tag zu wählen ist und Raketen nur aus gut verankerten Röhren abgefeuert werden sollen. Zudem darf Feuerwerk nicht in der Nähe von Spitälern, Bauernhöfen, Scheunen, Tiergehegen, Waldrändern oder Menschenansammlungen gezündet werden. Mit Ausnahme der Nachtruhe sind dies alles Empfehlungen. Für das Abfeuern von Feuerwerk ist keine Bewilligung notwendig, einer solchen bedarf nur der Erwerb von Grossfeuerwerken.
Ungeeignete Abschussplätze
Die Luzerner Polizei hat im Zuge des Silvesters 14 Meldungen im Zusammenhang mit Feuerwerk erhalten, wie Mediensprecher Christian Bertschi informiert. In vier Fällen sei es zu einem Brand oder einer Sachbeschädigung gekommen, drei Meldungen erfolgten wegen Ruhestörung. Sieben Meldungen betrafen die Wahl des Abschussplatzes (etwa in Wohnquartieren zwischen Autos oder ähnlichem).
Sie können Ihre Traueranzeige in Ruhe von zu Hause aus gestalten und aufgegeben. Es stehen Ihnen Muster, Hintergründe und Bilder zur Verfügung.
Anzeige online aufgeben