Fabian Lustenberger, am 8. Dezember feierten Sie gegen Manchester United Ihre Premiere in der Champions League. Wie hat sich das angefühlt?
Es war ein sehr schöner Moment. Während meiner Verletzung hatte ich mir zum Ziel gesetzt, rechtzeitig für dieses Spiel wieder fit zu sein. In der Kabine fiel immer wieder das Wort Bubentraum, was ein Spiel im Old Trafford definitiv ist.
Ich sehe meinen Einsatz in der Champions League aber als ‘Zückerli’, und meine Karriere wäre gesamthaft betrachtet nicht schlechter zu bewerten gewesen, wenn es mit dem Einsatz nicht geklappt hätte.
Manchester United schonte viele Topstars wie Cristiano Ronaldo oder Marcus Rashford waren nicht im Kader. Wären Sie gerne gegen sie aufgelaufen oder ist das für einen Profisportler sekundär?
Natürlich wäre es cool gewesen, gegen die ganz Grossen im Weltfussball aufzulaufen. Die erste Elf von United war aber dennoch gespickt mit vielen internationalen Stars. In erster Linie ging es aber darum, auf uns zu schauen, und ich denke, dass uns dies mit dem 1:1 gut gelungen ist.
Sie kennen grosse Stadien aus Ihrer Bundesligazeit bei Hertha Berlin. Wie war es, wieder einmal vor 75’000 Zuschauern ins Stadion einzulaufen?
Das Old Trafford ist ein geschichtsträchtiges Stadion. In einem vollen Haus einzumarschieren, war sehr imposant. Die Schweiz muss sich diesbezüglich aber nicht verstecken. Auch ins Berner Wankdorf einzulaufen, ist immer etwas besonderes. Es fühlt sich für mich zumindest nicht so an, als würde ich etwas verpassen, nur weil ich jetzt in der Schweiz spiele.
Wie schlimm waren für Sie die Corona-bedingten Geisterspiele in der letzten Saison?
Dass wir den Meistertitel ohne Zuschauer feiern mussten, war natürlich nicht ideal. Wir hätten gerne alle Emotionen mit unserren Fans geteilt. Ich muss aber gestehen, dass ich die Geisterspiele viel besser erlebt habe als erwartet. Denn, wenn es um Punkte geht, versucht man einfach das Beste rauszuholen.
Kurz nach Ihrem zweiten Meistertitel mit YB fielen Sie diesen Frühling für 196 Tage mit einem Achillessehnenriss aus. Wie haben Sie Ihren längsten Ausfall der Karriere erlebt?
Rein sportlich habe ich viel verpasst und war dazu verdammt, von der Tribüne mitzuleiden und mitzufiebern. Auf mein Privatleben bezogen hatte die Verletzung aber auch einen positiven Nebeneffekt. So konnte ich mit meiner Frau und den drei Kindern in die Sommerferien, hatte auch während ihrer Schulferien und den Wochenenden viel Zeit für sie. Diese Erlebnisse mit der Familie haben einen Grossteil des Frusts über die Verletzung aufgefangen.
Ihre Familie wohnt seit 2017 in Schenkon, Sie seit ihrem Wechsel von Hertha Berlin zu YB 2019. Was schätzen Sie an der Region besonders?
Ich bin in Nebikon aufgewachsen, viele meiner Kollegen sind ehemalige Surseer Kantischüler. Für mich ist die Region Sursee Heimat, deshalb war es wie ein Nachhausekommen. Es war die richtige Entscheidung, im Herbst meiner Karriere in die Schweiz zu YB zurückzukehren.
2005 schafften sie beim FC Luzern den Durchbruch als Profispieler. Wird Fabian Lustenberger jemals wieder für den FC Luzern auflaufen?
Die Verbundenheit mit dem FC Luzern wird immer da sein. Ich würde aber niemals ein Versprechen abgeben, dereinst zum FC Luzern zu wechseln, weil ich Stand heute schlicht nicht weiss, ob ich dieses Versprechen halten könnte.
Trotz 220 Bundesliga-Spielen für Hertha Berlin und zwei Meistertiteln mit YB konnten Sie sich in der Nationalmannschaft nie richtig durchsetzen. Hegen Sie Ambitionen, es unter Murat Yakin ins Team zu schaffen?
Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass es auf der Innenverteidigerposition viele junge gute Spieler gibt und ich dort nicht der Kandidat Nummer 1 bin. Mehr als im Klub Leistung zu bringen, kannst du als Spieler nicht tun. Ich bin aber keineswegs beleidigt, dass ich es bis dato nicht auf mehr als drei Länderspiele gebracht habe. Zudem hatte ich international meine Zeit, als wir 2011 mit der U21 den Vize-Europameistertitel feierten.
In der Schweizer Liga ist es spannend wie schon lange nicht mehr. Weshalb geht es YB in dieser Saison nicht mehr ganz so ring wie in den letzten vier Jahren?
Das hat mehrere Gründe. Zum einen wird es, je länger der Erfolg andauert, immer schwieriger, diesen zu bestätigen. Zudem kann es sein, dass man unterbewusst vielleicht zwei, drei Prozent weniger Einsatz gibt, was auf diesem Niveau natürlich bestraft wird.
Und, auch wenn ich keineswegs nach einem Alibi suche, hatten wir grosses Verletzungspech, zuletzt mit Michel Aebischer und Guillaume Faivre.
Ihr Vertrag läuft bis 2023, dann sind Sie 35 Jahre alt. Haben Sie schon Pläne geschmiedet für nach der Aktivzeit als Fussballer?Ihr Vertrag läuft bis 2023, dann sind Sie 35 Jahre alt. Haben Sie schon Pläne geschmiedet für nach der Aktivzeit als Fussballer?
Mein grosses Ziel ist es, im Fussballbereich weiterzuarbeiten. Ich habe einen Anschlussvertag bei YB als Jugendtrainer. Ich möchte mein Wissen und meine Erfahrung den Jungen weitergeben und den Nachwuchs bei seiner Entwicklung unterstützen.
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