An einem Septembertag vergangenen Jahres hätte es sich gelohnt, über die Luzerner Spreuerbrücke zu spazieren. Dort nämlich spielten die beiden belgischen Musiker Elke de Meester und Jeroen Goegebuer ihre Musik und verzauberten die Passanten. Zu diesen Glücklichen gehörte Stefan Joss, Initiant und Hauptorganisator der Kulturgruppe, welche unter dem Titel «Leise Töne» seit 2016 in Sempach Konzerte organisiert. Sofort erkannte er, dass die Akkordeonistin und der Geiger, welche damals zwecks ihrer Flitterwochen in die Schweiz gereist waren, wunderbar in das Konzept der Konzertreihe passen würden. Tatsächlich gelang es ihm, sie für ein solches Konzert zu gewinnen. Aufgrund besagten Anlasses ihrer letztjährigen Schweizreise traten sie am Samstagabend, 19. Oktober, unter dem Namen «The Honeymooners» in Sempach auf. Es war das erste Konzert der Leise-Töne-Reihe, welches nicht im Wöschhüsli stattfand. Als potenzieller neuer Standort wurde an diesem Abend die Kreuzkapelle ausprobiert. Die Veranstalter konnten sich nicht über zu wenig Interesse beklagen und so waren die alten Holzbänke in der Kapelle gut gefüllt. Obwohl der Entscheid zum Wechsel des Konzertlokals nicht allein aus freien Stücken getroffen worden war, gibt sich Organisator Stefan Joss nach diesem Abend zuversichtlich, dass die Veränderung auch Chancen mit sich bringen wird.
Ein Gehirn mit zwei Paar Händen
Nach einem Jahr Ehe haben die beiden jungen Musiker scheinbar nichts von der sprichwörtlichen Idylle der Flitterwochen verloren. Im Gegenteil: Sie harmonierten in einer Weise mitei-nander, dass es manchmal eher so schien, als wäre es ein Gehirn mit zwei Paar Händen, welches gleichzeitig beide Instrumente handhabte. Vom musikalischen Stil her boten die beiden dem Publikum eine breite Palette. Zwar waren die meisten Songs im Genre Folk anzusiedeln, es waren aber auch die Einflüsse von Skandinavien, Amerika, Schottland und Irland bis hin zu lateinamerikanischen Harmonien auszumachen. Natürlich spielten sie ihrer Herkunft getreu auch einige flämische Lieder, welche teilweise bis ins 18. Jahrhundert zurückzuverfolgen sind. Oft verflochten die beiden Musiker verschiedene Stile miteinander. So hatte beispielsweise ein schottisches Volkslied plötzlich den Takt eines schwedischen Walzers.
Nach dem Konzert ist vor der Jam
Eines jedoch war all diesen verschiedenen Liedern gemein: Geige und Akkordeon erzeugten eine einzigartige Stimmung, welche wohl sämtlichen Konzertbesuchern unter die Haut ging. In einem Moment schwermütig, melancholisch und rührend, erinnerte die Musik im nächsten Moment an das laute joviale Beisammensein in einem irischen Pub. Die Kreuzkapelle bot erstaunlicherweise für diese beiden gegensätzlichen Stimmungen ein passendes Ambiente, alt und erhaben einerseits und doch mit der ihr eigenen Rustikalität. Jeroen Goegebuer jedenfalls erklärte, dass ihm die Lokalität wunderbar gefiel und dass sie sich gerade für ihre akustischen Instrumente besonders gut eigne. Allerdings zugegeben: Wer schon einmal einen alten französischen Film oder aber die Musikerszene bei Titanic gesehen hat, muss anerkennen, dass Akkordeon und Geige keiner besonderen Akustik bedürfen, um Emotionen zu vermitteln. Ob es nun an der Akustik oder der Atmosphäre der Kreuzkapelle lag, an dem offensichtlichen musikalischen Talent der Musikanten oder an einem Ineinandergreifen aller Faktoren – der Abend kann nur als Erfolg bezeichnet werden. Das Publikum wollte nach dem Konzert kaum mit Klatschen aufhören, doch hatte Organisator Stefan Joss glücklicherweise ein attraktives Anschlussprogramm in petto: im Mehrzweckraum des Schulhauses Tormatt fand noch eine gemütliche Jam-Session statt, an der nicht nur das Duo, sondern unter anderem auch Stefan Joss selbst teilnahm.
Welchen Anklang die Honeymooners tatsächlich beim Publikum fanden, zeigte sich allein schon in der Tatsache, dass fast sämtliche Besucher sich dafür entschieden, nach dem Konzert nicht gleich nach Hause zu gehen, sondern noch dieser Après-Veranstaltung beizuwohnen. Neben den entspannten Klängen des Jams konnten sie sich nun auch nach belgischer Sitte an Waffeln erfreuen und bei einem kalten Getränk miteinander ins Gespräch kommen.
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