Die Idee, eine solche Tour zu absolvieren, hatte Josua Wechsler schon seit mehreren Jahren. «Lange konnte ich mein Vorhaben nicht umsetzen, da mir verschiedene Ausstellungen und Aufträge dazwischenkamen», erzählt der 35-jährige freischaffende Künstler, der in Sempach Station aufwuchs und nach abgeschlossener Matura an der Kunsthochschule in Breda in Holland studierte. «Doch während Corona hatte ich genug verfügbare Zeit und war oft im Atelier. Also fasste ich mir das Projekt: Mit einem selbstgebauten Stand-up-Paddle-Board wollte ich von der Schweiz bis zur Nordsee paddeln.»
Als Künstler werkt Josua Wechsler oft mit verschiedenen Materialien. Der Brettbau fiel ihm daher nicht besonders schwer. Mit dem Innenleben, bestehend aus einem Fischgerippe aus Multiplex-Holz, eingekleidet mit Lärchenholz und mit Epoxidharz und Glasgewebe wasserdicht versehen, ergab das Brett ein Gewicht von 25 Kilogramm und eine stattliche Länge von 3,60 Metern. «Es hatte genügend Platz für mich und auch mein Gepäck.» Denn der 35-Jährige brauchte auf seiner Reise einiges an Mobiliar: Zelt, Schlafmatte, Schlafsack, Gaskocher, Nahrungsvorrat, viel Trinkwasser und Reparaturwerkzeuge, um nur einiges davon zu nennen. Von Letzteren musste Wechsler unterwegs auch mal Gebrauch machen. «Beim Ein- und Auswassern hat das Brett am zwölften Tag Schaden genommen. Durch ein Loch gelang Wasser ins Innere.» Das Holz habe sich vollgesogen, wodurch das Brett um einiges schwerer und der Transport an Land sabotiert worden sei. «Manchmal kam ich schon ans Ende meiner Kräfte», so Wechsler. Vor allem an der deutsch-französischen Grenze im Altrhein, wo er das schwere Brett sowie das viele Gepäck bei jeder Staustufe an Land hieven musste.
Grössere körperliche Schwierigkeiten hatte er jedoch keine. «Man gewöhnt sich an das viele Paddeln. Ausserdem half mir meine positive mentale Einstellung.» 27 Tage war er unterwegs, davon 23 auf dem Wasser. Vier Ruhetage legte er ein. An denen ging er einkaufen, verbrachte seine Zeit auf Campingplätzen oder schaute sich die Städte Kehl, Mainz, Bacharach und Duisburg genauer an.
Die Nächte verbrachte Josua Wechsler, der sich auch «der stille Vorbeiziehende» nannte, nicht auf dem Wasser, sondern beim Wild-Campieren. Dabei bot ihm sein grosses Brett einen Vorteil. «Über das Ufer gelangte ich zu Plätzen, die für Fussgänger nicht erreichbar waren. Einmal schlief ich auf meinem Brett auf einer kleinen Insel voller Brennnesseln», erzählt Josua Wechsler. Draussen zu übernachten, war dem Kunstschaffenden und Abenteurer wichtig. Denn auf der Paddel-Tour wollte er seine Verbundenheit zur Natur vertiefen und sich auf dem Wasser zu Hause zu fühlen. Dies ist ihm auch gelungen: «Das Lospaddeln am Morgen fühlte sich mit der Zeit an, als würde ich meinen Arbeitsweg zurücklegen.» Die Strecke von Luzern nach Düsseldorf über Karlsruhe war ihm zuvor bereits bekannt, denn mit dem Velo und dem Zug hatte er sie schon viele Male zurückgelegt. Doch auf dem Wasser nahm er die Umgebung auf eine neue Art und Weise wahr. «Die unterschiedlichen Stimmungen der Wasseroberfläche waren spannend zu beobachten.» Für ihn und seine Fortbewegungsart war es wichtig, die Strömungen lesen zu können. Vor allem bei Hochwasser, Wind und Wellen, und wenn er anderen Flussverkehr kreuzen musste, war es wichtig, vorauszuschauen und so Gefahren zu vermeiden. Die Hitze stellte ebenfalls eine Herausforderung für den Paddler dar, denn auch bei 36 Grad trug er seine Schwimmweste. «Einmal hatte ich fast kein Trinkwasser mehr», erinnert sich Wechsler. «Zum Glück hat es da geregnet, sodass ich mit Regenwasser kochen konnte.»
Der gebürtige Sempacher kann sich vorstellen, seine Reise mit dem Stand-Up Paddle noch weiter fortzusetzen. Die schönen Erlebnisse in der Natur inspirieren den Künstler nämlich auch in seiner Arbeit. Mit seinen Skulpturen möchte der gebürtige Sempacher dem Menschen den Bezug zu seiner elementaren Umgebung aufzeigen. «Wir wollen die Natur viel zu oft so kreieren, wie wir sie haben wollen, statt dass wir uns einfach als Bestandteil von ihr ansehen.» Seine Skulpturen kann man in der Schweiz in drei Skulpturenparks oder auch auf seiner Webseite www.josuawechsler.com betrachten. Dort ist auch ein dokumentierendes Video seiner SUP-Tour zu finden.
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