Trotz der unsicheren Wetterlage fand die Gedenkfeier Sempach im Freien statt: Rund 170 geladene Gäste nahmen das Morgenbrot auf der Terrasse der Wirtschaft zur Schlacht ein, folgten danach dem Gottesdienst und Festakt unter den grossen Bäumen hinter der Schlachtkappelle und tauschten sich beim Apéro auf der Wiese neben der Kapelle rege aus.
Der ökumenische Gottesdienst wurde dieses Jahr zum ersten Mal vom neuen Pfarreileiter von Sempach und Eich, Franz Zemp, geleitet. Ihm zur Seite stand der reformierte Pfarrer Theo Leuenberger. Die Festpredigt hielt Dr. David Neuhold, Dozent für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Universität Freiburg. Er setzte das Hauptaugenmerk seiner Predigt auf die Pandemie und wies darauf hin, dass in der Geschichte gerade aus Krisen Gutes entstand.
Dies zeige der Stiftungsakt von Anna Seiler, die, 1348 nach der grossen Pestwelle, das Fundament für das heutige Inselspital legte: «Aus der Geschichte lernen wir, dass grosse Einschnitte in den Geschichtsverlauf immer enorme Chancen geboten und Kräfte wie jene von Anna Seiler mobilisiert haben.» Er schloss seine Rede mit dem Hinweis, dass er sein Zeitbudget nicht ausschöpfe, «damit etwas Zeit zum Nachdenken (…) verbleibt». Denn der Nachhall sei bedeutsam, zumeist bedeutsamer als das Gesagte.
Regierungspräsident Marcel Schwerzmann begrüsste die Anwesenden mit dem Hinweis auf sein Präsidialjahresmotto «Stadt und Land – EIN Kanton». Auf dieser Motte baute er auch die Begrüssungsrede auf, denn die «unterschiedlichen Haltungen und Erwartungen der ländlichen und urbanen Bevölkerung» sollen sich annähern. Marcel Schwerzmann erklärte: «1386 sind unsere Vorfahren zusammengestanden! Genau dies ist heute unsere Aufgabe, wenn es um «Stadt und Land - EIN Kanton Luzern» geht. Dazu brauchen wir keinen modernen Winkelried, sondern die Gestaltungskraft Vieler aus urbanen und ländlichen Gebieten!»
Damit leitete Regierungspräsident Marcel Schwerzmann zum Festredner über: «Guido Durrer ist wie kein anderer prädestiniert, um über das Thema Stadt und Land zu sprechen. Er war Grossstadtrat und Grossstadtratspräsident in Luzern, langjähriger Kantonsrat und anschliessend Stadtrat in Sempach.»
Guido Durrer knüpfte beim Thema «Stadt und Land» an und betonte in seiner Analyse drei Defizite der heutigen Gesellschaft und Politik. Es fehle:
– an politischem Weitblick, da die Tagespolitik dominiere,
- an Brückenbauern, die sich auch über die Wahl hinaus für ein besseres Stadt-Land-Verhältnis einsetzten,
- an einem echten Gemeinschaftssinn, da dieser oft durch Vorurteile untergraben werde.
Deshalb schlug er in seiner Festrede vor, dass es mehr ernsthaften Dialog sowie mehr Vertrauen und Verständnis zwischen den urbanen und den ländlichen Gebieten brauche und empfahl, die Stärkung der Wirtschaft im Kanton nicht nur entlang der Y-Achse zu fördern.
Zum Schluss betrat Stadtpräsident Jürg Aebi die Bühne. Bevor er aber wie üblich den Sempacher Schlachtbrief verlass, wies er in seinem breiten Berner Dialekt darauf hin, dass auch die Berner damals – wenn auch mit etwas Zögern – sich auf die Seite der Eidgenossen geschlagen hätten. Eine Güterabwägung zwischen den bestehenden Verträgen mit Habsburg und den finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Eidgenossenschaft fiel letztlich zugunsten der Eidgenossen aus und so hätten die Berner schliesslich doch noch einige hundert Männer über den Brünig nach Sempach geschickt.
Nach dem gemeinsamen Singen des Sempacherlieds und der Nationalhymne, endete der Anlass mit einem gemeinsamen Apéro. Der Anlass war würdevoll und stimmig und auch der Regen setzte erst ein als er sollte.
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