Normalerweise ist die Gedenkfeier zur Schlacht bei Sempach auch ein gesellschaftliches Ereignis, dem viele Menschen bewohnen. Dieses Jahr war wegen der Corona-Pandemie alles anders. Der Luzerner Rat hatte 1387 beschlossen, den Tag der Schlacht als Feiertag zu begehen und diesem Ereignis jährlich zu gedenken. So blieb der heutigen Luzerner Regierung und der Stadt Sempach als Alternative zu einer allfälligen Absage nur eine Feier im kleinen, geschlossenen Rahmen.
Einen «alten» Ort reaktiviert
Es war in der Tat ein ungewöhnliches Bild, das sich den Teilnehmenden der Gedenkfeier 2020 bot – gleich in zweifacher Hinsicht. Erstens durfte man nur «tröpfchenweise» in gebührendem Abstand aufs Gelände und ein Händedesinfektionsmittel stand für die Gäste bereit. Auch wurde das Rednerpult mehrfach von Dienstleistenden des Zivilschutzes desinfiziert. Und zweitens fand die Feier nach mehreren Jahren Abstinenz wieder einmal im Gebiet der «Schlacht» statt. Gleich hinter der Schlachtkapelle hatten sich die Gäste hingesetzt – zwei pro Sitzbank, damit die Abstände gewährt blieben. Regierungsratspräsident Paul Winiker war die Freude anzumerken, dass das Gedenken wieder einmal in der «Schlacht» über die Bühne gehen konnte. «Es ist besonders schön, wieder hier zu sein, auch wenn der Rahmen ein kleinerer ist», sagte er. Der Grund, dass 2009 ins Städtli «gezügelt» werden musste und in der Folge auch eine Redimensionierung des Anlasses stattfand, waren die zunehmende Verpolitisierung der Gedenkfeier und ausufernde Sicherheitskosten für den Kanton gewesen.
Paul Winiker erläuterte in seiner Rede weiter, man erlebe heute, wie schon zur Zeit der Schlacht 1386, Historisches: Die Wirtschaft sei nach dem Corona-Lockdown arg gebeutelt. «Die Krise ist noch nicht ausgestanden, doch die Schweiz dürfe ein Teilerfolg in diesem Stresstest für das Land verbuchen», verstreute er Optimismus.
Solidarität vor Augen geführt
In seiner Festansprache kam der Chef der Schweizer Armee, Korpskommandant Thomas Süssli, auf die Helden der heutigen Zeit zu sprechen. Gerade in der Coronakrise habe sich die eidgenössische Solidarität gezeigt. Uneigennützig und im Dienst für die Allgemeinheit hätten unzählige Freiwillige und verschiedenste Institutionen Verantwortung übernommen zum Wohl der Allgemeinheit. Ganz nach dem Motto: «Einer für alle, alle für einen». Denn schon in der Präambel der Bundesverfassung stehe geschrieben, dass sich die Stärke des Volkes am Wohl der Schwächeren messe. Das habe sich in den vergangenen Wochen und Monaten exemplarisch gezeigt. Auch die Armee habe hier ihren Beitrag geleistet, der aus der Teilmobilmachung hervorgegangen sei. «Eine Milizarmee drängt sich nicht auf, aber wenn es sie braucht, ist sie da», hielt Thomas Süssli fest. Und nach getaner Arbeit gehe sie wieder heim. Das könne keine Berufsarmee leisten. Der Armeechef bezeichnete denn auch das Milizsystem als ein «Heldensystem».
Sich für seine Werte entscheiden
Den Auftakt zur Gedenkfeier hatte ein ökumenischer Festgottesdienst gebildet, mit dem reformierten Sempacher Pfarrer Hans Weber und der katholischen Eicher Pfarreileiterin Gudrun Dötsch. Hans Weber stieg mit einem Zitat Jesu ein (Mt 10, 34): «Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.» Eine schwer verdauliche, happige Ankündigung, wie er befand, gelte Jesus doch als Friedensbringer. «Diese Botschaft ist eine Herausforderung», sagte daraufhin Festprediger Markus Sahli, reformierter Pfarrer von der Lukaskirche in Luzern. Doch damit meine Jesus, dass es unverrückbare und universelle Werte wie Gerechtigkeit, Frieden und Liebe gebe, für die es konsequent einzustehen gelte. Bei diesen Werten gebe es keine halben Sachen, «man muss sich entscheiden. Man muss mit klaren Worten hinstehen, und wenn es sein muss, mit seinem eigenen Leben.» Frieden sei nicht einfach ohne Engagement zu haben. Heute und schon seit geraumer Zeit sei die Schweiz glücklicherweise in der Lage, keine Schlachten mehr führen zu müssen, sondern die Kämpfe mit demokratischen Mitteln auszutragen und «immer wieder um gute Lösungen miteinander zu ringen», schloss Markus Sahli.
So zogen nach dem Festakt nur kleine Delegationen mittelalterlich gekleideter Zunft- und Harstmitglieder sowie Vertreter der Gastgemeinde Kriens und des Gastkantons Uri hinaus aufs Gelände. Dort wartete ein Apéro auf die kleine, lockere Gemeinschaft, der heuer der Kontakt mit der übrigen Bevölkerung verwehrt blieb.
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