Am Freitag, 10. Mai, hat die Kantonsschule Schüpfheim die Sports Awards 2019 vergeben. Die Hellbühlerin Lynn Helfenstein ist als Sportlerin des Jahres gekürt worden. Beim Publikums-award landete sie zudem auf dem dritten Rang. Die 18-jährige Leichtathletin geniesst im Entlebuch ihre auf sie als Sporttalent zugeschnittene gymnasiale Ausbildung. Im Interview erzählt sie von ihren sportlichen Zielen und mit welchen Mitteln sie diese erreichen will.
Lynn Helfenstein, wie viel bedeutet Ihnen der Award?
Ich war überrascht, freute mich aber auch sehr. Diese Auszeichnung motiviert mich, weiterhin dranzubleiben und nächstes Jahr hoffentlich wieder für den Sports Awards unserer Schule nominiert zu werden.
Wie muss man sich das Nebeneinhergehen von Trainings und gymnasialer Ausbildung in Schüpfheim vorstellen?
Durch die eher wenigen Schulstunden pro Woche bleibt uns genügend Zeit, dem Sport nachzugehen. Montags haben wir den ganzen Tag Schule. Dienstags bis freitags ist es am Vormittag. Dann gehe ich nachmittags oder abends nach schulischen und ausserschulischen Pflichten ins Training. Zweimal wöchentlich habe ich gerade nach dem Unterricht Krafttraining. Wir haben das Privileg, den Kraftraum der Schule nutzen zu können.
Sie verfolgen ehrgeizige Ziele, wie etwa die Teilnahme an der U20-Europameisterschaft vom 18. bis 21. Juli in diesem Sommer in Schweden. Wie sind Sie unterwegs auf Ihrem Weg dorthin?
Vor Kurzem hat bei uns die Aussensaison angefangen. Das Aufbautraining ist mehr oder weniger abgeschlossen, im Moment befinde ich mich in der Wettkampf-Vorbereitungsphase. Nach den ersten zwei Meetings bin ich mit dem Saisonstart sehr zufrieden und positiv eingestellt. Mit dem Erreichen der Limite für die EM würde ein grosser Traum von mir in Erfüllung gehen.
Wie gross erachten Sie die Chance, die Limite zu schaffen?
Die Limite ist leider in diesem Jahr für die U20 EM von 595 auf 605 Zentimeter gestiegen. Diese 10 Zentimeter tönen zwar nach wenig, machen aber einen grossen Unterschied. Ich bin optimistisch, dass ich auch diese Weite erreichen kann, falls ich einen optimalen Sprung habe. Bei diesem müssen Anlauf, Absprung, Flugphase und auch die äusseren Bedingungen wie das Wetter passen.
Dann sind Sie in Borås dabei?
Nein. Falls ich die Limite erreichen würde, bedeutet es noch nicht automatisch, dass ich einen Startplatz an der EM kriege. Je nachdem, wie viele Schweizerinnen in meinem Alter diese Limite knacken, können nicht alle nach Schweden reisen.
Worauf setzen Sie gegenwärtig in der Leichtathletik?
Ich habe von der Saison 2018 auf die Saison 2019 meine Disziplinen eingeschränkt. Letztes Jahr habe ich vorwiegend den Siebenkampf im Auge gehabt. Diese Saison konzentriere ich mich auf den Weitsprung, den Sprint (100m und 200m) und den Hürdenlauf (100m). Das sind ganze vier Disziplinen weniger, was spezifischere Trainingseinheiten bedeutet.
Was bedeuten spezifischere Trainingseinheiten?
Ich probiere meine Trainings fokussiert zu bewältigen und vollen Einsatz zu geben. Dazu gehören auch einige Abstriche, die ich ausserhalb der Trainings machen muss, damit ich meine Zeit in weitere Trainingseinheiten investieren kann. Das Techniktraining hat einen grossen Stellenwert, zusätzlich gehören viele Sprungkraft- und Schnelligkeitstrainings dazu.
Visieren Sie «nur» den Weitsprung an oder noch andere Disziplinen für die U20-EM?
Letztes Jahr haben mir im Weitsprung wenige Zentimeter gefehlt. Ich möchte, dass mir dies in diesem Jahr nicht mehr passiert, denn die Enttäuschung war riesig. Deshalb konzentriere ich mich auf den Weitsprung. In den anderen Disziplinen ist diese internationale Limite für mich nicht in Reichweite.
Wie viel und welche Disziplinen trainieren Sie gegenwärtig wöchentlich?
Normalerweise trainiere ich sechsmal wöchentlich. Zwei Trainings davon sind Kraft-, Sprung- und Koordinationstrainings. Die anderen sind disziplinspezifisch. Diese absolviere ich im TSV Rothenburg. Die Regenerationszeiten zwischen den Trainings versuche ich so gut wie möglich einzuhalten, um Verletzungen vorzubeugen und damit ich im Training genügend Energie habe.
Wie wichtig ist das Mentalcoaching?
In der letzten Saison habe ich regelmässiges Mentalcoaching gehabt. Ich bin schon eher ein kopflastiger Mensch, was dazu führte, dass ich mich gedanklich oft zu fest in den Sport hineinsteigerte. Momentan habe ich deshalb keine Mentalcoachings. Das kann sich im Verlaufe der Saison aber auch wieder ändern.
Warum ist es wichtig, auch das Mentale zu trainieren?
Die mentale Stabilität und das Vertrauen in sich selber sind im Sport fundamental. Dazu gehören auch eine positive Einstellung und genügend Ehrgeiz. Ich kann in diesem Bereich noch vieles dazulernen und mich verbessern.
Bleibt bei all Ihren sportlichen Aktivitäten noch genug Zeit für Hobbys, Freunde und Familie?
Da Leichtathletik mein grösstes Hobby ist, ja. Für weitere Aktivitäten ist die Zeit jedoch schon etwas knapp. Meine Freunde und Familie wissen aber, wie viel mir der Sport bedeutet und verstehen es deshalb, wenn ich Phasen habe, in denen ich wenig Zeit für sie habe. Für dieses Verständnis und die grosse Unterstützung meines Umfeldes bin ich sehr dankbar. Trotzdem versuche ich, mir viel Zeit für die engsten Freunde zu nehmen, da mir soziale Kontakte sehr wichtig sind. Ich bin eine normale Jugendliche, die gerne mal ins Kino oder in den Ausgang geht. Umso mehr geniesse ich solche Momente, in denen der Sport nicht im Vordergrund steht.
Welches sind nebst der EM noch die weiteren Saisonhöhepunkte 2019 und welche Erwartungen stellen Sie an sich?
Nun habe ich noch einige Vorbereitungs-Wettkämpfe, sogenannte Meet-ings, vor mir. Anschliessend kommen die etwas wichtigeren Wettkämpfe wie beispielsweise die Innerschweizer Meisterschaften und die Schweizerischen Vereinsmeisterschaften. Ein weiteres Ziel von mir in dieser Saison ist es, einen Startplatz an dem Vorprogramm des Events «Spitzenleichtathletik Luzern» zu sichern. Gegen Ende der Saison folgen die Schweizer Meisterschaften U20 sowie die Schweizer Meisterschaften der Aktiven, die mir beide sehr wichtig sind. Bei der SM U20 ist es mein Ziel, beim Weitsprung aufs Podest zu springen und bei den Aktiven in die Top 10 zu gelangen. Da ich dieses Jahr im jüngeren Jahrgang bin, ist es im Sprint und Hürdenlauf mein Ziel, einen Top-15-Rang zu erreichen.
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