Der Balkon löst die Restaurantterrasse ab und der Gasgrill im Garten wird anstelle der Brätlistelle im nahegelegenen Wald genutzt. Es sind besonders die jetzigen Sonnenstunden, in denen es schwerfällt, zu Hause zu bleiben. Neben der Verlockung, Zeit im Freien zu verbringen, bereiten die angenehmen Temperaturen auch ein anderes Problem. Denn seit Wochen brennt die Sonne auf die Schweizer Böden und grössere Regenfälle blieben gänzlich aus. Nun wird die Trockenheit in verschiedenen Lebensbereichen spürbar.
Reserven sind im Spiel
Für den Baumbestand ist die Situation noch nicht prekär», erklärt Revierförster Ruedi Helfenstein, der unter anderem die Wälder in Rain, Neuenkirch und Hildisrieden beaufsichtigt. Das liege daran, dass hauptsächlich die oberste Lage des Bodens, die Streuauflage, trocken sei, die tieferen Waldböden jedoch noch Wasserreserven aufwiesen. Dies geht aus einer gutachtlichen Einschätzung des Forstdiensts hervor. Helfenstein ergänzt, dass sich die Lage bei längerer Trockenheit jedoch verschärfen und zu erheblichen Trockenschäden führen könne.
Ähnlich sei das auch bei den Schäden durch den Borkenkäferbefall, der durch die Hitzesommer der vergangenen Jahre eingesetzt hat. Aufgrund der Trockenheit sind die Abwehrmechanismen der Fichten in den regionalen Wäldern eingeschränkt und der natürliche Feind, der Borkenkäfer, habe ein leichtes Spiel, so Helfenstein.
Würde man dieses Szenario im Zusammenhang mit einer starken Klimaveränderung über Jahrzehnte extrapolieren, so wäre das Ergebnis verheerend: «Im Extremfall würden unsere Wälder so aussehen wie sie heute in Südeuropa zu finden sind: Föhren- und Eichenwälder.» Wie stark sich das Klima konkret ändern wird, bleibt abzuwarten. Durch die Förderung eines möglichst breiten Baumartenspektrums könne man den Wald die Anpassungsfähigkeit des Waldes verbessern, so Helfenstein. «Man kann diese Strategie mit einer finanziellen Anlage vergleichen. Je länger die Anlage dauert, desto grösser sollte die Risikoverteilung sein.» Trotz allem ist Revierförster Helfenstein optimistisch gestimmt: «Unsere Wälder ertragen durchaus eine Trockenperiode.» Eine ein- bis zweiwöchige Regenphase wäre allerdings wünschenswert, um die Lage zu entschärfen, meint er.
Bewässern ist Aufwand
Für den Hildisrieder Landwirten Urs Niederberger, der auf seinem Hof Halde Milchwirtschaft betreibt und im hauseigenen Hofladen Obst, Beeren und Blumen aus Eigenanbau verkauft, hätte eine länger andauernde Trockenperiode schon in diesem Jahr schwere Folgen. Zwar müsse er die Beeren im Gewächstunnel sowieso bewässern, doch käme durch das zusätzliche Giessen der Obstbäume und anderer Jungpflanzen ein grosser Mehraufwand hinzu, meint er. «Bei Wasserknappheit muss ich Prioritäten setzen und schlussendlich die ergiebigsten Pflanzen versorgen.» Dass durch die Trockenheit auch die Wiesen beeinträchtigt werden könne und er folglich für seine Kühe von den beschränkten Futterreserven Gebrauch machen müsse, hofft Niederberger nicht.
Bedingtes Feuerverbot
Der Kanton Luzern schätzt die Gefahr von Waldbränden als erheblich ein (Stand Mittwoch) und erlässt ein bedingtes Feuerverbot in Wald und Waldesnähe. Dies beinhaltet das ausschliessliche Benützen fest installierter Feuerstellen. Die Gemeinde Knutwil erliess das Feuerverbot bereits in weiser Voraussicht vor Ostern. Die beiden Kantone Graubünden und Tessin riefen vergangene Woche ein absolutes Feuerverbot im Freien aus. Der Kanton Luzern schliesst nicht aus nachzuziehen. Auch in den übrigen Landesteilen folgen nächstens strengere Massnahmen bezüglich des Feuerverbots.
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