Das Statement ist klar. Die SP will ihren Regierungsratssitz zurück und besetzt werden soll dieser von einer Frau. Ins Rennen ziehen werden Ylfete Fanaj (Luzern), Kantonsrätin Melanie Setz (Emmenbrücke) und die ehemalige Kantonsrätin und nun Co-Präsidentin der SP Sursee, Yvonne Zemp. Am 22. Juni stellten sich die Kandidatinnen im Pfarreizentrum Sursee vor. Moderiert wurde der Abend von Martin Bisig.
Es habe kein explizites Ereignis gegeben, dass sie politisiert habe, antwortete Yvonne Zemp auf die Frage von Martin Bisig. Es seien verschiedene Momente gewesen. Aufgewachsen auf einem Bauernhof im Entlebuch habe jedes Familienmitglied mitanpacken müssen. Eine klassische Rollenverteilung habe sie dort nicht wahrgenommen. Auch hatte sie Glück, die KV-Ausbildung machen zu dürfen. Das sei damals nicht selbstverständlich gewesen. Viele ihrer Schulkolleginnen durften nicht einmal in die Sek. Auch Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Lohnungerechtigkeiten trugen zu ihrer Politisierung bei.
Bei Ylfete Fanaj gab es verschiedene Ereignisse, die sie in die Politik bewogen haben. Zum einen hat sie als Jugendliche am eigenen Leibe erfahren müssen, dass in der Schweiz nicht alle Menschen dieselben Chancen haben. Um die 200 Bewerbungen musste sie schreiben, um eine Lehrstelle zu erhalten. Gute Noten und ein gutes Benehmen alleine genügten nicht. An weitere Grenzen stiess sie später, als sie ein Studium machen wollte. Ihre Familie, die nur ein tiefes Erwerbseinkommen hatte, konnte sich dieses nur dank Prämienverbilligungen leisten.
Von Yvonne Zemp, die sich selber als Teamplayerin bezeichnet, wollte Martin Bisig wissen, wie sie diese Fähigkeit im Regierungsrat einbringen würde. «Gerade wenn man SP-Politik macht, hat man auf dem Land nur Überlebenschancen als Teamplayerin. Man muss mit den Parteien ins Gespräch kommen. Findet man keine Mehrheit, muss man mit Fakten überzeugen», so Yvonne Zemp. Ein Anliegen sei ihr, wenn sie denn gewählt würde, die Kommunikation mit den Land-Gemeinden zu verbessern. «Ich würde schauen, das man einander wieder mehr auf Augenhöhe begegnet, dass man die Gemeinden ernst nimmt mit ihren Anliegen, dass man zuhört und in die Zusammenarbeit investiert.»
Auch sollten auf dem Land mehr kantonale Dienstleistungen vorhanden sein. Schliesslich laute die Parole des Kantons «Stadt und Land – ein Kanton». «Man muss die Landgemeinden mehr respektieren. Und zwar mit Taten und keinen schönen Parolen.»
Von Melanie Setz, Kantonsrätin und Diplomierte Pflegefachfrau, wollte Martin Bisig wissen, woran der Kanton kranke und was sie ihm verordnen würde. Die Hauptkrankheit, an der der Kanton leide, seien seine Sparprogramme. Die Absicht, einen möglichst schlanken Staat zu führen, meinte Melanie Setz. Das sehe man am besten anhand der öffentlichen Dienste. Der Polizei, den Spitälern, der Verwaltung. «Das Sparen hat die Menschen zermürbt.» Aktuell laufe vieles unter Effizienzsteigerung. In Service public Berufen, wo man mit Menschen zu tun habe, sei dies aber kontraproduktiv. «Da müssen wir einfach Zeit investieren. Sei es in der Bildung, der Sicherheit, der Gesundheit. Aber der Grundtenor im Kanton Luzern lautet: Keine Zeit haben, weil man kein Geld hat.»
Am Ende der Veranstaltung blieb noch Zeit für eine Fragerunde. Ein Teilnehmer wollte von den Kandidatinnen wissen, wie sie die Betreuung ihrer Kinder mit dem Pensum eines Regierungsrats, dass teils über 100 % beträgt, managen würden. «Ich werde das ähnlich organisieren wie Regierungsrat Fabian Peter, als er vor vier Jahren gewählt wurde. Nur wurde ihm diese Frage wohl weniger gestellt, als sie Ylfete Fanaj und mir bald gestellt werden wird», antwortete Melanie Setz. Ihr Arbeitspensum betrage jetzt bereits über 130 %, die Kinderbetreuung sei ihre kleinste Sorge. Auch Ylfete Fanaj bestätigte: «Wir tragen alle jetzt bereits verschiedene Hüte. Wir arbeiten nicht zu normalen Bürozeiten.» Wichtig sei es, sich Zeitfenster freizuhalten.
Yvonne Zemp ist gebürtige Entlebucherin, wohnt jedoch in Sursee. Sie ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Von 2012 bis 2020 war sie Kantonsrätin sowie Prorektorin des Berufsbildungszentrum Gesundheit und Soziales in Sursee. Zurzeit ist sie Rektorin der Freien Katholischen Schulen Zürich. Bis heute ist sie öV-Koordinatorin beim RET Sursee-Mittelland.
Ylfete Fanaj zog im Alter von 9 Jahren mit ihrer Familie aus Kosovo nach Sursee. Dort wuchs sie auf und zog später nach Luzern. Sie ist verheiratet und hat ein Kind. Seit 2011 ist sie im Kantonsrat und war von 2020 bis 2021 Kantonsratspräsidentin. Sie war Fraktionschefin der SP und war auch im Grossstadtrat Luzern. Sie studierte Soziale Arbeit und arbeitet als Bereichsleiterin Deutschschweiz beim Jugendprojekt LIFT in Bern.
Melanie Setz ist in Inwil aufgewachsen und wohnt nun mit ihrem Mann und zwei Kindern in Emmenbrücke. Ursprünglich war sie kaufmännische Angestellte, machte später aber die 2. Ausbildung als Pflegefachfrau HF. Momentan arbeitet sie am LUKS Luzern. Seit 2018 ist sie im Kantonsrat. Derzeit ist sie noch Präsidentin des VPOD Luzern (Gewerkschaft für Service public).
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