Vor dem Hofladen der Familie Thürig in der Hundgellen Eich an der Strecke von Sempach zum Restaurant Vogelsang warten mehrere Personen. Viele sind mit dem Velo angereist an diesem sonnigen Ostermontag. Sie haben im Sinn, ihren Ausflug mit einem Einkauf zu verbinden. Wegen der Coronavirus-Pandemie weist ein Papier an der glasigen Eingangstüre darauf hin, dass sich nur zwei Kunden aufs Mal im Laden aufhalten dürfen. Damit kann man drinnen genügend Abstand zum Nächsten einhalten.
Deutlich mehr Kunden
Ein vielfältiges Sortiment an Früchten, Gemüse, Fleisch, Eingemachtem, Backwaren, Glacés und weiteren Produkten bieten Irmgard und Dominik Thürig-Elmiger, welche den Hof schon in mehr als der zehnten Generation führen, in ihrem Selbstbedienungsladen an. Eine Kasse mit Wechselgeld steht bereit. Aber auch das Bezahlen mit Twint ist möglich, was gerade jetzt in diesen aussergewöhnlichen Zeiten noch mehr gefragt sei, weil viele wegen eines erhöhten Risikos einer Infektion mit dem Coronavirus nicht mehr bar bezahlen möchten, erzählt Dominik Thürig. Seit dem Lockout des Bundes haben er und sein Hofladenteam alle Hände voll zu tun. «Es läuft fast doppelt so viel wie üblich um diese Zeit», erzählt er. Im Moment hat der Salat aus den Triebtunnels Saison. Die ebenfalls geschützten und blühenden Erdbeeren und die Obstbäume in Vollblüte künden von der eigentlichen Hochsaison des Hofladens hoch über dem Sempachersee, die von Juni bis zu den Sommerferien stattfindet.
Seit der Öffnung des Ladens 2007 konnte der Umsatz laufend gesteigert werden, sodass einer der grössten Hofläden der Region entstanden ist. Auf rund zwei Hektaren werden Beeren, Gemüse und Obst angebaut. Die übrigen Betriebszweige sind Schweinezucht, Hochstammobstbau und Ackerbau. Was nicht selber hergestellt werden kann, wird durch regionale Produzenten ergänzt.
Das Regionale boomt
Als Folge des Coronavirus verbringen viel mehr Menschen ihre Zeit zu Hause, auch im Homeoffice. Das heisst auch, dass sie häufiger selber kochen. Und dies wiederum beschert der Familie Thürig viel mehr Arbeit als sonst. «Wir sind natürlich froh, dass es so gut läuft», sagt Dominik Thürig, auch wenn der Grund dafür kein schöner sei. Man hoffe auch, dass eine nachhaltig erhöhte Nachfrage nach regionalen Gütern und dem Einkaufen ab Hof quasi vor der eigenen Haustüre bestehen bleibe. Die Kundenfrequenz werde aber mit Bestimmtheit zurückgehen, wenn wieder der normale Alltag in der Schweiz eingekehrt sei, ist sich Dominik Thürig bewusst. Bereits schon mit der Öffnung der Restaurants werde man dies spüren, vermutet der Landwirt.
Alternative zu Wochenmärkten
Aktuell kommen auffallend viele Fussgänger und Velofahrer in den Hofladen Thürig. Jene, die auf der Durchreise mit dem Auto auf den Laden aufmerksam werden und anhalten, sind weniger geworden. Doch der Ansturm der Stammkunden und weiteren Menschen aus der Umgebung machen dies mehr als wett. «Wir haben auch die Menschen im Laden, die sich sonst auf Wochenmärkten mit Frischprodukten von Bauern eindecken oder jene, die nun lieber nicht mehr mit vielen anderen im Grossverteiler ihre Einkäufe erledigen möchten», nennt Dominik Thürig weitere Beispiele.
Dass er den ganzen Aufwand personell bewältigen kann, bedingt einerseits eine grössere Einsatzbereitschaft der Familie und der ständigen Belegschaft. Andererseits kommt den Thürigs aber zudem zugute, dass es Leute gibt, die von Kurzarbeit betroffen und nun bereit sind, auf Abruf in der Hundgellen auszuhelfen. Auf einen Onlineshop hat man in diesen Zeiten starker Nachfrage verzichtet. Genauso hat man die Überlegung, Hauslieferungen anzubieten, wegen des zu hohen Aufwandes fallen gelassen.
Als Irmgard und Dominik Thürig mit Tochter Amanda nach dem Fototermin aus ihrem Laden treten, begrüssen sie schon die nächsten wartenden Kunden. Lange Zeit zum Reden bleibt nicht, denn es gibt noch viel zu tun.
Spargeln werden Arbeit bescheren
Der Sidlerhof in Nottwil ist ebenfalls ein Landwirtschaftsbetrieb mit einem Hofladen. Noch spürt Beat Kaufmann mit seiner Familie keinen wesentlichen Unterschied zur Zeit vor Corona, was die Kundenzahlen betrifft. «Bei den Kartoffeln und Äpfeln haben wir schon mehr verkauft», erläutert Beat Kaufmann. Handkehrum hielten weniger Menschen spontan an, weil der Durchgangsverkehr deutlich nachgelassen habe. Nun aber steht die Spargelsaison an. Mit dem prächtigen Frühlingswetter und den nun auch milderen Nächten ist es nur eine Frage der Zeit, bis hier die grosse Arbeit beginnt. Kaufmann: «Wir werden sehen, wie es während der Ernte der Spargeln, unter diesen aussergewöhnlichen Umständen, weitergeht.»
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