Geschlechtergerechte Sprache erhĂ€lt immer mehr Einzug in die deutsche Schreibweise. Sei es durch das Binnen-I (LeserInnen), den SchrĂ€gstrich (Leser/innen), den Doppelpunkt (Leser:innen), Gender-Gap (Leser_innen), mĂ€nnlich und weiblich (Leser und Leserinnen) oder den Genderstern (Leser*innen). Durch die alternative Schreibweise sollen mĂ€nnliche, weibliche sowie nicht-binĂ€re Personen angesprochen und inkludiert werden. So haben sich beispielsweise verschiedene Bildungsinstitutionen wie die UniversitĂ€t Luzern, PH Luzern, Hochschule Luzern oder auch XUND, das Bildungszentrum Gesundheit Zentralschweiz, in ihren LeitfĂ€den dazu ausgesprochen, gendergerechte Sprache zu verwenden. Doch grossmehrheitlich wird noch immer auf das generische Maskulinum zurĂŒckgegriffen (der/die Leser).
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Auch in der Parteilandschaft dieser Region gehen die Meinungen stark auseinander. Klarer BefĂŒrworter der gendergerechten Sprache ist die SP. «Menschen sollen korrekt angesprochen und nicht nur âmitgemeintâ werden», so KantonsrĂ€tin Sara Muff. «Ausserdem hilft die Sprache beim Aufbrechen lĂ€ngst ĂŒberholter Rollenbilder, was ein wichtiges Anliegen in der Gleichstellungspolitik ist». Die Sprache sei ein mĂ€chtiges Instrument, dass die Wahrnehmung stark prĂ€ge, so Muff. Junge MĂ€dchen, die immer nur von Ărzten, Mathematikern, Polizisten lĂ€sen, liefen Gefahr, gedanklich in klassische Rollenbilder zurĂŒckzufallen. «Sprache löst Emotionen aus, sie kann empowern. Ich versuche zum Beispiel den Kindern in meinem Umfeld zu vermitteln, dass sie alles werden können und ihnen die Welt offensteht.»
Diese Meinung teilen auch die GrĂŒnen. «Wie wir sprechen und schreiben, beeinflusst unser Denken. Wenn wir GrĂŒnen nur von âPolitikernâ sprechen wĂŒrden â was wĂ€re denn das fĂŒr ein Zeichen an eine junge Frau, die sich politisch engagieren möchte?», so Samuel Zbinden, Kantonsrat GrĂŒne, und fĂŒgt hinzu: «MĂ€nner nehmen in unserer Gesellschaft viel zu viel Platz ein â auch in der Sprache. Das geht alles auf Kosten von Frauen und nicht-binĂ€ren Personen, die weniger sichtbar sind. Der Genderstern ist eine von vielen Möglichkeiten, um das zu Ă€ndern, das finde ich sehr wichtig.»
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Diese Zeitung fragte auch bei Prisca Vogel, GemeindeprĂ€sidentin von BĂŒron (CVP), nach, ob es den Genderstern brauche. Diese antwortete: «Ich finde den Genderstern fĂŒr die Lesbarkeit viel angenehmer als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Einwohnerinnen und Einwohner. Das sehe ich pragmatisch. In Reglementen reicht mir die mĂ€nnliche Form.»
Monika GrĂŒter, OrtsparteiprĂ€sidentin der FDP Sempach, meinte: «Dass es eine gendergerechte Sprache braucht, bezweifle ich nicht. Diese ist eigentlich schon in Gebrauch mit dem Binnen-I oder dem SchrĂ€gstrich.» Die FDP Sempach achte sich beispielsweise darauf, die Genderansprache korrekt zu halten. Momentan verwende die Partei die mĂ€nnliche und weibliche Variante: FDP-Sympathisantinnen und FDP-Sympathisanten. «Zugegeben, das wirkt etwas schwerfĂ€llig. Wir könnten uns sehr gut vorstellen, in Zukunft auf den Genderstern auszuweichen.»
Zum Thema Gleichberechtigung gebe es allerdings noch viel zu tun, so Monika GrĂŒter, â mit einem Genderstern sei es leider nicht getan. «Es wĂ€re beispielsweise wĂŒnschenswert, wenn man/frau im alltĂ€glichen Gebrauch die fossilierten âmaskulinen Floskelnâ man, jedermann, jemand ebenfalls konsequent âgendernâ wĂŒrde.»
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«GrundsĂ€tzlich befĂŒrworte ich den Genderstern. Die ganze Thematik rund um Gender, SexualitĂ€t und Identifikation wird heute breiter und offener diskutiert, was sehr begrĂŒssenswert ist. Mit dem Genderstern wird dieser Diskussion auch in sprachlicher Hinsicht Rechnung getragen», so Mario Cozzio, Kantonsrat GrĂŒnliberale. Er verstehe aber, dass sich die Umstellung teilweise schwierig gestalten könne. VerĂ€nderungen und Anpassungen brauchten ihre Zeit. «Wichtig ist, dass die Thematik rund um Gender bei der Bevölkerung sensibilisiert wird.»
Tim Kiser von der CVP Triengen, hÀlt persönlich nicht viel vom Genderstern. «Es handelt sich meiner Ansicht nach um eine Scheindiskussion, die nur der Problembewirtschaftung von Nutzen ist. Der Genderstern ist lese- und schreibhemmend und löst kein einziges Gleichstellungsproblem.»
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