Die Fachleute auf dem Podium der Buttisholzer Tagung kamen aus ganz verschiedenen Richtungen: Michaela Tschuor von der kantonalen, Gerda Jung von der kommunalen Politik, Judith Schwander von der Spitex und Marius Pfulg vom Heimwesen. Bei allen Voten zu spüren war aber ihr lebhaftes, überzeugendes Engagement für die Gesundheitsversorgung älterer Menschen. Einig waren sie sich auch über das Ziel: eine wohnortnahe Grundversorgung, und über die grösste Herausforderung: den Mangel an Fachkräften.
In ihrem fundierten und klaren Einführungsreferat wies Gesundheits- und Sozialdirektorin Michaela Tschuor zuerst auf die Demografie, sprich: die stark wachsende Bevölkerung hin. «Wir können die zukünftigen Anforderungen nur mit einer engen Vernetzung aller Gesundheitsversorger bewältigen.» Dazu brauche es das digitale Patientendossier, damit alle immer aktuell informiert seien. «Grundsätzlich ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit da, aber es gibt auch divergierende Interessen: Wer führt zum Beispiel eine Röntgen- oder Laboruntersuchung durch an einem Patienten, der von der Hausärztin ins Spital überwiesen wird?» Nach Michaela Tschuor müssen die medizinischen Grundversorger gestärkt werden. Dazu zählen die Hausärztinnen, aber auch Kinderärzte und Gynäkologinnen, möglichst in Gemeinschaftspraxen. «Spezialärzte haben wir genug», so ihre bündige Aussage. Viele Hoffnungen ruhen auf dem neuen Beruf der «Advanced Practice Nurse APN», einer Pflegeperson mit erweiterten klinischen Kompetenzen, welche in Hausarztpraxen und Spitexorganisationen zum Einsatz kommt – für viele Pflegefachpersonen eine willkommene Aufstiegsmöglichkeit.
Offen äusserte sich Michaela Tschuor zu den «Regionalspitälern» – ein Wort, das sie eigentlich nicht mehr hören will. «Wir haben ein Kantonsspital mit drei Standorten. In Wolhusen wird es in Zukunft eine Spital-Grundversorgung geben und eine Gynäkologie mit Geburtshilfe» – diese nicht aus fachlichen, sondern «aus regionalpolitischen Gründen». Beibehalten wird der «Wolhuser Leuchtturm», nämlich die Orthopädie, sprich: Gelenksersatz. Dazu gibt es «Intermediate Care»-Betten für intensive Pflege, aber keine apparativ und personell aufwändige Intensivpflegestation. Ergänzt wird das Angebot durch eine kleine Reha-Abteilung. «In Sursee läuft seit Januar der Architekturwettbewerb für den Spitalbau mit voraussichtlich 170 Betten auf der Schwyzermatte. Hier sind zahlreiche Details noch offen, zum Beispiel auch die Anbindung an den öffentlichen Verkehr – da ist ja auch die Sursee–Triengen-Bahn im Gespräch.»
Die Podiumsdiskussion unter der kompetenten und humorvollen Leitung von Elias Meier berührte viele Themen, drehte sich aber hauptsächlich um den akuten und sich noch massiv verschärfenden Fachkräftemangel. «Wir können heute unsere Ausbildungsstellen nicht mehr besetzen», sagte Judith Schwander. «Praktisch niemand bei uns arbeitet 100 Prozent – kürzlich wollte sogar eine junge Frau ihre Lehre in Teilzeit absolvieren», ergänzte Marius Pfulg. Die vor zwei Jahren angenommene Pflegeinitiative soll hier Abhilfe schaffen. «Doch die politische Diskussion hat vielleicht sogar abschreckend gewirkt, weil der Pflegeberuf als sehr aufreibend und anspruchsvoll dargestellt wurde», vermutet Judith Schwander. Die Notfallszenarien bei einer akuten Mangellage mag sich niemand ausmalen: «Pflegende aus den Philippinen importieren?» (Elias Meier) «Nur noch pflegen, die Betreuung aber den Angehörigen überlassen?» (Marius Pfulg) «Zivilschutz einsetzen? Nur noch einen Spitalstandort betreiben?» (Michaela Tschuor). «Es braucht sicher bessere Löhne, aber auch viel Überzeugungsarbeit», sagte dazu Gerda Jung. «Die Pflege ist ein guter Beruf, der viel Freude macht! Wir müssen unsere Jungen, aber auch Quer- und Wiedereinsteigerinnen davon überzeugen.» «Der Beruf ist ausgesprochen spannend und modern», ergänzt Marius Pfulg. Und Judith Schwander: «Wir stehen vor einer tollen Herausforderung, die auch Spass macht.»
Zum beschwingten Tagungsauftakt spielte ein 21-köpfiges Akkordeon- und Schwyzerörgeli-Ensemble mit Kindern ab acht Jahren unter Leitung ihrer Lehrerin Claudia Muff. Präsidentin Albie Sieger begrĂĽsste gut 200 Besucherinnen und Besucher. Es gab auch eine Verabschiedung: Alt Stadtpräsident und Kantonsrat Ruedi Amrein zieht sich aus dem Seniorenrat zurĂĽck. Nach einem Ausblick auf die Abstimmungen vom 3. März durch den kantonalen Parteisekretär Luca Boog war es Zeit fĂĽr das kleine Zobig zum gemĂĽtlichen Ausklang der Tagung.                  Â
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