Dem Harndrang meines Hundes ist es geschuldet, dass ich täglich im Abstand einiger Stunden auf der Wiese vor dem Tenniscenter Schenkon steh’. Michael Birner, der unter anderen die Tennisjuwele Kiara Cvetkovic und Kristina Milenkovic trainiert, sendet Grüsse mittels Handzeichen, jedes Mal, wenn er mich sieht. Eine Winkehand vernahm ich auch am 17. April, einen Tag, nachdem der Bundesrat die Lockdown-Lockerungen präsentierte und den Sport während der 106-minütigen Pressekonferenz mit keinem Wort erwähnte. Der winkende Mann, Baseballcap tief im Gesicht und Gartenschlauch fest in der Hand, war der besagte Trainer. Er grüsste freundlich – und wirkte traurig, als wären die Wasserfontänen seine Tränen, mit denen er die Tennisplätze tränkte. Wie so viele Sportler und Trainer durfte auch der Tscheche im März auf einen Schlag seiner grossen Leidenschaft nicht mehr nachgehen, seine Einnahmen durch Trainingsstunden brachen weg. Und wie so viele tappte auch er Mitte April noch völlig im Dunkeln, wann sich an seiner Situation etwas ändern würde, bis sich Bundesrätin Viola Amherd am 22. April doch noch erbarmte und bis Ende April eine «Exit-Strategie Sport» in Aussicht stellte. Sie soll ermöglichen, dass Sportarten, bei denen Körperkontakt vermieden und die Hygienevorschriften sowie das Social Distancing eingehalten werden können, bereits ab Anfang Mai stattfinden können. Tennisfreunde und Golfcracks dürften aller Voraussicht nach die ersten sein, die ihrer Lieblingssportart wieder frönen können. Schwimmer, Segler, Reiter und Badmintonspieler durften bis Redaktionsschluss am Mittwochmittag zumindest ein bisschen davon träumen.
Einen Albtraum mit ungewissem Ausgang erlebt derweil die Fitnessbranche. 350 Einzelunternehmen mit 10’000 Mitarbeitern gehören dem Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenterverband an. Auch sie lässt der Bundesrat im Regen stehen. Eine Öffnung vor der dritten Phase der Lockdown-Lockerung am 8. Juni scheint unwahrscheinlich – und das ist fahrlässig! Fitnesscenter sind nicht nur die Stuben von Hobby-Arnold-
Schwarzeneggern und Instagram-Fitnesssternchen. Fitnesscenter sind primär eine Investition in die gesundheitliche Vorsorge, und das für Jung und Alt. Der Bund sieht das aber anders und stuft Fitness in die Kategorie Freizeit ein. Das stösst auch Roger Gestach vom Schweizer Magazin «Fitness Tribune» sauer auf. Das wäre so, als würde man auch beim Zähneputzen von einer Freizeitbeschäftigung reden, wie er meint.
Gewiss setzt eine Öffnung auch in dieser Branche die günstige Entwicklung der Corona-Fallzahlen voraus. Die Gesundheit geht vor. Und gerade deshalb bleibt zu hoffen, dass der Bundesrat den hohen Stellenwert der Fitnesscenter für die Gesundheit der Bevölkerung bald anerkennt und auch in diesem Bereich eine zeitnahe Lockerung in Betracht zieht. Einlasskontrollen sind in den meisten Centern bereits installiert, die Begrenzung der Eintritte liesse sich mühelos arrangieren. Sollte es trotzdem nicht möglich sein, die Fitnesscenter vor dem 8. Juni zu öffnen, so wäre es wünschenswert, die «Exit-Strategie Fitness» an einer der zahlreichen Medienkonferenzen eingehend zu diskutieren, damit für die Verantwortlichen zumindest Planungssicherheit bestehen würde. Es schier kommentarlos auf die lange Bank zu schieben, hilft keinem weiter.
Sie können Ihre Traueranzeige in Ruhe von zu Hause aus gestalten und aufgegeben. Es stehen Ihnen Muster, Hintergründe und Bilder zur Verfügung.
Anzeige online aufgeben