Seit dem vergangenen Donnerstag ist klar, wie der Bundesrat den Ausstieg aus dem Corona-Lockdown angehen will: gestaffelt und begleitet von einem Monitoring der Fallzahlen-Entwicklung. Zuerst dürfen am kommenden Montag Coiffeur-, Kosmetik- und Massagesalons, Arzt- und Physiotherapiepraxen sowie Gärtnereien, Blumenläden und Baumärkte öffnen. Auch ambulante Behandlungen in den Spitälern sind wieder möglich, und Beerdigungen dürfen im grösseren Kreis stattfinden. Am 11. Mai öffnen dann die obligatorischen Schulen und der Detailhandel, und ab 8. Juni ist der Betrieb der Mittel-, Berufs- und Hochschulen erlaubt, können Zoos, Museen und Bibliotheken besucht werden, und das Versammlungsverbot wird gelockert. Nach wie vor offen ist, was mit dem Gastgewerbe und Grossveranstaltungen passiert, was da und dort für Unmut sorgte.
Ausgedünnte Kundenplätze
«Ich bin froh, dass wir unsere Tätigkeit am Montag wieder aufnehmen dürfen», sagt Martin Eigensatz, Geschäftsführer des Salons der Fuchs Hairteam AG im Surseepark. In Bezug auf die Details zu den konkreten Vorkehrungen, die zu treffen sind, wartete er am Dienstag noch auf die Weisungen des Bundes. Klar sei wohl, dass der Zweimeter-Abstand der Kunden zueinander sichergestellt werden müsse, so Eigensatz. Zu diesem Zweck liess er bereits den Warteplatz räumen und durch einen weiteren Arbeitsplatz ersetzen. Dennoch werde es wohl nicht zu vermeiden sein, einige der 16 Kundenplätze im Salon Surseepark zu streichen. Als weitere Massnahme zum Schutz von Kundschaft und Mitarbeitenden bestellte Eigensatz Zwischenwände aus Plexiglas und Masken. Bezüglich Vorsichtsmassnahmen sei man mitten in der Planung – vieles sei noch unklar, gibt der Geschäftsführer zu bedenken. «Klar ist, dass wir vorderhand auf kundenverwöhnenden Service, der den direkten Kontakt mit den Mitarbeitenden verlängert, verzichten.»
Knackpunkt Aussenbereich
Eine weitere Branche, die von den ersten Lockerungsmassnahmen des Bundes profitiert, ist jene der Gärtnereien, Blumenläden und Baumärkte. Bei der Trienger Gärtnerei Fischer sei man intensiv daran, die vom Unternehmerverband Jardin Suisse empfohlenen Schutzmassnahmen umzusetzen, lässt Brigitte Fischer, zusammen mit ihrem Mann Josef Inhaberin der Gärtnerei, durchblicken. Dazu gehörten auch Plexiglasscheiben bei den Kassen und den Auslagen der Saisonpflanzen. «Uns ist der Schutz sowohl der Kunden wie auch der Mitarbeitenden sehr wichtig», betont Fischer. Eine der grössten Herausforderungen ortet sie im Aussenbereich. Während es im Laden bezogen auf die Fläche klar sei, dass sich zusammen mit dem Verkaufspersonal nur vier Personen im Raum aufhalten dürften, seien sich die Leute gewohnt, im Aussenbereich frei zu zirkulieren und die Pflanzen auszusuchen. Das müsse man nun kanalisieren und auch mal für die Kunden das Gewünschte vom Personal holen lassen. Alles in allem zeigt sich Fischer aber erleichtert darüber, dass die Gärtnerei wieder öffnen darf: «Als Dorfladen sind wir fast vollständig auf die Laufkundschaft angewiesen.»
Ärzte werden kaum überrannt
Ab kommendem Montag öffnen sich auch die Türen der Arztpraxen wieder. So auch jene der Sempacher Städtlipraxis, die in den vergangenen Wochen Kurzarbeit hatte – und auch vorläufig haben werde, wie Praxisleiter Cyrill Bühlmann ausführt. Einen Grossansturm von Patienten ab nächster Woche erwartet Bühlmann nicht. «Sicher werden wir gewisse Untersuchungen, die wir in letzter Zeit aussetzten, wieder in unsere Agenda aufnehmen.» In den vergangenen Wochen hätten viele Patienten von sich aus darauf verzichtet, die Praxis aufzusuchen, «weil sie Bedenken hatten, sich anzustecken, oder das Gefühl hatten, dass wir mit schwereren Fällen bereits ausgelastet seien». Das ändere sich wohl nicht so schnell.
Nur jeder zweite Termin besetzt
«Wir durften auch während des Lockdowns immer praktizieren, aber nur in ganz dringenden Fällen, die sonst hospitalisiert worden wären, ohne Behandlung einen bleibenden Schaden davongetragen oder unzumutbare Schmerzen erlitten hätten», erklärt Patricia Schaller von der Surseer Praxis für chiropraktische Medizin. Solche Fälle seien jedoch sehr selten gewesen. «Die telefonischen Konsultationen wurden aber rege in Anspruch genommen.» Für den kommenden Montag erarbeitete die Praxis wie vom Bund gefordert ein Schutzkonzept. Dieses umfasst unter anderem eine Plexiglasscheibe am Empfang und ein Masken-Obligatorium für Mitarbeitende und Patienten. «Ausserdem besetzen wir nur jeden zweiten Termin, so dass sich gleichzeitig nicht mehr als zwei Patienten in der Praxis aufhalten. Und Risikopatienten behandeln wir bis mindestens Ende Mai nur in ganz dringenden Fällen», ergänzt Schaller.
Nicht alle öffnen am Montag
Obwohl er könnte, öffnet Alois Rast seine Massagepraxis in Sursee am nächsten Montag noch nicht. «Als 69-Jähriger gehöre ich der Risikogruppe an. Zudem kann ich bei meiner Arbeit die Zweimeter-Distanz unmöglich einhalten», sagt er. Mit den entsprechenden Schutzmassnahmen wäre die Wiederaufnahme der Tätigkeit als Masseur zwar möglich. «Ich habe es mir lange überlegt, bin dann aber zum Schluss gekommen, dass ich es zum jetzigen Zeitpunkt nicht verantworten kann, meine Praxis zu öffnen. Ich will die Gesundheit meiner Kunden nicht gefährden», so Rast.
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