Tell bekannte sich zur Neutralität

Sempach muss einen guten Draht nach oben haben. Schon am Jodlerfest vom Wetterglück heimgesucht, stimmten auch an der 1.-August-Feier die Wetterbedingungen trotz zweifelhafter Wetterprognose. Und so waren viele Gäste in und ums Städtli auszumachen. An der Seeallee bekamen sie erst einmal 23 ohrenbetäubende Kanonenschüsse von den Herrgottskanonieren serviert, bevor der Einzug ins Städtli begann. Angeführt von der Harmoniemusik, bewegte sich der Tross bis zur Kirchentreppe, welche die historische Kriegergruppe, Stadtpräsident Jürg Aebi mit zwei Ehrendamen und Schulkinder mit Fackeln und Lampions säumten. 

KI bedient Tell

Nach der präsidialen Rede begann die multimediale Performance des Sempacher Filmemachers Marco Sieber und seinem Team. Die Gäste der Bundesfeier lauschten den Fragen, die von zwei Klassen der Kanti Sursee stammten, vorgetragen von Kimberly Bucher und Leonie Wolfisberg, und die sich um Innen- und Aussenpolitisches, ums Weltgeschehen und ebenjene Neutralität rankten, die in der Schweiz immer mal wieder zu Diskussionen führt. Die Antworten lieferte der junge Wilhelm Tell, ein Schauspieler mit breitem Urner Dialekt, der auf die Kirchenwand projiziert wurde. Er hatte diese jedoch nicht selber ersonnen, sondern die künstliche Intelligenz Chat GPT war mit den Fragen der Kantiklassen konfrontiert worden. Es war erstaunlich, wie aussagekräftig Tells Antworten waren, auch wenn die eine oder andere Plattitüde vorkam, wie etwa beim Ukrainekrieg, wo doch die internationale Gemeinschaft zusammenstehen und helfen müsse. Die Neutralität sei eine wichtige Schweizer Errungenschaft und gehöre zum Kern des Landes.

Feuer werkte nur am Himmel

Zu späterer Stunde wartete traditionsgemäss das grosse Feuerwerk auf der Wiese oberhalb des Seeclubs. Wie schon den ganzen Abend konnte man auch dabei wieder Sprachen hören, die darauf hindeuteten, dass nicht bloss Sempacherinnen und Sempacher, sondern auch etliche Touristen der Bundesfeier beiwohnten. Wie gewohnt hatte der Stadtrat beim erhellen der farbigen und knallenden Pilze am Himmel keinen Aufwand gescheut. Nur das Feuer, für welches die Guuggenmusik Märebrätscher verantwortlich zeichneten, wollte nicht recht in Flammen aufgehen. Dies schmälerte das 1.-August-Erlebnis an diesem Abend jedoch keineswegs. 

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