26 Jahre hat die Ära des bedienten Bahnschalters «Euse Bahnhof» in Nottwil angedauert. Seit 1993 hat eine Interessengemeinschaft dafür gesorgt, dass man sich am Bahnhof beraten lassen und vor Ort beim Schalterpersonal Billette kaufen konnte. Bereits damals hatte die SBB den Bahnschalter schliessen wollen, was das Schweizer Paraplegiker-Zentrum, die Gemeinde Nottwil, das Hotel Sempachersee, damals noch als SRK-Ausbildungszentrum, sowie die Gemeinde Buttisholz, die 2015 aus der IG ausstieg, auf den Plan gerufen hatte. Dass der Bahnschalter einem Bedürfnis entsprach, belegten in den Folgejahren die Verkaufszahlen. Gemäss einer Medienmitteilung der IG Bahnhof Nottwil verzeichneten die Mitarbeitenden in Spitzenjahren bis zu 11‘000 Kundenkontakte pro Jahr.
Bilette immer mehr online gefragt
Diese Zeiten sind jedoch mittlerweile vorbei, was hauptsächlich im Kundenverhalten liegt, wie der Geschäftsführer der Gemeinde Nottwil, Marius Christ, ausführt. «Heute werden immer mehr Billette online gelöst.» Auch könne man heute einsteigen, sich die Reise durch das Smartphone aufzeichnen lassen und diese dann am Zielort abbuchen lassen. «Geblieben aber ist das Bedürfnis, sich vor Ort beraten zu lassen», weiss Christ. Diese Dienstleistung wird Ende dieses Jahres nun aber wegfallen.
Der bediente Schalter drohte in der 26-jährigen Geschichte schon mehrfach geschlossen zu werden. Letztmals war dies 2017 der Fall, als die SBB die Partnerschaft mit den privaten Stationshaltern kündigte, was auch das Ende von «Euse Bahnhof» bedeutet hätte. Aufgrund von politischem Druck auf Bundesebene stimmten der National- und Ständerat im Herbst 2017 einem Moratorium für die Schliessung von privaten Bahnschaltern bis Ende 2020 zu. Dass nun die Ära des bedienten Nottwiler Bahnschalters schon ein Jahr früher endet, begründet Marius Christ so: «Weil zwei Mitarbeiterinnen in Pension gehen, hätte es keinen Sinn gemacht, für eine so kurze Zeit noch Personal zu suchen und einzuarbeiten. Für die dritte Person wird bei den IG-Partnern eine Teilzeitstelle ab 2020 gesucht.» Der Geschäftsführer der Gemeinde Nottwil lobt das viele Herzblut der Mitarbeiterinnen, die sich stets um die Anliegen der Kundschaft kümmerten und so den Schalter so erfolgreich und beliebt gemacht hätten.
Neues Angebot zog nicht
Ein wesentlicher Aspekt, dass sich 1993 auch das SPZ für den Fortbestand des bedienten Schalters einsetzte, waren die Bedürfnisse von handicapierten Personen. Doch auch hier hat die Digitalisierung ihre Spuren hinterlassen und die Frequenzen von Menschen mit Einschränkungen zurückgehen lassen. Die IG Bahnhof Nottwil versuchte noch, mit einem neuen Angebot Gegensteuer zu geben. Die Idee wäre gewesen, Reisen von Tür zu Tür zu organisieren. Gemäss Marius Christ hätte das beispielsweise bedeuten können, dass jemand zu Hause von einem Tixitaxi abgeholt und zu einem Standort mit öV-Haltestelle gebracht worden wäre. Schliesslich wäre nach dem Absolvieren der Route mit dem öffentlichen Verkehr auch die Weiterreise zum Zielort gewährleistet gewesen. «Wir haben dieses Angebot auf verschiedenen Kanälen beworben, doch der Rücklauf war gering», erzählt Marius Christ. Oftmals hätten Verbände oder Institutionen von Personen mit Handicaps eigene Angebote. «Manchmal sind Bus und Bahn für Handicapierte aber ganz einfach auch nicht das ideale Reisemittel», ergänzt Christ.
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