Das persönliche Üben dominiert die Zeit

Neuenkirch Die Coronapandemie hat auch den Alltag der Neuenkircher Sopranistin Corinne Achermann stark verändert. Nebst finanziellen Unsicherheiten nutzt sie den nötig gewordenen Rückzug, um noch stärker an sich zu arbeiten. Und sie hat sich beim Luzerner Kantonsspital gemeldet.

Geri Wyss

01. April 2020

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Die Neuenkircher Sopranistin Corinne Achermann, hier bei einem ihrer Auftritte in der Operette «Frau Luna» im Stadttheater Sursee. (Foto Roberto Conciatori)

Corinne Achermann setzt voll auf die Karte Gesang. Letzten Sommer hat sie den Schritt in die Selbstständigkeit vollzogen. Doch schon vorher hat sie verschiedene Engagements in Ensembles wahrgenommen und ist als Solistin aufgetreten, welche Einkommen generiert haben. In der Region hat man ihr Können schon mehrfach bewundern dürfen, etwa im Rahmen der Tuchlaubenkonzerte in Sempach, beim Chor Cantus Sempach-Neuenkirch, dem Coro Cantarina oder als Gastsängerin in Kirchenchören. Jüngst bekleidete sie an der Operette in Sursee die Rolle der Marie Pusebach in Paul Linckes Operette «Frau Luna».

Leere Mietwohnung in Wien
Als Berufssängerin wird sie, wie viele andere Kulturschaffende auch, von der Coronapandemie besonders herausgefordert. Es sind vor allem die Aktivitäten in Ensembles, die nun verunmöglicht werden. Bei «Frau Luna» sind die letzten vier Aufführungen abgesagt worden, was einen empfindlichen Gagenausfall nach sich gezogen hat. «Das ist finanziell der schmerzlichste Punkt», sagt Corinne Achermann. Weiter habe sie ein Wochenende in einem Kammerchor geprobt, dessen Konzerte aber nun auf der Kippe stünden. Zudem seien weitere kleinere Engagements abgesagt worden. Auch schwer ins Gewicht fällt ein mehrmonatiger Aufenthalt in Wien, der ins Wasser gefallen ist. Corinne Achermann hatte geplant, einige Monate in der Österreichischen Hauptstadt zu verbringen, um sich weiterzubilden, zu üben und Kontakte zu knüpfen. «Nun muss ich dort für eine leere Mietwohnung aufkommen.» Weiter finden einige Vorsingen, für sie sich die Sopranistin angemeldet hatte, nicht statt. «Die nächsten grösseren Produktionen rücken erst einmal in weite Ferne», bedauert sie.

Vorausschauend üben
Der Bund hat für den Kulturbereich 280 Millionen Franken für Soforthilfen und Ausfallentschädigungen bereitgestellt. Auch Corinne Achermann hat um Unterstützung ersucht, um ihre finanziellen Einbussen zu mildern. Doch die Neuenkircherin jammert nicht. «Gegenüber anderen Ländern geht es uns immer noch sehr gut und ich kann meine Arbeit –wenn auch eingeschränkt – ausüben.»Ihr Alltag bestehe hauptsächlich aus drei Dingen: «singen, bewegen und kochen». Das individuelle Üben ist geblieben, nimmt nun einfach mehr Zeit ein. «Ich eigne mir neues Repertoire für kommende Vorsingen an und versuche mich stimmlich weiterzuentwickeln», umschreibt Corinne Achermann. «Momentan beschäftige ich mich intensiv mit Bach und frische Opernarien und Lieder auf.» Sie kann uneingeschränkt im Elternhaus in Neuenkirch ihrer musischen Leidenschaft nachgehen.» Das kurzerhand für unsere Zeitung improvisierte Video zeugt von ihrem Singen zu Hause.

Online üben hat Grenzen
Proben mit Korrepetition oder einem Pädagogen fallen jedoch weg. Da Corinne Achermann aber auch selber Gesangsunterricht gibt, galt es hier genauso, neue Wege zu finden. «Ich arbeite mit den Schülern via Videochat.» Der Online-Unterricht sei eine Herausforderung, räumt sie ein, doch er sei «als Übergangslösung brauchbar». Weiter versuche sie jene sozialen Kontakte, die noch möglich seien, aufrechtzuerhalten. Gerade mit den Gesangskolleginnen und -kollegen sei der Austausch ebenso fruchtbar, auch wenn man sich nicht persönlich treffen könne.

Die zusätzliche Zeit hat Corinne Achermann zudem genutzt, um administrative Aufgaben zu erledigen, die im normalen Alltag einer Sopranistin auf der Strecke bleiben können. So ist sie etwa gerade daran, eine Website zu erstellen: www.corinne-achermann.com wird am 6. April aufgeschaltet.

Arbeitet sie bald im Spital?
Solidarität In einer Zeit, in der Solidarität mehr denn je angezeigt ist, stellt Corinne Achermann die persönlichen Pläne nicht über alles. Als ausgebildete medizinische Praxisassistentin hat sie sich beim Luzerner Kantonsspital gemeldet, falls sie ihre Hilfe brauchen könnten. Sie hat bereits ein Dankesmail erhalten, dass man die Neuenkircherin nun auf einer Bereitschaftsliste führen dürfe. «Das gibt uns Sicherheit», heisst es in dem Schreiben und das Spital hält weiter fest, dass sich über 1000 Interessierte gemeldet hätten. «Ein grosses Zeichen der Solidarität!»

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