Die Premiere der Operetten-Revue «Frau Luna» von Paul Lincke bezeichnete der Präsident der Musik- und Theatergesellschaft Sursee, Daniel Gloor, am vergangenen Samstag vor den Medien als «Premiere in der Premiere». In der Tat wurde das 1899 uraufgeführte Stück bislang auf der Surseer Stadttheaterbühne noch nie gespielt. Obwohl Linckes Operetten-Revue relativ wenig bekannt ist, sind bereits 75 Prozent der Tickets verkauft, wie Gloor «positiv überrascht» vermelden konnte. Wie üblich versorgte er die Medien auch mit einigen interessanten Zahlen: Die Premiere vom Samstag war die 1881. Operetten- beziehungsweise Musical-Aufführung am Stadttheater Sursee seit 1928. 180 Mitwirkende sind vor und hinter den Kulissen für «Frau Luna» im Einsatz. 100 Kostüme mussten ausgeliehen oder – für die Szenen auf dem Mond – eigens angefertigt werden. Und nicht weniger als 1120 Sterne leuchten am Surseer Theaterhimmel.
Seit sieben Jahren bewährtes Gespann
Wie Regisseur Björn B. Bugiel – er verantwortet mittlerweile zum siebten Mal zusammen mit Pruduktionsleiterin Isabelle Ruf-Weber die Surseer Operetten- und Musicalproduktionen – verriet, ist «Frau Luna» seit 25 Jahren seine Lieblingsoperette: «Diese Inszenierung stand schon lange auf meinem Wunschzettel.» Als fantastische Operetten-Revue und eigentliches «Märchen für Erwachsene» sei sie auch heute noch 1:1 spielbar wie vor über 100 Jahren. «Das Stück will nichts anderes als unterhalten. Und als Regisseur kann man sich richtig austoben», umschrieb Bugiel den Reiz von «Frau Luna».
So stellte er denn eine unglaublich aufwendige, raffinierte und spektakuläre Inszenierung auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Angefangen bei der Bühnentechnik: Während die Szenen im Berlin um 1900 konservativ und in warmes Licht getaucht daherkommen, dominieren auf dem Mond kaltes Licht, klare Strukturen und weitläufige Perspektiven. Zu den technischen Höhepunkten gehören im ersten Akt der originalgetreue Kraftwagen und die Litfasssäule, in der die vier Protagonisten wahrhaftig Richtung Mond abheben – ein «fünfköpfiges Spezialteam mit Nasa-Technologie» (O-Ton Gloor) machts möglich.
Kostümschlacht und Berliner Schnauze
Neben dem Bühnenbild und der Technik prägen wie erwähnt die Kostüme und die Maske diese Inszenierung. Bei der Maske stellte der Umstand, dass auf dem Mond Kopfbedeckungen statt Frisuren vorherrschen, eine besondere Herausforderung dar. Und wie man die Parade der Tierkreiszeichen umsetzte, ist schlicht umwerfend. Apropos Herausforderungen: Sämtliche Träger einer Berliner Rolle sprechen Berliner Dialekt. Gemäss Bugiel galt es dabei die Gratwanderung zwischen Authentizität und Verständlichkeit zu meistern. Wie die Premiere zeigte, schaffte man diese Gratwanderung mit Bravour.
Das Orchester ist mit 19 Musizierenden etwas kleiner als sonst. Dies trifft auch für den von Achim Glatz einstudierten Chor zu – mehr Sängerinnen und Sänger hätten auf der mit Kulissen reich befrachteten Bühne auch gar nicht Platz. Wie Isabelle Ruf – sie hat neben der Produktionsleitung auch die musikalische Gesamtverantwortung inne – ausführte, lebt diese Operetten-Revue von der schmissigen Musik mit vielen Märschen: «Diese gehen unter die Haut und verbreiten eine Super-Stimmung.» Selbstverständlich gibt es auch Ohrwürmer. Zum Beispiel «O Theophil», «Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe» und die berühmte «Berliner Luft». Letztere nahm Lincke zwar erst nachträglich in die Operetten-Revue auf, sie verhilft dem Stück aber zu einem grandiosen Finale, das an der Premiere vom Samstag für Begeisterung im Publikum sorgte.
Solisten zeigen starke Präsenz
Neben auf der Surseer Bühne altbekannten und bewährten Solisten geben sich heuer auch neue Gesichter ein Stelldichein: der Hauptdarsteller Andres Esteban, der einen jovialen und sympathischen Fritz Steppke gibt, und Corinne Achermann, die seine Verlobte Marie mit Charme und Verve verkörpert. Raya Sarontino überzeugt als Chansonette Flora und Frau Luna einmal mehr mit ihrer grossartigen Bühnenpräsenz, und Cécile Gschwind haucht der resoluten und kratzbürstigen Zimmerwirtin Frau Pusebach mit ihrer perfekten «Berliner Schnauze» Leben ein. Gute Figur machen des Weitern Stefan Wieland als Lämmermeier, Jens Olaf Müller als Pannecke, Livio Schmid als komischer Schönling Egon und Prinz Sternschnuppe sowie Andreas Fitze als Theophil, sowohl in Berlin wie auch auf dem Mond «det Auge det Jesetzes». Den Reigen der Solisten komplettieren Gianna Lunardi als (St)Ella, Gaby Meier-Felix als Anna/Venus und Pius Berger als Bierkutscher und Mars.
Björn B. Bugiel brachte vor der Premiere auf den Punkt, was das Publikum von der diesjährigen Produktion erwarten darf: «Eine runde Sache, die einfach Freude macht.» Und er versprach nicht zu viel – wie schon an der Generalprobe vom Freitag wurde die hervorragende Gesamtleistung des Ensembles auch am Samstag mit einer Standing Ovation bedacht.
Die Operetten-Revue «Frau Luna» wird bis zum 22. März noch 25 Mal aufgeführt. Vorverkauf: Telefon 041 920 40 20 (MO–FR 14–17 Uhr), vorverkauf@stadttheater-sursee.ch, www.stadttheater-sursee.ch.
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