«Es war an der Zeit, in einen Neubau zu investieren», sagt Adrian Albrecht, Projektleiter sowie Stellvertretender Geschäftsführer der Suisag und Leiter Bereich Zucht. Die Mitarbeitenden der Suisag und des Schweineproduzenten-Verbands Suisseporcs haben Anfang Woche ihre Siebensachen von der Nummer acht auf der Sempacher Allmend zur Nummer zehn gezügelt und sich eingerichtet. Im Neubau verbessere sich der interdisziplinäre Austausch zwischen den Mitarbeitenden. «Ausserdem sind wir im alten Gebäude räumlich an unsere Platzgrenzen gestossen und mussten teilweise auch externe Räume mieten. Wenn wir unter anderem internationale Fachkräfte gewinnen wollen, müssen wir attraktive Arbeitsplätze schaffen», sagt Albrecht.
Im neuen Hauptsitz könne die Suisag nun Besucher und Interessierte aus aller Welt, unter denen sich auch potenzielle Kunden befänden, empfangen und von den Alleinstellungsmerkmalen der Schweizer Schweinegenetik überzeugen. «Wir finden es wichtig, dass auch der Fleischkonsument weiss, wie viel Know-how und Forschung der Suisag sowie verantwortungsvolle Arbeit der bäuerlichen Zucht- und Mastbetriebe hinter dem Schweinekotelett, das er aus dem Kühlregal kauft, steckt.»
Die Suisag ist das Unternehmen für die Schweizer Schweineproduzenten und internationale Genetikkunden. Mit den Leistungen für die Zucht, die künstliche Besamung und die Gesundheit unterstützt die Suisag die Schweinehalter in ihrer Produktion. Im neuen Hauptsitz in Sempach nimmt die Verkaufsabteilung Schweinesperma-Bestellungen entgegen und Genetiker forschen für eine moderne Schweinehaltung und erfolgreiche Schweineproduzenten. «Aus Elitepaarungen auf wenigen Kernzuchtbetrieben lassen wir die DNA der besten, leistungsstärksten Eberferkel der beiden Schweizer Rassen Edelschwein und Landrasse in einem Labor in Holland analysieren. Diese lassen sich in der Datenbank mit bereits vorhandenen Tieren mit bekannten Eigenschaften vergleichen.» So könne man das genetische Potenzial des einzelnen Jungtiers sicherer einschätzen.
Die für die Zucht geeigneten Ferkel, etwa 650 pro Jahr, kommen nach Sempach in die Eberaufzucht. «Hier unterziehen wir sie einer Leistungsprüfung», erklärt Albrecht. «Wir beobachten, wie schnell sie aufwachsen, halten fest, wie viel sie fressen und kontrollieren ihre Gesundheit.» Weniger als 10 Prozent dieser jungen Eber bestehen die Prüfung. Nach Entnahme ihres Spermas bei der künstlichen Besamungsstation (KB-Station) in Knutwil und der Besamung werden sie die neuen Väter der künftigen Schweizer Muttersauen.
Die Muttersauen mit den besten mütterlichen Eigenschaften werden dann mit dem Sperma eines Eliteebers der Vaterlinienrassen Premo, Duroc oder Piétrain besamt. Diese KB-Eber werden in einem parallelen Suisag-Zuchtprogramm auf wenigen spezialisierten Eberzuchtbetrieben gezüchtet, selektiert und geprüft. Diese Vaterlinieneber vererben insbesondere die gewünschten Eigenschaften hinsichtlich gutem Wachstum, wenig Futterverbrauch und Fleischqualität. Dies ist schlussendlich wichtig für die Mastferkel, die als Schlachtschweine auf den Schlachthof kommen. Laut Adrian Albrecht sind etwa 80 Prozent der Besamungen in der Schweiz künstlicher Natur mit Sperma aus der KB-Station der Suisag.
Auf die Frage, ob die Schweinezucht immer weiter optimierbar sei und ob es nicht zur Überzüchtung kommt, antwortet Adrian Albrecht: «Mit der nötigen Geduld und Zeit kann man die meisten Eigenschaften in eine bestimmte Richtung lenken. Dennoch gibt es Grenzen. Das Züchten ist nie exakte Wissenschaft, aber dank Erfahrungen und den vorhandenen wie auch neuen Methoden konnten wir klar aufzeigen, dass wir Merkmale verbessern, die sich für Züchter, Mäster, Schlachter und Endkonsument lohnen und sinnvoll sind.»
In der Schweiz sei die Qualität des Schweinefleisches so hoch wie sonst nirgends. «Hohes Qualitätsniveau inklusive Tierwohl geht mit einem billigen Preis nicht überein», so Albrecht. Da vielen Fleischkonsumenten wichtig sei, dass es dem Tier gut ging, solle man unbedingt Schweizer Fleisch kaufen. Denn der züchterische Fokus der Suisag liege im Vergleich zum Ausland nicht auf maximalen, sondern auf optimalen Wurfgrössen, wo die Mutter ihre Ferkel bestmöglich aufziehen könne.
Laut Adrian Albrecht liegt die durchschnittliche Betriebsgrösse in der Schweiz bei gut 50 Muttersauen, die grössten halten 250 Tiere, wohingegen es in Deutschland bis mehrere Tausend sein können. Während in Deutschland die Muttersauen meist noch in einem Kastenstand eingepfercht sind, damit sie ihre Jungtiere nicht erdrücken, ist in der Schweiz die freie Abferkelung seit 2007 gesetzliche Pflicht.
Doch mittlerweile erkennen Züchter auch im Ausland die Vorteile der freien Abferkelung. «Deswegen ist unsere Genetik auch international immer gefragter.» Weltweit haben mittlerweile gleich viele Muttersauen einen Schweizer Vater wie in der Schweiz selber. Weiter konnte die Suisag bereits einige weitere kleine internationalen Erfolge verzeichnen, wie etwa die Zusammenarbeit mit belgischen, deutschen und brasilianischen Zucht- und KB-Organisationen, dem Export von Frischsperma nach Afrika oder dem Verkauf von Dienstleistungen nach Russland. «Die internationalen Erträge sind wichtig für uns und für die Errungenschaften des Schweizer Schweinezuchtprogramms, denn der Fleischmarkt ist in der Schweiz insgesamt rückläufig», so Albrecht.
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