Die Festhalle Seepark war am Mittwochabend, 23. Oktober, Schauplatz des «Echoraums Luzernertor». Seit Jahren beschäftigt die sogenannte Schulhauskurve, die unter anderem Fussgängerstreifen an unübersichtlichen Stellen aufweist und keinen Radstreifen kennt. Zudem sind die Bushaltestellen nicht behindertengerecht ausgestaltet. Die Dienststelle Verkehr und Infrastruktur Kanton Luzern erläuterte, wie sie die Kantonsstrasse im Bereich der Schulhauskurve verbreitern, sicherer gestalten und sanieren will. Und die Stadt Sempach führte aus, wie das Areal zwischen dem Luzernertor und der Hildisriederstrasse naturnaher und einladender gestaltet werden soll. Nachdem Stadtrat Christian Stofer, Ressort Infrastruktur, die Vorgeschichte der Schulhauskurve dargelegt hatte und Pius Suter, Projektleiter Dienststelle Verkehr und Infrastruktur (vif), darauf eingegangen war, wie der Kanton Luzern bei der Schulhauskurve die heutigen Defizite beheben will, wollte Moderatorin Suzanne Michel von den Leuten wissen, wie sie den Raum beim Luzernertor bewerten und erleben. Dabei zeigte sich rasch, dass die Ansichten auseinandergehen. Während bei den einen von unübersichtlichen Verhältnissen die Rede war, welche vor allem für schulpflichtige Kinder Gefahren bergen würden, sprach jemand anderes davon, dass sie sich noch nie bedrängt gefühlt habe und es für sie stimme, so, wie es heute sei.
Rund 100 Personen hatten sich für den Echoraum angemeldet. Es hätte noch etwas mehr Platz gehabt, blieben doch einzelne Stühle leer, die für Diskussionen in Kleingruppen bereitstanden. Das Interesse derjenigen, die da waren, war indes gross und man wartete gespannt auf die Infos zum laufenden Vorprojekt. 2020 hatte die Stadt Sempach einen Projektwettbewerb zu den Eingangspforten ins Städtli, und somit auch zum Luzernertor, lanciert. In den darauffolgenden zwei Jahren war das Siegerprojekt «Auf dem Weg!» dreier Architekturteams weiterbearbeitet worden. 2023 startete die gemeinsame Planung des «Raums Luzernertor» mit dem Kanton Luzern auf der Basis dieses Siegerprojekts. Das entsprechende Vorprojekt war nun bereit für die öffentliche Diskussion.
Zuerst hielt Stadtarchivar André Heinzer eine historische Rückschau auf das Städtli Sempach im Allgemeinen und das Luzernertor im Speziellen. Dabei zeigte sich, dass – je nach gesellschaftspolitischer Zeitepoche – das Luzernertor und der umliegende Bereich ganz unterschiedliche Sprachen redete. Einmal war das Tor ein Trutzkonstrukt, welches Feinde vom Gang ins Städtli abschrecken sollte. Ein anderes Mal wirkte es mit Vorgärten und entfernten Stadtmauern einladend. Die Verkehrsbelastung und die damit verbundenen Sicherheitsbedenken und divergierenden Ansichten kamen erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich auf.
Der Kanton beabsichtigt, die Kantonsstrasse zu verbreitern und die Fussgängerstreifen mit Mittelinseln zu versehen. Zudem soll vor dem Luzernertor ein Warteraum für zu- und wegfahrende Verkehrsteilnehmende entstehen. Es ist geplant, dass die Kantonsstrasse beidseitig mit Trottoirs und bergwärts mit einem Radweg ausgestattet werden soll. Talwärts soll der Radstreifen auf der Strasse verlaufen. Laut Hanspeter Käppeli von der Firma Emch + Berger WSB AG, der die technischen Rahmenbedingungen ausführte, ist insgesamt eine Verbreiterung der Kantonsstrasse von einem bis drei Metern vorgesehen. Um den Platz dafür zu schaffen, soll unter anderem die gesamte Mauer im Vorfeld des Schulareals rückversetzt werden, die WC-Anlagen darin blieben erhalten. «Der ganze Knoten beim Luzernertor ist kompatibel mit allen Verkehrssystemen, die im Städtli diskutiert werden», betonte Käppeli ergänzend.
Bei den Bushaltestellen habe man die drei Varianten geprüft: Busbucht, Busstreifen und Fahrbahnhaltestelle. Schon heute gibt es eine Fahrbahnhaltestelle, jene Richtung Rain. Der Bus in Richtung Sempach Station hält in einer Bucht. Gemäss Hanspeter Käppeli steht künftig die Lösung mit Fahrbahnhaltestellen im Vordergrund. Er demonstrierte mit einer Videoanimation, wie dies bei einem Verkehrsaufkommen, wie es im Jahr 2040 erwartet wird, aussehen könnte. «Man sieht, wie sich die Autoschlange, die sich beim angehaltenen Bus bildet, rasch nach der Wegfahrt wieder auflöst», hielt Käppeli fest. «Die Lösung mit Fahrbahnhaltestellen funktioniert verkehrlich.»
Um es vorwegzunehmen: Viele Teilnehmenden sollten dies später jedoch anders sehen, nachdem sich die Kleingruppen ausgetauscht und mit grünen Zetteln festgehalten hatten, was ihnen am Vorschlag gefällt, und mit orangen Zetteln, wo sie Vorbehalte haben. Auf vielen orangen Zetteln sprach man sich für Busbuchten aus. «Schafft Sicherheit», «zwingend wegen Rückstau ins Städtli», «notwendig» oder «praktisch an heutiger Lage neben der Strasse» war da etwa zu lesen. Pius Suter, Projektleiter bei der Abteilung Strassen der Dienststelle vif, liess denn am Ende des Abends auch noch ein Hintertürchen offen: «Wir werden im Team die Frage, Fahrbahnhaltestelle oder Busbucht, nochmals diskutieren.»
Nebst dem Projekt des Kantons, welcher die Kosten des Strassenprojekts der umgestalteten Schulhauskurve vollumfänglich tragen wird, ist die Aufwertung des Freiraums im Bereich des Luzernertors bis hinauf zur Hildisriederstrasse (siehe Kasten) ebenfalls Teil der Gestaltung «Raum Luzernertor». Dazu wird die Stadt Sempach laut Stadtrat Christian Stofer voraussichtlich im 2026 den dazu notwendigen Sonderkredit bei der Bevölkerung beantragen. Die Projektbeteiligten machten deutlich: Frühestmöglicher Baubeginn für die Schulhauskurve und den Freiraum im Umfeld des Luzernertors ist Ende 2028 oder Anfang 2029, «wenn alles optimal läuft», so Stofer.
Freiraum Der heute eher leer und kahl wirkende Bereich vor dem Luzernertor soll künftig neue Wegverbindungen und Aufenthaltsorte bieten. Konkret sollen Sitzgelegenheiten und ein Hain aus Obstbäumen das Gebiet prägen. Zudem ist geplant, den Äbersmoosbach ab dem Luzernertor bis zum See freizulegen, was mehr Biodiversität und einen besseren Hochwasserschutz dank höherer Abflusskapazität bieten würde. Auch soll es nach den Plänen der Stadt künftig möglich sein, dass man innerhalb dieses Grüngürtels vom Hexenturm zum See gelangen kann, ohne dass man entlang der Kantonsstrasse gehen muss. WY
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