Emsiges Treiben herrschte in der Sempacher Festhalle, als sich Imkerinnen und Imker aus dem ganzen Kanton Luzern am vergangenen Samstag zur Tagung trafen. Das Tagesprogramm versprach so einiges: Nach der gemütlichen Begrüssung bei Kaffee und Gipfeli sorgten vier Fachreferate für Begeisterung und neue Erkenntnisse.
Dass sich Insektizide und Spritzmittel wie Neonicotinoide auch auf die Insektenwelt auswirken, ist seit langem bekannt. Dabei führen die Gifte zwar nicht immer zum Tode, die Stoffe beeinflussen die Organismen dennoch negativ. Dr. Paul Siefert vom Institut für Bienenkunde der Goethe-Universität Frankfurt am Main hat seine Forschungsarbeit auf einen besonderen Aspekt gerichtet: Mit einer eigens entwickelten Videobeobachtungsmethode – selbst zusammengetüftelt aus einem IKEA-Salatsieb – setzte er den Fokus während der letzten Jahre auf das Brutverhalten von Ammenbienen unter Einfluss von Neonicotinoiden.
Die eindrücklichen Videoaufnahmen des Querschnitts einer Wabe gaben den Anwesenden einen Einblick in das Innere einer Brutzelle. Nebst den Bildern stiessen auch die Forschungsergebnisse auf grosses Interesse seitens der Zuhörenden. Wie erwartet wirken sich Insektizide wie Neonicotinoide negativ auf das Brutverhalten der Honigbienen aus. So gehe die Fütterung von Bienenlarven signifikant langsamer vonstatten als in Völkern ohne Einfluss dieser Stoffe.
Doch nicht nur chemische Insektizide, auch natürliche Feinde machen den Honigbienen das Leben schwer. So deckten Sieferts Videoaufnahmen die verborgenen Geheimgänge der Wachsmotte auf, die bei Befall innerhalb der Bienenwaben lebt. Sie ernährt sich aus dem Hinterhalt von wehrlosen Bienenlarven und –puppen. Dies sei der absolute Bienenthriller, meint Dr. Paul Siefert: «Als wäre man in seinem Schlafsack gefangen und würde von einem riesigen Tier an den Füssen und Beinen angeknabbert werden».
Der wohl bekannteste Parasit, auf den Siefert in seinem Referat eingeht, ist die Varroamilbe. Sie ist weit verbreitet und gilt als einer der Hauptgründe für das Bienensterben. Doch die Honigbiene ergibt sich nicht kampflos, was die Videoaufnahmen des deutschen Forschers zeigen: Beim Putz einer leeren Wabenzelle macht eine Biene kurzen Prozess und knabbert der Milbe die Beine ab. Jüngere Milben, die einen weichen Panzer haben, werden sogar vollständig verzehrt. «Bienen sind also keine Vegetarier», meint Siefert schmunzelnd.
Auch die Fachreferate von Günter Friedmann, Demeter-Imker aus Steinheim am Albuch in Baden-Württemberg, sowie der St.-Galler Jakob Künzle, einer der erfolgreichsten Berufsimker der Schweiz, bereichern die Tagung mit ihren Erkenntnissen zu den jeweiligen Themenbereichen. Die Gesundheit und Anpassungsfähigkeit der Honigbiene – Friedmann bezeichnet dies als «Vitalität der Biene» – stand dabei immer wieder im Zentrum. Während der ganzen Tagung konnten sich die Imkerinnen, Imker und Bieneninteressierten im Rahmen einer Fachausstellung von fortschrittlichen Produkten rund um Honig und Imkereibedarf überzeugen. Bei der Verlosung, dem gemeinsamen Zmittag und dem Abendessen hatten die Anwesenden zudem Zeit, sich über die Imkereigrenzen hinaus auszutauschen.
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