Das Geheimnis liegt unterhalb des Bretts und heisst Mast. Er ist rund 85 cm lang. An ihm hängt eine flügelähnliche Konstruktion. «Hier sind ein Auftriebsflügel und ein Stabilisatorflügel angemacht. Sie sind messerscharf und sorgen für den Auftrieb», erklärt Christian Berner. Die ganze Konstruktion unterhalb des Bretts wird auch «Hydrofoil» genannt.
Die Tragfläche des Auftriebsflügels entwickelt durch das darunter und darüber strömende Wasser eine starke Auftriebskraft. Die beiden Flügel bestehen aus Karbon. Die Bretter sind breiter, aber kürzer als beim klassischen Windsurfen.
Der Vorteil des Windfoilens ist, dass viel weniger Wind benötigt wird als beim Windsurfen, was vor allem auf Schweizer Seen mit geringem Wind attraktiv ist. Zwei, drei Windstärken genügen, um zu gleiten.
Vor zwei Jahren entdeckte Christian Berner diese neue Sportart in Griechenland. Im Juni probierte er das Windfoilen erstmals auf dem Urnersee aus. «Ich konnte schon fliegen, aber es war komisch instabil.» Viel Geschick beim Balancieren sei gefragt. Man müsse versuchen, im Lot zu bleiben.
Windsurferfahrungen halfen ihm, in kurzer Zeit erste Erfolge zu haben. Doch das Windfoilen ist – zumindest am Anfang – sehr anstrengend. «Ich fühle mich nach jeder Session wie nach zwölf Runden Boxen. Die Stürze sind heftig.» Blaue Flecken inklusive. Helm tragen ist von Vorteil.
Der 45-jährige Surseer erklärt den Ablauf beim Start: «Ich steige mit dem Brett, dem Segel und dem Mast ins Wasser. Dann stehe ich auf das Brett, reisse drei- bis viermal am Segel und pumpe mit dem Brett.»
Anders gesagt: «Sobald man Geschwindigkeit im Wasser bekommt, entsteht durch die über das Profil gleitende Strömung Auftrieb, der einen dann nach oben hebt.»
Dank der geringen benötigten Windstärke kehrte Christian Berner, der eine lange Erfahrung mit dem Windsurfen hat, nach mehreren Jahren Pause diesen Sommer wieder mit einem Brett zurück auf den Sempachersee. Die Leute auf dem See staunten, wie er über das Wasser flog. «Wow, er fliegt», hörte er immer wieder.
Noch sieht sich Christian Berner als Anfänger, doch stürze er bereits viel weniger oft als zu Beginn des Sommers. Auf dem Sempachersee fliegen derzeit wenige über das Wasser. «Die Szene ist noch klein, wächst aber relativ schnell», ist er überzeugt. Auftrieb erhält die Sportart auch durch die erste Teilnahme an den olympischen Spielen 2024. Den Boom bremsen derzeit noch Lieferschwierigkeiten des Materials, das aus Thailand eingeflogen wird.
Christian Berner tummelt sich derweil weiter auf dem See. «Ich möchte nun erste Tricks üben. Das wird eine neue Herausforderung», sagt er und träumt von weiteren Flügen über den Sempachersee.
Auch wenn die Bezeichnung Foil beim Segeln, Kiten und Windsurfen erst wenige Jahre jung ist, entstand die Idee im Schiffbau zu Zeiten Kaiser Wilhelm II. Um 1900 wurden die ersten Tragflügelboote entwickelt und gebaut. Auch Streitkräfte diverser Nationen griffen immer wieder auf die Aussergewöhnliche Technologie zurück, ehe sie etwas in Vergessenheit geriet. Zurück in die breite Aufmerksamkeit schaffte es Foil durch den Erfolg im Segelsport. (red)
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