Dass sich die Auswirkungen des Coronavirus in allen Altersschichten bemerkbar machen, bekommen auch die ganz Kleinen zu spüren. Plötzlich ist man fast allein im Kinderhaus der Seevogtey. Die Betriebsleiterin Julia Rossmann erläutert, dass sie keine Mühe hätten, die Hygienevorgaben einzuhalten und die Kinder in Kleingruppen von maximal fünf zu betreuen: «Es sind gar nie mehr anwesend!» Seit dem Lockdown ist die Anzahl der betreuten Kinder um zwei Drittel reduziert – sowohl im Kinderhaus als auch in den Tagesfamilien. Viele Eltern entschieden, ihre Kinder nun zuhause zu behalten.
Lockdown verunsicherte
Bis zum 13. März hat die Seevogtey mit sämtlichen Weisungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) Schritt halten können. Man habe die Eltern schriftlich über das aktuelle Vorgehen auf dem Laufenden gehalten. Laut Rossmann kamen die massiven Veränderungen, die die Schliessung der Schulen, Läden und Restaurants bedeutete, dann aber doch unerwartet. Die neue Situation führte zu Verunsicherungen sowohl bei den Eltern als auch in den Tagesfamilien, im Mütterhaus und im Kinderhaus. «Über das Wochenende wurde es dann schon ziemlich hektisch», resümiert Rossmann. Eltern suchten in den Tagesfamilien und im Kinderhaus nach Betreuungsmöglichkeiten für ihre Schulkinder. Ab Montag wurde mit allen Eltern ein Telefongespräch geführt und es wurden Fragen und Anliegen geklärt. Es galt, innert kurzer Zeit eine Haltung zu definieren und das weitere Vorgehen zu besprechen, denn die Betreuungsangebote müssen im Kanton Luzern trotz Corona-Krise weiterbestehen. Dabei erhielt die Seevogtey kompetente Unterstützung von den Beauftragten für Gesundheit und Bevölkerungsschutz der Stadt Sempach.
Hygiene als Ritual für Kinder
Die Woche vom 16. März sei für alle eine besondere Herausforderung gewesen, meint Julia Rossmann. Mittlerweile habe sich die Lage aber beruhigt. Es gilt, einen Betrieb aufrechtzuerhalten, der für alle Beteiligten eine grösstmögliche Sicherheit verspricht. Dabei hält sich die Seevogtey an die vom Bund, dem Kanton, der Gemeinde und den Verbänden herausgegebenen Sicherheitsmassnahmen und Weisungen. Rossmann betont, wie wichtig es ist, die Hygienevorschriften in den Alltag einzubauen – und in ein kinderfreundliches Ritual zu verwandeln. Daneben kommt Desinfektionsmittel zum Einsatz und Kinder wie auch Mitarbeitende sind dazu angehalten, sich morgens die Temperatur zu messen. Der Kontakt mit den Eltern wird im Kinderhaus stark minimiert und sie dürfen ihre Kinder nun in einem Vorraum abholen. Trotzdem gibt es auch schwierige Situationen: Bei welchen Symptomen muss ein Kind nach Hause geschickt werden; reicht ein Husten aus? Glücklicherweise darf die Seevogtey hier auf die fachkundige Beratung der Städtlipraxis und der Drogerie & Apotheke Faden zählen.
Durchmischung ist minimiert
Die Zusammenarbeit mit den Eltern sei sehr gut und die Seevogtey erfahre eine grosse Unterstützung, weiss Rossmann zu berichten. «Das entgegengebrachte Wohlwollen und die Flexibilität sind nicht selbstverständlich. Es ist schön, auf ein solches Verhältnis bauen zu dürfen.» Im Gegenzug versucht die Seevogtey, den individuellen Bedürfnissen der Eltern und ihrer Kinder nachzukommen. Bislang habe man immer eine vertretbare Lösung gefunden und Sonderanfragen wahrgenommen.
Auch für die Mitarbeitenden bedeutet die aktuelle Situation eine Umstellung. Besonders die erste Woche forderte nicht nur fachlich, sondern war auch emotional aufwühlend. Es gesellten sich persönliche Verunsicherungen der Mitarbeiterinnen und Tagesmütter hinzu. In Gesprächen wurde auf ihre Bedürfnisse eingegangen und der Schutz von Risikogruppen nimmt man bei der Seevogtey ernst.
Die Tagesfamilienvermittlung arbeitet nun im Homeoffice und man ist bestrebt, im Kinderhaus dieselben Tagesteamkonstellationen beizubehalten. Dadurch wird einerseits die Durchmischung minimiert und andererseits verhindert, dass in einem Krankheitsfall das gesamte Team ausfällt. Rossmann findet nur lobende Worte: «Unsere Mitarbeiterinnen konnten sich extrem schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen und mit der Situation arbeiten – ihnen gebührt Anerkennung und ein grosses Dankeschön!»
Eingebüsste Einnahmen
Eine grosse Herausforderung der Coronakrise ist für die Seevogtey die finanzielle Lage. «Es ist viel zu ruhig in unserem Haus.» Dass zwei Drittel der Kinder zuhause betreut werden, bedeutet eine beachtliche Einbusse der Einnahmen. Die Kurzarbeit ist beantragt und Julia Rossmann hofft auf eine zusätzliche Ausfallentschädigung für die Kinderbetreuungsangebote, da die Kitas aufgrund des Bundesbeschlusses die Pflicht haben, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Der Entscheid, ob eine solche finanzielle Entschädigung genehmigt wird, liegt zurzeit beim Kanton Luzern. Der Verband Kinderbetreuung Schweiz, Kibesuisse, empfiehlt den Kitas, den Eltern die vollen Kosten in Rechnung zu stellen, selbst wenn diese die Kinder selber betreuen. Der Verein Seevogtey sieht im Moment von dieser Praxis ab. «Es gehört zu unserer Philosophie, Eltern auch in schwierigen Zeiten so weit als möglich zu unterstützen. Im Moment ist die Seevogtey mit der Kurzabeitsentschädigung in der Lage, die Mindereinnahmen zu verkraften. Die Frage ist, wie lange noch.»
Zeit zum Lernen
Der Alltag in der Kinderbetreuung ist ein anderer als noch vor einem Monat. Trotzdem sind die Mitarbeiterinnen und Tagesmütter weiterhin tagtäglich mit viel Engagement für die Kinder da. Die Situation hat sich entspannt, man kann proaktiv in die Zukunft blicken. «Aus dieser Krisenzeit gibt es viel zu lernen – ich bin gespannt, dies später evaluieren zu dürfen», sagt die Betriebsleiterin der Seevogtey. Zuerst freut sich Julia Rossmann aber auf die Rückkehr der Kinder in das Kinderhaus und die Tagesfamilien. Zudem denkt sie bereits über ein Fest nach, wenn die Krise vollständig überstanden ist.
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