Gut 200 Teilnehmende strömten am Mittwochabend an die 128. DV des KMU- und Gewerbeverbands KGL im Hotel Drei Könige. Darunter waren auch zahlreiche Ehrengäste des KGL sowie verschiedene Politiker. Präsident Peter With begrüsste die Anwesenden mit einleitenden Worten und stellte fest, dass die DV des KGL zum ersten Mal überhaupt im Entlebuch stattfand.
«Alle im Saal Versammelten leisten grosse Arbeit für unsere Wirtschaft», betonte er. Sei es als aktive Unternehmer, sei es als Präsidenten oder als Politiker. Der Präsident von Gwärbentlebuch, Sacha Achermann, zählte daraufhin einige Highlights der Entlebucher Wirtschaft auf. Dann übernahm Vreni Schmidlin, Gemeindepräsidentin von Entlebuch, das Mikrophon und führte die Anwesenden in die Schönheit ihrer Gemeinde ein, die 3200 Einwohner zählt.
Nachher führte KGL-Direktor Gaudenz Zemp zügig durch den geschäftlichen Teil und betonte, dass sich der KGL in den schwierigen Corona-Jahren stark für seine Mitglieder einsetzen. Die Härtefallmassnahmen konnten weiterentwickelt und die Wirtschaft sogar gestärkt werden. Das jährlich durchgeführte KMU-Barometer prognostiziert für das kommende Jahr vielversprechende Aussichten. Auch konnten im vergangenen Juli 4051 Lernende in 291 Berufen ihre Lehre erfolgreich abschliessen. Ein weiterer Hauptpunkt war die Neuüberarbeitung der Website.
Abschliessend definierte er das vergangene Jahr als anstrengend aber auch lehrreich. Die Jahresrechnung bewegte sich im budgetierten Rahmen und die Bilanz zeigt eine gesunde Basis des Verbands. Auch das Budget 2022 weist keine grossen Unterschiede zum Budget ‘21 aus. Der Jahresbeitrag bleibt bei 95 Franken. Nach dreimal Ja zu diesen Finanz-Traktanden entlastete die DV den Vorstand.
Das abtretende Vorstandsmitglied Roland Meyer wurde mit einem Gedicht verdankt und mit kräftigem Applaus zum Ehrenmitglied gewählt. Als Nachfolger einstimmig gewählt wurde André Aregger aus Ufhusen.
Gaudenz Zemp blickte noch auf die bevorstehenden Projekte: Erwähnt sei das Thema Mobilität. Der KGL plädiert dafür, dass Gewerbefahrzeuge als Wirtschaftsverkehr analog zum öffentlichen Verkehr priorisiert behandelt werden sollen. Zudem will der KGL sich bei den kommenden Wahlen dafür einsetzen, dass wieder Frauen in den Regierungsrat gewählt werden.
Michael Hermann, Geschäftsführer von sotomo, referierte zum Thema «Gibt es einen Graben zwischen Stadt und Land?» In seinen Studien stellte er fest, dass viele das Leben auf dem Land mit schönen Wiesen und Bauern, die von Hand melken, gleichsetzen. Sie wüssten gar nicht, wie digitalisiert die Landwirtschaft sei. «Die Städter schreiben den Menschen auf dem Land Attribute wie sympathisch, hilfsbereit, traditionell und gesellig zu.» Umkehrt werde der Städter als arrogant, konsumfreudig, oberflächlich und egoistisch eingeschätzt.
Speziell an der Schweiz sei, führte er weiter aus, dass sie aus Stadt- und Landorten entstanden ist, die sich auf Augenhöhe zusammen schlossen. Ein Gleichgewicht herzustellen und die Balance zu halten, sei deshalb bei den Schweizern «in den Genen drin». Übrigens habe sich Luzern 1848 bloss für die Bundesverfassung ausgesprochen, weil die Stimmenthaltungen als Ja-Stimmen gezählt wurden.
Die politischen Trends kommen mehrheitlich von den Städten. Politisch überstimme aber das Land, mit den Ausnahmen Jagdgesetz und Zweitwohnungsgesetz. Einen Graben stellte Michael Hermann dennoch fest; den Grüezi-Graben. Auf dem Land grüsse man sich eher als in der Anonymität der Stadt. Dennoch beobachtet er eine «Entdörflichung» des ländlichen Raums. Das führt dazu, dass es auf dem Land für Vereine schwieriger werde, Mitglieder zu finden. Parallel dazu würden in der Stadt dörfliche Strukturen wachsen, wie neue Wohnformen oder das Urban Gardening.
«Da es in der Stadt mehr Menschen gibt, haben solche neuen Strukturen weniger Probleme, Menschen zum Mitmachen zu finden.» Er erkennt ein Potenzial auf dem Land mit dem Home office. Menschen können so auf dem Land wohnen und dennoch ihrer städtischen Arbeit nachgehen. Zusammenfassend sieht Michael Hermann zwar Gegensätze zwischen Stadt und Land, aber keine Gräben. «Um diese Gegensätze zu überbrücken», plädiert er dafür, sollen wir gegenseitiges Verständnis schaffen, beispielsweise mit persönlichen Kontakten oder gegenseitigen Besuchen.»
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