Nach einigen ausgesprochen windigen Tagen begrüsste Belgrad die Ruderinnen und Ruderer am Finaltag zumindest am Vormittag mit relativ flachem Wasser. Der Wind aber frischte auf die Mittagsstunden hin etwas auf, sodass die Medaillenrennen bei aufgerautem Wasser bestritten wurden.
Alsbald fragten sich die Schweizer Ruderfans sorgenvoll, ob die Verhältnisse noch fair waren. Andrin Gulich und Roman Röösli ruderten ihr Medaillenrennen auf der möglicherweise leicht benachteiligten Bahn 5. In der Folge gelang den USA und Grossbritannien der beste Start. Der Start der Schweizer: Es gab schon bessere.
Irritieren liess sich das Duo indessen nicht, auch wenn in dieser Rennphase die Iren das höchste Tempo veranschlagten. Das irische Boot passierte denn auch die erste Streckenmarke bei 500 Metern in Führung vor Grossbritannien mit 0,47 und der Schweiz mit 0,90 Sekunden Rückstand. «Natürlich gingen wir an den Start mit dem Gedanken, dass wir heute WM-Gold holen werden», sagte Andrin Gulich nach dem Rennen. «Als sich dann aber die Briten nach 800 Metern nicht absetzen konnten, sahen wir unsere Chance gekommen.»
Bei 1200 Metern hatte sich die Schweiz bereits bis an Irland herangeschoben, um das Boot nicht mal 200 Meter später hinter sich zu lassen. Die Iren verloren auf den letzten 250 Rennmetern noch Silber respektive Grossbritannien setzte zum finalen Endspurt an, der für WM-Silber reichte, jedoch das Schweizer Boot nicht mehr gefährden konnte. Mit einem respektablen Vorsprung von 2,37 Sekunden fuhren Andrin Gulich und Roman Röösli ins Ziel. «Seit Kindsbeinen an ist der Weltmeistertitel mein Traum», so Roman Röösli. «Jetzt hat es endlich geklappt, ich kann diese Gefühle kaum beschreiben. So eine gute Saison hatte ich in meiner ganzen Ruderkarriere noch nie.» Wie wahr, die beiden standen in dieser Rudersaison bei jeder Weltcup-Regatta auf dem Podium, holten den Sieg im Gesamtweltcup und konnten sich zuerst als Europa- und nun als Weltmeister feiern lassen. Zudem ist ihr Boot für die Olympischen Spiele in Paris qualifiziert. Ein historischer Tag. Noch nie konnte die Schweiz im Zweier ohne Steuermann den Weltmeistertitel gewinnen.
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