Die Gemeinde-Tageskarte bietet am aufgedruckten Datum freie Fahrt auf dem öffentlichen Verkehrsnetz in der Schweiz, vergleichbar mit dem Generalabonnement. Zu einem bestimmten Preis können Gemeinden ein Jahreskontingent solcher Tageskarten beziehen. Dieser liegt bei den Gemeinden in der Region Sempachersee in der Regel zwischen 40 Franken für Einheimische und 45 Franken für Auswärtige. Als Trienger steigt man schon für 35 Franken in ein öffentliches Verkehrsmittel, als Mauenseer für 38 Franken.
Waren diese Tageskarten über Jahre ein Renner, ist die Nachfrage in den letzten Jahren gemäss der öV-Branchenorganisation Alliance Swiss Pass stetig gesunken. Deren Mediensprecher Reto Hügli erklärt: «Der Absatz ist seit Jahren rückläufig.» Grund sei unter anderem das geänderte Nutzerverhalten. Der überwiegende Teil der Bahn- und Busbillette werde heute online gelöst. «Mehrere Statistiken sprechen von einer Smartphone-Durchdringung in der Schweizer Bevölkerung von über 90 Prozent.» Die Gemeinde-Tageskarten kann man wohl über die Plattform www.tageskarte-gemeinde.ch reservieren, abzuholen sind die meisten aber vor Ort auf einer Gemeindekanzlei.
Aus Marktforschungen wisse Alliance Swiss Pass zudem, dass ein Grossteil der heutigen Tageskarte-Gemeinde-Kunden bereits im Besitz eines Halbtaxabos sei. Diese Nutzer profitieren von anderen Angeboten des Sparsortiments im öffentlichen Verkehr, so namentlich von Spar-Tageskarten, die bei frühzeitiger Reservation mit Halbtax schon ab 29 Franken zu kriegen sind, oder von Sparbilletten. Die «interne Konkurrenz» setzt der Gemeinde-Tageskarte somit ebenfalls zu.
Dazu kommt noch, dass laut Reto Hügli junge Menschen die Gemeinde-Tageskarte weniger nutzen als ältere. «26 Prozent der Käufer von Gemeinde-Tageskarten sind über 65 Jahre alt.» Bei der Spar-Tageskarte liege dieser Wert sogar bei 29 Prozent. Daraus könne gelesen werden, dass auch ältere Menschen durchaus Billette online lösten.
Ende 2023 wird Schluss sein mit der Gemeinde-Tageskarte. Reto Hügli von Alliance Swiss Pass stellt aber in Aussicht, dass man mit dem Schweizerischen Gemeindeverband und dem Städteverband gemeinsam an einem attraktiven Angebot arbeite, das den Gemeinden und Städten ab 2024 exklusiv zur Verfügung stehen solle. Spruchreif sei noch nichts. Aber denkbar seien vergleichbare Angebote wie bei Grossverteilern oder der Post, die von Zeit zu Zeit Fahrausweise des öffentlichen Verkehrs zu Sondertarifen verkaufen. «Die öV-Branche ist darüber hinaus bereit, das Kontingent an Spartageskarten dauerhaft und deutlich zu erhöhen.»
Eine Umfrage bei Gemeinden der Region belegt, dass die Angebote mit Gemeinde-Tageskarten seit Jahren defizitär sind. So bräuchte es eine Auslastung von deutlich über 90 Prozent, damit Gemeinden ihr Angebot kostendeckend betreiben könnten. Die meisten Gemeinden lagen im 2020 aber zwischen rund 57 Prozent (Eich, Geuensee) und 64 Prozent (Oberkirch, Knutwil). Ausreisser nach unten waren Schenkon mit knapp 50 und Mauensee mit knapp 53 Prozent). Am oberen Ende der Skala liegt Sursee mit knapp 73 Prozent verkauften Tageskarten im 2020.
Was auch auffällt: Im letzten Jahr brachen die Verkäufe zusätzlich deutlich ein wegen der Corona-Pandemie. Als Beispiel dient hier Geuensee, das 2019 noch 85,6 Prozent Karten an die öV-Reisenden gebracht hatte. Schenkon fuhr vor allem in den Monaten April und Mai sowie von Oktober bis Dezember hohe Verluste ein. Die Auslastung lag stets unter 20 Prozent, im November bei kläglichen gut zwei Prozent und im Dezember bei knapp neun Prozent. Sempach hat im 2020 rund 21’000 Franken weniger eingenommen als in den Vorjahren. Wie der Bereichsleiter Finanzen, Markus Frey, festhält, werde man aber die Tageskarten sicher bis zum Schluss anbieten.
Die meisten Gemeinden halten trotzdem vorderhand noch am Tageskarten-Angebot fest. Den Verkauf eingestellt hat seit dem 1. April bereits Geuensee. Wann und ob die Tageskarten wieder verkauft würden, sei noch nicht bekannt, heisst es dort auf Anfrage. Nottwil hat in seinem Infoheft bereits angekündigt, dass die Gemeinde-Tageskarten nach Juni dieses Jahres nicht mehr erhältlich sein werden. Eich verfüge aktuell noch bis Ende November über Tageskarten. Ob für 2022 wieder solche bestellt würden, sei noch nicht klar.
Preise Die Tageskarten müssen die jeweiligen Gemeinden bei der SBB als Jahreskontingent beziehen. Die Preisentwicklung zeigte tendenziell stetig nach oben, was das Beispiel von Schenkon, das die Gemeinde-Tageskarten seit 1999 anbietet, eindrücklich illustriert. Als Schenkon startete, legte die Gemeinde pro Karte (zwei im Angebot) lediglich 4400 Franken hin. 2008 (ab dann drei Karten im Angebot) waren es dann 9775 Franken. 2013, 2014 und 2016 folgten weitere Aufschläge, bis ab 2018 dann die noch heute gültigen 14’000 Franken zu zahlen waren, also knapp 320 Prozent mehr als noch 1999.
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