Ein verspäteter Saisonstart wegen Corona, Besucherbeschränkungen zu Beginn, schlechtes Wetter und jetzt auch noch Hochwasser: Für die Strandbadbetreiber am Sempachersee war die Badisaison bis dato schwer verdauliche Kost. Besonders hart getroffen hat der hohe Pegelstand des Sempachersees die Seebadi Schenkon. Bänkli, Bäume, Sonnenschirme stehen unter Wasser. Etwa die Hälfte der Liegefläche geht aktuell baden. Zwei Drittel der Wiese sind wegen der Nässe abgesperrt. Baden und Schwimmen sind bis auf Weiteres nicht möglich – und das just in den Sommerferien, den mit Abstand umsatzstärksten Wochen der Saison. Zwischen 11.30 und 20 Uhr ist zumindest das Restaurant der Seebadi geöffnet. «Wir hoffen, dass trotzdem möglichst viele Leute bei uns zum Essen oder zum Apéro kommen», sagt Betreiberin Anna Ruckstuhl.
Und auch wenn die Schenkoner Badi statt bis zu 500 Besuchern aktuell nur etwa einen Zehntel davon verbucht, relativiert Betreiberin Michelle Flückiger das Ungemach des Schenkoner Hochwassers: «Finanziell gesehen ist das für uns natürlich eine Katastrophe. Wenn man aber sieht, wie vergangene Woche in Westdeutschland viele Menschen auf einen Schlag ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, dann sind unsere aktuellen Sorgen natürlich um ein Vielfaches kleiner.»
Beim Wirt des Badi-Restaurants Nottwil, Walter Estermann, lief am vergangenen Montag das Telefon heiss wegen der vielen Anfragen, ob denn das Restaurant geöffnet sei und man in der öffentlich frei zugänglichen Badi schwimmen könne. Man kann, aber die Gemeinde Nottwil sperrte den Seezugang für Nichtschwimmer mit Trassierband und Verbotstafel. Der Grund ist dafür offensichtlich: der rekordhohe Wasserstand des Sees, der den Sandstrand und selbst den Holzsteg gänzlich verschluckte. In den 19 Jahren, seit Estermann die Pacht des Badi-Restaurants innehat, steht der Steg zum ersten Mal unter Wasser. Nicht immer halten sich indessen alle Badigäste an das Betretungsverbot – zu verlockend ist es offenbar, auf dem Steg den Eindruck zu erwecken, wie weiland Jesus auf dem Wasser zu laufen, und dies mit einem Selfie festzuhalten. Dann muss Estermann diese Leute jeweils mit einer Durchsage via Lautsprecher zur Vernunft mahnen – am Montag mit besonderem Nachdruck jenen Schwimmer, der vom Steg aus trotz der gefährlichen Situation einen Köpfler rückwärts in den See hinein zelebrierte. «Das ist ein absolutes No Go», meint der Badi-Wirt kopfschüttelnd.
Was die wegen des nassen, kalten und trüben Sommerwetters ausbleibenden Gäste und die zahlreichen Tage, an denen das Restaurant geschlossen blieb, angeht, will Estermann nicht jammern: «Klar war der Juli bis jetzt unter dem Schnitt. Aber man muss auch sehen, dass wir vor 2021 drei sehr gute Jahre hatten. So gesehen, ist diese Saison für mich noch nicht gelaufen.»
Ins gleiche Horn stösst der Badmeister des Strandbads Sursee, René Bühlmann: «Natürlich waren in den vergangenen Wochen die Frequenzen tiefer als sonst. Die meisten, die noch kamen, waren Abo-Gäste. Ich schaue aber immer den Durchschnitt der letzten sieben Jahre an. Da haben wir viele gute Saisons gesehen. Dass halt zwischendurch auch mal ein schlechter Sommer kommt, damit muss man rechnen.» Wie Bühlmann ergänzt, könne nicht nur ein zu nasser Sommer zu Problemen führen, sondern auch ein zu trockener: «Wir hatten drei Sommer mit so tiefem Wasserstand, dass wir deswegen jeweils die Sprungbretter sperren mussten. Jetzt sind diese auch gesperrt, aber wegen des Treibholzes.»
Damit der Seezugang über die auf einer Breite von rund 20 Metern ab Ufer geflutete Liegewiese gewährleistet bleibt, verlegte das Surseer Badipersonal Bretter. Der Nichtschwimmerbereich ist aufgehoben, da der Wasserstand von 80 auf 170 Zentimeter stieg. «Unter guter Aufsicht der Eltern können Jugendliche diesen Bereich als Spielpool nutzen», so Bühlmann. «Wir versuchten zu retten, was zu retten war.»
In Eich leitet Marie-Theres Lukas die Badi. «Die Sonne scheint wieder», freut sie sich, «es kann nur besser werden.» Die Kapriolen des Wetters seien extrem schwierig gewesen. Ein Überbleibsel des Hochwasser ist das 50 cm hohe Wasser beim Spielplatz am Steg. «Bis dieses Wasser abläuft, dauert es wohl noch einen Moment», vermutet die Badi-Leiterin.
Marie-Theres Lukas stellt bei den Badi-Besuchern eine Zurückhaltung fest. Sie betont aber, dass die Gefahren um den See nicht so gross seien. Mit Blick in die Zukunft zeigt sie sich optimistisch: «Das Wetter ist uns gut gesinnt.» Nach einem sehr guten Juni habe der Juli der Badi Eich einen Streich gespielt. «Jetzt versuchen wir, das Beste aus der Situation zu machen.»
Der Präsident der Korporation Sempach, Joe Ineichen, gibt sich gelassen. «Aus Erfahrung weiss ich, dass schlechtere Phasen immer wieder ausgeglichen werden.» Es sei aber schon so, dass die bisherigen Badetage eher flau gewesen seien. Speziell hebt Ineichen das Hagelgewitter vom 28. Juni hervor, das einige Schäden im Seeland verursacht habe. «Wegen Aufräumarbeiten war das Seebad während weniger Tage geschlossen.» Das Gleiche galt nach dem Hochwasser der letzten Woche. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang noch, dass der Pegelstand von 504,63 Metern letzte Woche rekordverdächtig ist. Seit Sonntag ist nun aber die Badi wieder geöffnet.
«Wenn jetzt das Wetter mitspielt, kann diese Saison noch gut werden», blickt Joe Ineichen hoffnungsvoll voraus. Ein Vergleich mit dem letzten Jahr sei sowieso nicht ideal, weil Corona etwa im Mai die Schliessung nach sich zog. Auch heuer war bis zum letzten Lockerungsschritt eine beschränkte Besucherzahl in Kraft. Nun kann die Korporation Sempach aber wieder die volle Kapazität ausschöpfen.
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