«Wenn ihr hier hinausgeht, garantiere ich euch, dass ihr ein wenig jodeln könnt», vernahmen die acht Teilnehmenden des ersten Jodelworkshops der Musikschule oberer Sempachersee (MSOSS) von Silvia Rymann. Am vergangenen Samstag gab sie einen ersten von zwei Workshops im Musikraum des Schulhauses Waldegg in Sempach. Mit gebührendem, coronabedingtem Abstand hatten sich die Sängerinnen und Sänger, die meisten von ihnen blutige Anfänger, im Halbkreis eingefunden. Nach ein paar körperlichen Lockerungen demonstrierte Silvia Rymann zu Beginn, welch wichtige Funktion das Zwerchfell beim Singen einnimmt und wie der Atem richtig fliesst. «Wir atmen beim Singen eigentlich nur aus und das Einatmen geschieht von alleine.» Der Bauchraum stelle eine Stütze dar, damit die Töne richtig klingen könnten, auch dank offenen, unverkrampften Resonanzräumen.
Jodeln in der DNA
Silvia Rymann ist die Tochter von Ruedi Rymann, der mit dem Lied «Dr Schacher Seppli» zur Legende geworden war. Sie selber erlangte ebenfalls schweizweite Berühmtheit, unter anderem durch Radio- und Fernsehauftritte. Ihr theoretischer Exkurs war nur von kurzer Dauer, die Teilnehmenden sollten am Workshop schnell Freude durchs Singen erleben können. Nach einigen einfachen Gesangsübungen vertieften sie sich schon bald in bekannte Jodellieder, welche sie mit einem Kursheft aus Notenmaterial ausgehändigt bekommen hatten. Rymann ging auch auf die verschiedenen Arten des Jodelns und deren Techniken ein, so etwa der Kehlkopf- und Zungenschlag, Tröhl- und Chugeljodel. Am nächsten Samstag steht dann die zweite Tranche des Jodelworkshops an.
Mineralwasser und Cola
Seit ihrem 16. Altersjahr singt und jodelt Silvia Rymann. Sie wolle einen gepflegten Jodelgesang im Stile der Innerschweiz vermitteln, sagte sie. «Nach einem oder zwei Kaffee Zwetschgen meine man noch schnell, man könne jodeln», bemerkte sie mit einem Augenzwinkern. Sie aber wolle die Art des Jodelns näherbringen, wie es an Wettkämpfen an Jodlerfesten oder an schönen Konzerten zu hören sei. «Wein ist auch nicht unbedingt zu empfehlen», ergänzte sie. Ein Glas möge gut sein, «doch nach dem zweiten wird die Zunge träge». Milch sei für einen klaren, reinen Klang ebenfalls hinterlich. Sie selber fahre am besten mit Mineralwasser und etwas Cola, verriet sie.
Gesangskurs für Erwachsene
«Wir versuchen seit Jahren auch ein Angebot für erwachsene Lernende zu erstellen», sagt der Leiter der Musikschule, Christoph Bangerter. Der Jodelworkshop könne hier Initialzündung sein, erhofft er sich. «Ich sehe es als meine Aufgabe an, auch die verschiedenen Erwachsenenvereine zu unterstützen. Das kulturelle Leben am Sempachersee sei ihm sehr wichtig. Darum gelte es auch immer wieder Kurse durchzuführen, die in der Region Nachwuchs für die Vereine generieren könnten.
Das gute Gefühl kam schnell
Pascale Häfliger aus Sempach ist vom Jodelworkshop begeistert. «Silvia Rymann hat sehr viel innert kürzester Zeit aus uns herausgeholt», ist sie voll des Lobes. Mit viel Herzblut und motivierend habe sie die Grundlagen der verschiedenen Jodelarten vermittelt und rasch angewendet, sagt Häfliger, die im Familien- und Freundeskreis immer mal wieder gerne singt und jodelt. «Wir haben bereits ein paar Lieder mehrstimmig singen können, beispielsweise ,E schöne Troum’ (von Hannes Fuhrer) oder den Steimandli Juiz» (Naturjodel von André von Moos). Sie würde diesen Workshop auf jeden Fall weiterempfehlen.
Beat Kottmann aus Brittnau hatte bereits einmal einen Jodelworkshop mit Silvia Rymann besucht. Das Singen zählt er zu seinen Hobbys, aktuell übt er es in einem gemischten Chor aus. «Ich bin immer wieder erstaunt, wie sie es schafft, dass ein bunt zusammengewürfelter Haufen Leute gesanglich gut und harmonisch klingt», sagt er, der in geselliger Runde gerne auch mal mitjodelt. «Ich habe im Kurs wirklich Hühnerhautfeeling erlebt.» Dank dem Workshop habe man schnell schöne Erfolgserlebnisse geniessen können.