Von einem «wichtigen Meilenstein» sprach an der Präsentation der Botschaft für die Erweiterung, Erneuerung und Umnutzung der Kantonsschule Sursee vom vergangenen Freitag vor den Medien Rektor Ulrich Salm. «Wir stehen platzmässig wirklich an, konnten uns aber bis jetzt mit der Situation immer irgendwie arrangieren. Nun mussten wir uns aber lange genug nach der Decke strecken», fasste er die Lage zusammen. Die Zahlen dazu lieferte Finanzdirektor Reto Wyss: Das Hauptgebäude stammt aus dem Jahr 1972, ist somit 50 Jahre alt, denkmalgeschützt und noch heute nahezu im Originalzustand vorhanden. 2005 wurde die erste Etappe des Wettbewerbsergebnisses von 2002 mit einem Erweiterungsbau umgesetzt. «Die erwartete Zunahme der Lernendenzahlen aufgrund der demografischen Entwicklung von Sursee als zweitem Zentrum im Kanton und dessen Region zwingt uns nun dazu, die zweite Etappe zügig an die Hand zu nehmen», so Wyss.
Aktuell besuchen die Kantonsschule Sursee 950 Lernende in 48 Klassen. Sie ist damit nach der Luzerner Kantonsschule Alpenquai das zweitgrösste Gymnasium im Kanton. Bis 2032 erwartet man in Sursee 61 Klassen mit rund 1200 Lernenden. Die Platzknappheit, die man in den vergangenen Jahren durch Umverteilung von Lernenden auf andere Kantonsschulen entschärfen konnte, ist jedoch nicht der einzige Grund für die Erweiterung der Kanti Sursee. Mit ihr trägt man auch der Entwicklung der Unterrichtsmethoden Rechnung. Digitalisierung, Individualisierung, selbstständig organisiertes Lernen (SOL) und kollaboratives Arbeiten sind gemäss Salm die Stichworte dazu. Mit offenen Lernumgebungen, flexibel einsetzbaren Räumen und Rückzugsmöglichkeiten für die Lernenden über den Mittag wolle man die Schule fit für die künftigen Anforderungen machen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Lernende aus rund 40 Gemeinden, also aus dem halben Kanton, in die Kanti Sursee zur Schule gehen – mit Anfahrtswegen, die teilweise über eine Stunde Zeit in Anspruch nehmen. Das Erweiterungsprojekt sieht denn auch vor, die Mensa für die Mittagsverpflegung von der «Attika» des Hauptgebäudes ins Erdgeschoss des Erweiterungsbaus zu verlegen und ihr Platzangebot massiv zu vergrössern.
Seit dem Wettbewerb vor 20 Jahren hat sich der Bedarf an Hauptnutzfläche von rund 4000 Quadratmetern nahezu verdoppelt. Das Projekt umfasst deshalb einen Neubau zwischen dem Hauptgebäude und dem Erweiterungsbau von 2005 und dessen Aufstockung um ein zusätzliches Geschoss. Einige der bestehenden Parkplätze müssen dem Neubau weichen, aber die meisten bleiben erhalten. Wie Wyss betonte, soll das Projekt in Bezug auf die Nachhaltigkeit eine Vorbildfunktion einnehmen. So wird es auf den Flachdächern und voraussichtlich auch an den Fassaden des Neubaus Photovoltaikanlagen geben. Ausserdem erfüllen die Neubauten und auch das Hauptgebäude Minergie-Anforderungen.
Das alles hat natürlich seinen Preis. So überschreiten die Investitionen mit fast 70 Millionen Franken die im Aufgaben- und Finanzplan eingestellten Mittel um mehr als 15 Millionen Franken. Laut Wyss sind die Mehrkosten der Teuerung, den Massnahmen zugunsten der Nachhaltigkeit und den Provisorien für die Auslagerung von Klassenräumen während der Bauphase geschuldet. Der Terminplan sieht vor, dass die Botschaft noch dieses Jahr im Kantonsrat zur Behandlung kommt, so dass die Volksabstimmung voraussichtlich am 26. November stattfinden kann. Die Realisierungsphase soll dann 2024 beginnen und in vier Etappen erfolgen. So sind die Fertigstellung des Neubaus 2026, die Aufstockung 2027 und die Arbeiten am Hauptgebäude 2028 geplant.
«Mit diesem Projekt entsteht ein moderner, zeitgemässer und nachhaltiger Schulhauskomplex», würdigte der Finanzdirektor die Vorlage. Nicht zuletzt sei das Vorhaben auch ein «deutliches Signal für Stadt und Region Sursee».
1969 musste es plötzlich schnell gehen. Die Kantonsschule Luzern war an ihre Kapazitätsgrenze gelangt, und so beschloss der Kantonsrat, auf der Landschaft eine weitere Maturitätsschule zu bauen. Nach einer kurzen Standortdiskussion wurde entschieden, in Sursee eine Kantonsschule mit den damaligen Maturitätstypen A, B und C zu gründen. Als Standort entschied man sich für eine damals unbebaute Wiese an der heutigen Moosgasse. Bei der Klärung des Bedarfs merkte der Architekt, dass das Bauvorhaben weitgehend dem kurz vorher in Reussbühl erstellten Schulgebäude entsprach. Kurzentschlossen wurde auch für die neue Schule der bewährte Baukörper vorgesehen, allerdings spiegelverkehrt. Bereits am 12. September 1972 – vor fünfzig Jahren – konnte die neue Kantonsschule Sursee bezogen werden, sehr zur Erleichterung des damaligen Rektors Josef Schürmann und dem Kollegium. Und schon im Frühsommer 1973 nahmen die ersten Maturandinnen und Maturanden ihre Abschlusszeugnisse entgegen.
Die weitere Entwicklung der Schule zeigt sich im Rückblick als Erfolgsgeschichte. Das Wachstum der Stadt Sursee und des Wirtschaftsraums Region Sursee liess die Schülerzahlen ansteigen. Besuchten 1972 noch 369 Lernende in 19 Klassen die Kanti, sind es aktuell 950 Schülerinnen und Schüler in 48 Klassen. Markant stieg in dieser Zeit auch der Anteil der Schülerinnen. Der Erfolg hatte aber auch eine Kehrseite: Raumknappheit und Organisationsprobleme stellten Schulleitung und Kollegium seit den Neunzigerjahren vor grosse Herausforderungen. Immer wieder musste Schulraum zugemietet werden, insbesondere für den Hauswirtschafts- und den Sportunterricht.
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