In Zeiten der Coronapandemie haben Computerbildschirme nochmals an Bedeutung gewonnen, wenn es etwa galt, Online-Konferenzen abzuhalten oder sich digital weiterzubilden. Auch konnte die Verlockung grösser werden, wenn sich der Familienverbund, der sich verstärkt in den eigenen vier Wänden befand, Auszeiten am Fernsehen gönnte. Hier setzt die Aktion Flimmerpause von Akzent Prävention und Suchtterapie, Luzern, an. Während der letzten Maiwoche konnten Schulklassen und Familien den eigenen Konsum von Bildschirmmedien reflektieren, indem sie in dieser Zeit bewusst darauf verzichteten und offline durchs Leben gingen.
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Die Familie Olivia und Roland Bucher aus Rain mit ihren beiden Buben Henri (7) und Luis (9) machten bei der Flimmerpause mit. «Der Umgang mit Fernsehen und auch der Spielkonsole der Kinder führt in der Familie immer mal wieder zu Diskussionen», führt Olivia Bucher aus. So habe man sich gerne am Projekt Flimmerpause beteiligt. Es sei stets eine Herausforderung, die richtige Dosierung und einen normalen Umgang mit heutigen digitalen Medien und mit dem Fernseher zu finden, ist sie sich bewusst. «Nun haben wir uns in dieser Woche richtig bewusst damit auseinandergesetzt.»
Die Familie, die sich sonst schon häufig draussen aufhalte, habe diese Option je nach Wetter noch mehr gewählt, erzählt Olivia Bucher weiter. Man habe aber auch wieder mehr im Haus gespielt und auch Beschäftigungen, die man schon länger nicht mehr getätigt habe, gewissermassen neu entdeckt. «Die Kinder haben sich auch in ihren Zimmern selber gut beschäftigen können», freut sie sich, was den Eltern auch zusätzlich Luft verschafft habe. «Auf jeden Fall haben wir die zusätzlich gewonnene Zeit sehr geschätzt. Wir werden wieder einmal eine solche Woche einlegen», ist sich Olivia Bucher sicher.
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Auch die Hildisrieder Familie Barbara und Remo Bachmann-Wiederkehr mit ihren drei Kindern Anna (5), Sara (7) und Lea (10) hat sich an der Flimmerpause beteiligt. «Der Fernsehkonsum ist während Corona schon noch ein wenig mehr gestiegen», erwähnt Barbara Bachmann. Eine Tatsache, die unter anderem zum Mitmachen beim Projekt animiert hat. «Diese Woche hat der Familie eine willkommene Chance geboten, bewusster durch den Alltag zu gehen», sagt sie. So habe man bei schönem Wetter eine Velotour gemacht oder das eine oder andere Spiel hervorgekramt, nennt Barbara Bachmann Beispiele.Â
Die Flimmerpause habe für alle gestimmt, auch für die Kinder, die zu beginn schon noch etwas skeptisch gewesen seien, bilanziert sie. Gerade am Abend sei es üblich, den Fernseher laufen zu lassen und die Gute-Nacht-Geschichte oder eine Serie zu schauen. «Die Flimmerpause hat die Aufmerksamkeit für solche festgefahrenen Gewohnheiten geschärft.»
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Laut Nicole Tobler, Fachmitarbeiterin Prävention bei Akzent Prävention und Suchttherapie, haben bei der Flimmerpause 2021 126 Schulklassen und 56 Familien mitgemacht, was deutlich mehr als noch im letzten Jahr sei. Insgesamt haben sich 3300 Personen aus dem Kanton angemeldet. «Es ist erfreulich, dass so viele Menschen bewusst ihre Bildschirmzeiten reflektierten.» Ein Leben ohne Bildschirm sei heutzutage nicht mehr möglich. Digitale Tools fliessen in unser reales, analoges Leben ein. Informationen liefen darĂĽber und auch am Arbeitsplatz oder in der Schule seien Computer, Tablets, Smartphone sowie die Benutzung von sozialen Medien omnipräsent.Â
«Mit unserem Projekt möchten wir gerade auch die Familien, die eine sehr wichtige Erziehungs- und Vorbildfunktion in Bezug auf Bildschirmmedien haben, unterstützen in ihrem individuellen Umgang mit Bildschirmmedien», sagt Nicole Tobler. Ein Credo könne sein, es einfach mal nur mit der Hälfte zu probieren oder Offline-Oasen zu schaffen, so sei schon viel gewonnen, nicht nur zusätzliche Zeit für andere Tätigkeiten. «Aus der Komfortzone auszubrechen bietet immer eine Chance für Anderes, Neues.»
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