In den letzten drei Wochen erstrahlte die Orgel der Pfarrkirche St. Marien in Nottwil in aussergewöhnlichem Kleid. Alle 2'084 Pfeifen der Orgel wurden von der Geschäftsleitung der Orgelbau Graf AG Oberkirch, Evelyn Kaufmann-Najer und Jens Krug, aus dem Gehäuse entfernt. «Wir überprüfen jede Pfeife, ob sie schön anspricht», so Evelyn Kaufmann-Najer. Bei den Kernspalten der Pfeifen setze sich oft Staub oder Kerzenruss ab, was die sonst sanften Orgeltöne scharf erklingen lasse. Um die klanglichen Unebenheiten zu beseitigen, wurden die zwischen fünf Millimeter und knapp fünf Meter grossen Pfeifen sorgfältig von den beiden Spezialisten gereinigt. Sakristan Stefan Troxler erzählt, die Orgelbau Graf AG komme jedes Jahr vorbei, um die Orgeln zu stimmen. Jens Krug beschreibt: «Beim Stimmen verändern wir die Länge der Pfeifen mit einem Stimmhorn. Je höher eine Pfeife erklingen soll, desto kürzer wird sie, und je tiefer, desto länger.»
Im Jahre 1898 wurde eine Orgel in der Pfarrkirche Nottwil durch die Orgelbaufirma Friedrich Goll installiert. Das Instrument wurde an der Landesausstellung in Genf mit einer goldenen Medaille ausgezeichnet. Nachdem in den Jahren 1938 und 1939 eine Erweiterung von 19 auf 27 Register stattfand, die das Klangbild der Orgel laut Festschrift zur Neueinweihung am «entstellten», erfolgte 1990 ein Neubau durch die Firma Graf. Das bestehende, neugotische Gehäuse und die historischen Pfeifenreihen wurden beibehalten und mit klassisch konzipierten Windladen sowie traditioneller Spielanlage mit rein mechanischer Traktur und Registratur zu einer neuen Einheit verschmolzen. «Man sagt ja: Eine Orgel überdauert Jahrhunderte. Ich finde es faszinierend, dass einige Holzpfeifen über 100-jährig sind und immer noch funktionieren. Dies liegt sicher auch an unserer sorgfältigen Wartung», meint Kaufmann-Najer mit einem Schmunzeln.
Ohne die vielen Pfeifen sieht die leere Orgel ein bisschen aus wie ein kleines Häuschen. «Wenn alle Pfeifen entfernt sind, beginnen wir mit der Reinigung des Gehäuses», erklärt Jens Krug. Auch die mechanischen Teile überprüfen die beiden gelernten Orgelbauer. «Nach 15 Jahren leidet diverses Material unter Verschleiss.» Das aus Leder gefertigte Windreservoir, ein Gebläse, das den Wind produziert, der beim Orgelspiel die Pfeifen erklingen lässt und in der Fachsprache Balg genannt wird, sei ganz schwarz gewesen und musste erneuert werden.
Evelyn Kaufmann-Najer und Jens Krug arbeiten seit 30 und 25 Jahren als Orgelbauer. «Unsere Hauptarbeit liegt beim Unterhalt unserer bestehenden 180 Instrumente», sagt Evelyn Kaufmann-Najer. Die Aufträge für Neubauten seien in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Umso mehr erfreute es die beiden, dass sie den Surseer Orgelschülern eine Führung durch das Orgelgehäuse geben konnten. «Der kleinste Schüler war fünf Jahre alt. Um an das Pedal zu kommen, hat die Kirchgemeinde Sursee ein für diesen Schüler angepasstes Pedal angeschafft.»
Dank der vierwöchigen Sanierung können in der Pfarrkirche St. Marien am hohen Donnerstag harmonische Orgelklänge ertönen, bevor das Instrument bis zum Gloria in der Osternacht schweigt.
Sie können Ihre Traueranzeige in Ruhe von zu Hause aus gestalten und aufgegeben. Es stehen Ihnen Muster, Hintergründe und Bilder zur Verfügung.
Anzeige online aufgeben