Hunderte von roten Stecknadeln bedecken die Landkarte der Schweiz auf der Homepage der Konzernverantwortungsinitiative. Von Aadorf im Kanton Thurgau bis Zweisimmen im Berner Oberland. Die rund 450 Nadeln markieren die Lokalkomitees, die in den letzten Jahren im Hinblick auf die Volksinitiative «Für verantwortungsvolle Unternehmen» entstanden sind. Mehrere tausend Freiwillige engagieren sich mit Standaktionen und Plakaten für das Anliegen. In der Region haben sich fünf Lokalkomitees in Sursee, Sempach, Nottwil, Geuensee und Neuenkirch formiert – mit dabei Persönlichkeiten vom Studenten bis zum Pensionär, vom Maurer bis zum Lehrer, von politisch links bis rechts.
«Es geht um eine Frage, die nicht in das normale Spektrum von Links oder Rechts reinpasst», so Rolf Winz, Organisator des Lokalkomitees Sursee. Aus diesem Grund habe man parteiunabhängige Lokalkomitees gegründet. Die Mitglieder könnten in drei grobe Kategorien eingeteilt werden. Einerseits seien das Menschen, die bereits in der Entwicklungszusammenarbeit Erfahrungen gesammelt haben und sich gegen Menschenrechtsverletzungen einsetzten, andererseits Menschen mit grünen Interessen, denen der Umweltschutz am Herzen liege. Wieder andere fühlten sich einfach aus ethischen Gründen angesprochen.
Rolf Winz gehört zu ersteren. Seit er pensioniert ist, arbeitet der Informatiker/Ingenieur ehrenamtlich für die Non-Profit-Organisation Aqua Alimenta, die sich fürKleinbauernfamilien in Afrika, Lateinamerika und Indien einsetzt. Durch seine Arbeit beim Grosskonzern Schindler Schweiz wisse er auch, dass die in der Initiative geforderten Massnahmen zur Sorgfaltsprüfung umsetzbar seien, denn der Grosskonzern habe bereits vor Jahren entsprechende Kontrollmechanismen aufgestellt.«Zum Grossteil wird das von den Unternehmen schon gemacht. Es gibt aber schwarze Schafe, die man fast zum guten Wirtschaften zwingen muss.» Darunter Grosskonzerne wie Glencore, Lafarge Holcim oder Syngenta, diein der Kampagne der Befürworter immer wieder genannt werden.
Im Lokalkomitee Sempach hat Judith Roth die Zügel in der Hand. 14 Personen engagieren sich im mit ihr im Komitee.Was alle gemeinsam hätten, sei die Empörung über Ungerechtigkeiten, Menschenrechtsverletzungen und über einen Wohlstand, der mit «schmutzigen Geschäften» erreicht wurde.
Judith Roth war ebenfalls in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Im Auftrag der Non-Profit-Organisation Comundo in Luzern reiste die Sozialarbeiterin für drei Jahre nach Huancayo in Peru. In der Nähe der Stadt besitze unter anderem der Rohstoffhändler Glencore eine Bergbaumine. Ihre Aufgabe sei gewesen, die Bevölkerung für ihre Rechte zu sensibilisieren und mit ihr lokale Initiativen für Gesundheit und Umweltschutz aufzubauen. «Ich stütze mich auf meine Erfahrungen, wenn ich sage, dass Konzerne den fehlenden Rechtsschutz für Mensch und Umwelt sehr häufig ausnutzen», so Roth. Für sie sei daher klar, dass «unternehmerische Eigenverantwortung», selbst wenn sich viele Unternehmen daran hielten, nicht ausreiche.
Ähnlich sieht das Rolf Winz. «Ich bin nicht gegen die unternehmerische Freiheit. Im Gegenteil, diese müssen wir hochhalten», sagt er. Eine gesetzliche Reglung sieht er dennoch als notwendig. Die Initiative schaffe für alle Unternehmen die gleichen Bedingungen. «Es kann nicht sein, dass sich ein Unternehmen an die Sorgfaltspflicht hält, während sich das Konkurrenz-Unternehmen foutiert und auch noch Vorteile daraus zieht», so Winz.
Das Lokalkomitee Geuensee zählt 10 Helfer. Organisator ist Gemeinderat und Berufsschullehrer IngbertKaczmarczyk. «Die Schweiz als eines der reichsten Länder der Welt muss Vorbild und Antreiber sein für einen fairen Umgang mit Ressourcen und Menschenrechten überall auf der Welt», nennt er seine persönliche Motivation, im Komitee mitzuwirken.
Warum es schweizweit so viele Lokalkomitees gebe, erklärt er sich mit Blick auf den Gegenspieler der Initiative: «Es benötigt so viele, um gegen die grossen Konzerne eine ausreichend grosse Gegenkraft zu entwickeln». Deswegen sei in den letzten Wochen vor der Abstimmung der Einsatz der Komitees umso wichtiger. «Ich befürchte, es wird ein enges Rennen, denn die Initiativgegner legen jetzt so richtig los. Sie können viel Geld in den Abstimmungskampf werfen und den momentanen Vorsprung möglicherweise noch aufholen.»
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