396 Petitionäre haben vor rund einem Jahr eine Bittschrift beim Gemeinderat Neuenkirch eingereicht, er möge eine Um- oder Erdverlegung der Starkstromleitung prüfen, welche über Neuenkircher Quartiere führt. Auslöser gewesen war die Erneuerung von Freileitungen, welche im Dezember 2016 hatten abgeschaltet werden müssen, weil die Lärmbelastung deutlich zugenommen hatte. Der Schweizer Stromnetzbetreiber Swissgrid gab ein Plangenehmigungsverfahren ein, um die Leiterseile erneut zu ersetzen. Daraufhin wurden die Anwohner, wie auch die Gemeinde Neuenkirch, auf den Plan gerufen. Die Folge waren die erwähnte Petition und diverse Einsprachen gegen die neuen Leiterseile, welche mittlerweile beim Bundesamt für Energie liegen (wir berichteten).
Bund kommt wohl ins Spiel
Mitte Januar 2019 hatte mittlerweile ein Treffen zwischen der Swissgrid und Vertretern der Neuenkircher Petitionären stattgefunden. Dabei hätten diverse Fragen geklärt werden können und Swissgrid habe auch angetönt, eine Modernisierung der in die Jahre gekommenen Höchstspannungsleitung (220 Kilovolt) zwischen Mettlen bei Inwil und Bickigen bei Burgdorf ins Auge zu fassen, wie Roger Zubriggen ausführt, Kantonsrat aus Neuenkirch und selber Anwohner eines Quartieres, welches eine Starkstromleitung durchquert wird. In einem solchen Fall wäre ein Sachplanverfahren auf Bundesebene vonnöten und die Planungen liefen in erster Linie auf Kantons- und Bundesebene ab. Dies war auch der Grund, weshalb die Gemeinde vergangene Woche mitteilte, dass das Anliegen der Interessengemeinschaft Erdverlegung nicht auf Gemeindeebene vorangetrieben werden könnten (Ausgabe vom 21. Februar). Die von den Petitionären erhofften Variantenstudien für die Starkstromleitungen über Neuenkircher Wohngebieten müssten auf Kantons- und Bundesebene erfolgen.
Kanton soll vorbereitet sein
Die Ausführungen der Swissgrid veranlassten auch Roger Zurbriggen und sein Kantonsratskollege Jim Wolanin, je einen Vorstoss zu lancieren. Zur-briggen möchte mit einer Anfrage Auskünfte darüber, welche Rolle bei Starkstrom-Infrastrukturprojekten dem Kanton zukommt und wie er Gemeinden konkret unterstützen könnte, wenn es um die Ausarbeitung und Prüfung von Varianten einer Um- oder Erdverlegung von Freileitungs-Teilabschnitten in Siedlungsgebieten gehe, was dem Petitionsanliegen entspricht. Wolanin forderte in einem Postulat, dass der Regierungsrat prüft, wie die Emissionen auf die Wohnbevölkerung bei der Höchstspannungsleitung Bickigen–Mettlen durch kantonale Massnahmen mittel- bis langfristig reduziert werden könnten. Es geht beiden Kantonsräten nach eigenen Angaben darum, frühzeitig und weitsichtig eine Strategie seitens der Luzerner Regierung erkennbar zu machen, wie sie die Stromnetzplanung gedenkt zu steuern im Hinblick auf die fortschreitende Siedlungsentwicklung.
Weitsichtig geplante Korridore
Ein treffendes Beispiel habe gerade die Situation der eingangs erwähnten Freileitung im Lippenrütiquartier geliefert, wie Jim Wolanin ausführt. Sie ist Teil der 220-kV-Leitung zwischen Mettlen und Bickigen. Aber auch Wohngebiete in Rothenburg sind genauso von der Freileitung betroffen. Der Kantonsrat erhofft sich Aussagen von der Regierung zu möglichen Korridoren, wie die Starkstromleitungen auch in 50 bis 100 Jahren geführt werden könnten. «Man könnte sich beispielsweise überlegen, ob man diese Leitungen entlang von Strassen- oder Bahntrassees verlegen könnte, wo keine neuen Siedlungen zu erwarten sind», sagt Jim Wolanin. Solche Korridore habe etwa die Zuger Kantonsregierung für die gleiche Leitung, welche über den Kanton Zug weitergeführt wird, ausgeschieden, fügt Roger Zurbriggen an. «Einfach damit man dann bereit ist, wenn Swissgrid die Modernisierung angeht.» Was passieren kann, wenn Swissgrid die Versorgungssicherheit mit Erneuerungen konsequent umsetzt und Gemeinden beziehungsweise ein Kanton nicht vorbereitet ist, konnte im vergangenen Jahr im Goms im Wallis beobachtet werden. Swissgrid erstellte etliche Masten für eine neue Leitung mit bis zu 380 Kilovolt Spannung mitten durch Wälder und sorgte für Empörung und Ohnmachtsgefühle in der Bevölkerung.
Swissgrid ist unter Zugzwang
Die beiden Kantonsräte erachten den Zeitpunkt für ihre Anliegen als ideal, weil Swissgrid nun daran sei, das Stromnetz in der Schweiz im grossen Stil zu erneuern und der Netzbetreiber daran interessiert sei, zügig vorwärtsmachen zu können. Nun würden die Weichen gestellt für den Netzausbau für kommende Generationen, rufen beide Kantonsräte in Erinnerung. «Ich behaupte sogar, es ist möglich, dass innerhalb von zehn Jahren keine Freileitungen mehr über die Wohnsiedlungen von Rothenburg und Neuenkirch führen», gibt sich Roger Zurbriggen optimistisch.
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