Völlig aus dem Häuschen war Livio Wenger jetzt nicht, als er am Dienstag von seiner Olympiaselektion erfuhr. Er hatte damit gerechnet, es erwartet, schliesslich waren seine Resultate im Weltcup über 5000 Meter und im Massenstart zu gut, und mit dem EM-Silber vor einer Woche servierte er das passende i-Tüpfelchen dazu. «Natürlich war das Gefühl vor vier Jahren, als ich zum ersten Mal für Olympia selektioniert wurde, ein anderes als heute. Trotzdem ist die Vorfreude auf Peking gross», so Wenger.
Locker und gelassen fühle er sich, auch wenn er wegen der Corona-Vollbremsung im Dezember noch nicht auf dem gewünschten Level sei. «Mein Ziel an Olympia ist eine Medaille im Massenstart. Ich bin nicht der Topfavorit, aber ein Medaillenanwärter. Ein Olympisches Diplom auf den Rängen 4 bis 6 wäre eine Enttäuschung», erklärt der ambitionierte 28-Jährige, der vor vier Jahren mit dem 4. Platz das beste Ergebnis aller Zeiten eines Schweizer Eisschnellläufers an Olympia einfuhr.
«Grosse Freude» verspürte derweil Livio Wengers Schwester Nadja. Erst vor knapp vier Jahren entschied sie sich, vom Inlineskaten zum Eisschnelllauf zu wechseln – und der Transfer zahlte sich im Eilzugstempo aus. Als 24. der Weltrangliste schaffte sie die Selektion für den Massenstart bei den Frauen. Ihr Ziel ist der Finaleinzug. «Ich gehöre sicher nicht zu den Favoritinnen. Von einem Sturz bis zu einer Überraschung ist in dieser Sportart aber alles möglich», sagt die 30-Jährige. Apropos Sturz: ein eben solcher in Salt Lake City verhinderte, dass sich das gesamte Schweizer Frauenquartett für Peking qualifizierte. Neben Nadja Wenger löste lediglich Kaitlyn McGregor das Ticket nach Peking.
Bereits am 26. Januar fliegen die Wenger-Geschwister nach China. Am 6. Februar steht Livio im 5000-Meter-Rennen im Einsatz. Die Rennen des Massenstarts finden dann am 19. Februar statt. Nadja Wenger hätte also durchaus Zeit, andere Sportarten zu schauen. Olympia gehörte nämlich bereits in den Kinderjahren zum fixen Fernsehprogramm im Hause Wenger. Corona verunmöglicht aber sämtliches Mitfiebern vor Ort und etwaiges Sightseeing. Winzig klein sind die «Bubbles», in denen sich die Athletinnen und Athleten bewegen dürfen. Livio Wenger sieht das derweil gelassen und hofft stattdessen auf ein Einzelzimmer im Hotel – seinem leichten Schlaf geschuldet und dem Vorhaben, sich vor den Wettkämpfen ja nicht mit Corona anzustecken.
Dass Nadja und Livio Wenger die Olympiaselektion gemeinsam geschafft haben, kann man den beiden gar nicht hoch genug anrechnen. «Vor vier Jahren hätte ich mir das noch nicht erträumen lassen. Es freut mich jetzt aber umso mehr, die Schweiz gemeinsam mit meinem Bruder an Olympia zu vertreten», sagt Nadja Wenger, während ihr Bruder Livio ergänzt: «Ich glaube es ist uns gar nicht bewusst, was wir erreicht haben. Aber es ist bestimmt etwas, auf das wir nach unseren Sportlerkarrieren noch das eine oder andere Mal mit einem Glas Wein anstossen werden.
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