Der Kanton Luzern organisiert mit einer Arbeitsgruppe, in der unter anderem die Stadt Sempach und die beiden Kirchen vertreten sind, die Gedenkfeier zur Schlacht von Sempach vom 9. Juli 1386, die jeweils am letzten Juni- oder ersten Juliwochenende stattfindet. Schon im letzten Jahr hatte die Feier wegen der Coronapandemie nur mit eingeladenen Menschen und ohne Einbezug der breiten Öffentlichkeit durchgeführt werden können. Und auch für 2021 hat der Kanton Anfang Mai eine geschlossene Feier im kleinen Kreis angekündigt. Sie soll wie ein Jahr zuvor auf dem Gelände hinter der Schlachtkapelle über die Bühne gehen.
2009 drohte die Gedenkfeier zu einem Fiasko zu werden, nachdem politisch am rechten und linken äusseren Rand stehende Kreise im Städtli aufmarschiert und die Sicherheitskosten aus dem Ufer gelaufen waren. Als Folge davon entfiel die Wanderung aufs Schlachtfeld, und die offizielle Feier mit Morgenbrot, Einzug und Gottesdienst wurde nur noch im Städtli abgehalten. Doch der Wunsch vieler Sempacherinnen und Sempacher scheint nach wie vor zu bestehen, das Schlachtfeld wieder in die Gedenkfeier miteinzubeziehen.
«Das ist kein Geheimnis», sagt dazu die Präsidentin der FDP.Die Liberalen Sempach, Monika Grüter, «und wir würden dieses Anliegen unterstützen, diese äusserst beliebte Tradition am ursprünglichen Standort durchzuführen.» Grüter betont aber, dass für sie und die FDP nur eine sichere Feier ohne Instrumentalisierung durch extreme Gruppierungen infrage komme. Auch der Sempacher Stadtpräsident Jürg Aebi bestätigt: «Ich meine zu spüren, dass sich der Grossteil der Sempacher Bevölkerung wieder eine Feier in der ursprünglichen Form, mit Umzug auf das Schlachtfeld, wünschen würde.»
Der Präsident der CVP Sempach, Marcel Hurschler, betont die Wichtigkeit, dass «die Gedenkfeier von der Bevölkerung mitgetragen wird, so wie es die letzten Jahre der Fall war.» Für ihn stehe eine Feier auf dem Schlachtfeld deshalb nicht zwingend im Vordergrund, auch wenn ein Teil der Bevölkerung diese Rückkehr wünsche. «Es gibt nämlich auch viele Mitbewohner, die die Atmosphäre am Sonntag im autofreien Städtli und den kurzen Weg zur Feier schätzen.» Beides könne zu einer verstärkten Teilnahme motivieren. Gleich wie Monika Grüter von der FDP äussert auch der CVP-Präsident sowohl Bedauern als auch Verständnis darüber, dass die Gedenkfeier coronabedingt nicht öffentlich sein könne.
Die Organisatoren der Gedenkfeier Sempach bräuchten einen gewissen zeitlichen Vorlauf, weist Stadtpräsident Jürg Aebi auf einen weiteren Aspekt hin, der einen frühzeitigen Entscheid über die Art der Durchführung nötig mache. «Der Aufwand ist auch für die mitorganisierenden Vereine und die Gastgemeinde nicht zu unterschätzen.» Zudem sei die pandemische Situation trotz der angekündigten Lockerungen des Bundes immer noch unsicher. «Der Kanton und die Stadt Sempach haben hier auch eine Vorbildfunktion», macht Aebi deutlich. Aus diesen Überlegungen sei «der Entscheid für eine geschlossene und kleine Feier sicher richtig.»
Eine Nachfrage beim Projektleiter der Gedenkfeier Sempach, Franco Mantovani, bestätigt, dass der Kanton Luzern verschiedene Optionen für die diesjährige Gedenkfeier in der Arbeitsgruppe diskutiert habe. Er weist darauf hin, dass im Falle einer öffentlichen Feier die vom Bundesrat gegenwärtig gültige Grenze von maximal 1000 Personen im Freien bei schönem Wetter mit Sicherheit überschritten worden wäre. «Wir hätten also mit Zutrittskontrollen und Ausweis-Überprüfungen sicherstellen müssen, dass nur geimpfte, negativ getestete oder genesene Personen anwesend sind. Das wäre sowohl im Städtli als auch auf dem Schlachtfeld nur mit grossem Aufwand umzusetzen gewesen.»
Die Arbeitsgruppe erachtet es auch als nicht opportun, eine öffentliche Feier unter diesen Umständen zu inszenieren, nachdem die Stadt Sempach und die Sempacher Vereine das Städtlifest und den Hellebardenlauf abgesagt hätten, und auch das Sempacherschiessen wegen der Coronapandemie nicht stattfinden könne. Angesprochen auf eine mögliche Rückkehr aufs Schlachtfeld – wie sie nun im geschlossenen Kreis schon zum zweiten Mal Tatsache wird – lässt sich der Projektleiter nicht auf die Äste hinaus. Es würden immer wieder Ideen und Wünsche für die Gedenkfeier an die Arbeitsgruppe des Kantons, an die Stadt und auch direkt an Regierungsräte herangetragen. Viele beinhalteten Partikularinteressen, die sich teils sogar gegenseitig ausschliessen würden. Die Gedenkfeier sei über die Jahrhunderte immer wieder anders begangen worden. «Wir entwickeln sie ebenfalls laufend weiter, um sie auch für die jüngere Generation interessant zu machen und deren Geschichtssinn zu schärfen.» Franco Mantovani betont, dass der Kanton bei der Wahl des Standorts immer eng mit der Stadt Sempach zusammenarbeiten und auf deren Bedürfnisse und Wünsche eingehen werde.
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