«Am 13. Weinmonat 1839 war es ein Zusammentritt von Jugendfreunden im Schulhaus bey Nottwil und da beraten sie sich zu einer solchen Vereinigung in unserer Gemeinde anzustellen», heisst es im Gründungsschreiben der Feldschützen Nottwil. Fünf Mitglieder wurden in einen Schützenrat gewählt, namentlich Leodegar Bachmann, Kaspar Honaur, Franz Marbach, Alois Wandeler und Anton Bachmann, und somit war der Startschuss zum langen und erfolgreichen Vereinsleben der Feldschützen gefallen.
«Anfangs gab es keine Schützenstände, alles fand draussen auf dem Feld statt, abwechslungsweise wurde beim Restaurant Rössli, Bahnhöfli oder Kreuz geschossen», erzählt Franz Bisang, Schützenmeister der Feldschützen Nottwil und Aktuar im kantonalen Vorstand der Schützen-Veteranen. Nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1848 wurde in der Militärorganisation von 1874 die ausserdienstliche Schiesspflicht durchgesetzt und die Schützenvereine mit der Durchführung der Schiessübungen betraut. Nach und nach entstanden in fast allen Orten der Schweiz Schützenstände, die Distanz wurde einheitlich auf 300 m festgelegt.
Ab 1893 regelte der Bund in einer neuen Verordnung das Programm der obligatorischen und fakultativen Übungen, die Gemeinden mussten den Schiessvereinen Schiessplätze mit genügenden Sicherungen zur Verfügung stellen. «Das Militärdepartement führte 1908 das obligatorische Schiessen ein, das heute noch besteht, die Organisation und die ergänzende Schiessausbildung am Gewehr wurde den Vereinen übertragen», sagt Bisang.
Einen Meilenstein in der Vereinsgeschichte stellten eine eingebaute Schiessanlage und der Eintritt in den Luzerner Kantonal-Schützenverein dar, was direkt mit einem Schützenfest vom 25. bis 29. Juli 1914 gefeiert wurde. Es sollte nicht das letzte Schützenfest des Vereins bleiben. «Da herrscht seit jeher immer eine wunderschöne Atmosphäre. Es geht um einen fairen, sportlichen Wettkampf und um die Pflege der Kameradschaft», hält Franz Bisang fest. «Selbst wenn man mal schlecht schiesst, ärgert man sich vielleicht kurz, aber dann ist das auch wieder vorbei.» Bisang sieht darin einen wesentlichen Faktor für das lange Fortbestehen des Vereins: «Es ist wie beim Schwingen – immer friedlich und eine gemütliche Atmosphäre, darüber hinaus ist es mit viel Tradition verbunden.»
Die Zustimmung von Seiten der Bevölkerung spricht auch aus diversen aufwendigen Projekten in der Vereinsgeschichte wie beispielsweise dem Bau des Schützenhauses 1970 oder der Austragung des Eidgenössischen Schützenfests 1979 in Nottwil. «Das war damals ein riesiger Aufwand. Während 16 Tagen wurde geschossen und anno dazumal natürlich noch alles ohne Elektronik», erzählt Franz Bisang. 44 Personen hätten mitarbeiten müssen – nicht dazugezählt die Zeiger und die zahlreichen Warnerbuebe und -meitli, welche die erzielten Schüsse von den Zielscheiben notierten.
Auch die Ergebnisse sprechen für den Erfolg der Nottwiler Feldschützen. Seit 2007 ist der Verein in der höchsten nationalen Kategorie 1 anzutreffen und dort stets sehr erfolgreich.
Eine 185-jährige Erfolgsgeschichte ohne jegliche Rückschläge also? «Es ist nicht so, als hätte es nie Probleme gegeben», räumt Bisang ein. «2018 war ein schwieriges Jahr, ein unerwarteter Präsidiumsrücktritt, keine Jungschützen rückten nach.» Der Vorstand sowie die Mitglieder waren gefordert, der Verein habe die Schwierigkeiten jedoch überwinden können. «Natürlich fehlen uns einige Jahrgänge, aber die Ausbildung der 12 bis 14 Jungschützen pro Kursjahr lässt hoffen. Was ich mir wünschen würde, wären mehr Mädchen und Frauen im Verein. Da gäbe es noch grosses Potenzial», sagt Bisang. Beim Schiessen handelt es sich um einen Konzentrationssport, eindrucksvoll war dies zu sehen an den Olympischen Spielen in Paris, wo Audrey Gogniat die Bronze bei 10 m Gewehr und Chiara Leone bei 50 m die Goldmedaille erkämpften. «Womöglich verbinden viele das Schiessen nur auf den Gebrauch der Waffe im Krieg und finden so keinen Zugang zum Schiesssport», betont Bisang. Dabei berge das Schiessen als Sport und Freizeittätigkeit nachweisbar diverse Vorteile und Chancen: «Es gibt Studien, die zeigen, dass gerade Jugendliche mit Konzentrationsschwierigkeiten davon profitieren. Durch den Schiesssport konnten die Leistungen auch im schulischen Bereich gesteigert werden.»
Vor Schwierigkeiten gestellt sah sich der Verein auch 2021, als während dem damaligen schlimmen Hagelunwetter das Dach des Schiessstandes durchschlagen wurde und infolgedessen ein riesiger Wasserschaden entstand. «Wir mussten die elektronische Trefferanzeige, das Eternitdach und die Schallisolierung ersetzen und Lager und Böden reparieren», erzählt Bisang. Im Rahmen dieser Neuerungen sei die Entscheidung gefallen, dies mit einem 185-Jahr-Jubiläumsschiessen zu feiern. Der Anlass, welcher vom 6. bis 8. sowie 13. und 14. September stattfand, war ein grosser Erfolg, nahmen doch nahezu 1000 Schützinnen und Schützen daran teil. «Es hat alles wunderbar funktioniert», so Franz Bisang. «Die Stimmung war super, die Schützen hatten nie grosse Wartezeiten und es wurden gute Resultate geschossen.»
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