Die Sempacherin Claudia Renggli kennt sich mit unseren einheimischen Wildkräutern und deren Wirkungen bestens aus. Begonnen hat diese Faszination bereits vor vielen Jahren. «Ich war schon immer gerne in der Natur, und irgendwann kam mir ein Büchlein in die Finger, das über die einzelnen Kräuter Auskunft gibt. Da hats mich dann gepackt!», erzählt sie. Wenn man mit offenen Augen und ausgerüstet mit diesem Wissen durch die Natur gehe, dann würde man erkennen, das sei ja gar nicht alles Unkraut, und vieles lasse sich im Alltag verwenden – beispielsweise als schmackhafte Teemischung oder als Mittelchen gegen Entzündungen.
Die gelernte Pflegefachfrau arbeitet im Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil (SPZ) und hat zwei Kinder im Teenageralter. Dennoch findet sie die Zeit, sich weiter mit dem Thema Kräuter auseinanderzusetzen. «Ich habe eine Ausbildung zur Herbalistin absolviert und letztes Jahr zusätzlich noch an der HPS in Luzern meinen Abschluss als Phytotherapeutin gemacht», berichtet Renggli. Dieser Studiengang informiert über die Wirkungen der Kräuter und orientiert sich dabei oftmals an tradiertem chinesischem Wissen. «Ich habe mich bewusst nicht primär auf die chinesischen Kräuter spezialisiert, sondern den Fokus auf unsere einheimischen Pflanzen gelegt», so Renggli.
Trotzdem betrachtet sie die Kräuter in erster Linie als Hobby. Eine eigene Praxis zieht sie nicht in Betracht. «Mir geht es mehr um die Sensibilisierung der Bevölkerung. Wenn wir zur Natur Sorge tragen, hat sie uns viel zurückzugeben.»
Um diese Aufklärung der Bevölkerung vornehmen zu können, möchte Renggli vermehrt Kurse anbieten. Zurzeit veranstaltet sie bereits sogenannte «Kräuterspaziergänge». «Während rund zwei bis zweieinhalb Stunden spaziere ich mit den Leuten durch die Quartiere und unten am See entlang. Dabei erkläre ich währenddessen, an was wir gerade vorbeilaufen und wofür man es verwenden kann.» Zurzeit müsse auch sie auf Corona Rücksicht nehmen, doch geplant seien vorerst drei Spaziergänge am 21. April, 20. Mai und 14. Juni. «Ab fünf Personen führe ich den Anlass durch. Platz haben maximal zwölf», sagt Claudia Renggli.
Mit dem Frühling kommen auch viele Kräuter zurück. «Im Winter geniesse ich hauptsächlich getrocknete oder bereits verarbeitete Kräuter. Ab Frühling gehts dann wieder los. Es gibt die Redensart: Wenn man mit einem Fuss auf sieben Gänseblümchen treten kann, dann ist der Frühling da.»
Wild drauflosammeln sollte man nun allerdings nicht. Einerseits ist es entscheidend, tatsächlich die richtigen Pflanzen einzupacken. Beispielsweise der allseits beliebte Bärlauch hat gefährliche Doppelgänger, die gegebenenfalls mehr als nur Übelkeit hervorrufen können. «Man muss Bärlauch von Maiglöckchen unterscheiden können. Allgemein gilt die Regel, wenn man sich nicht sicher ist: Finger weg!», sagt Renggli und fügt lachend an: «So was lernt man bei meinen Kräuterspaziergängen.» Ansonsten sollte man es vermeiden, Kräuter zu pflücken, die an vielbefahrenen Strassen wachsen, auf gedüngten Wiesen oder wo Hunde durchlaufen. «Ausserdem ist es wichtig, die Kräuter nicht gleich auszurotten. Man sollte immer etwas stehenlassen, denn ein Maximalgewicht wie beim Pilzesammeln ist nicht vorgeschrieben.»
Faszinierend findet Renggli die gesundheitsfördernden Wirkungen der Pflanzen. So liessen sich diese oft als Ergänzung zur Schuldmedizin einsetzen. «Bei einem mir bekannten Fall von Hörsturz haben die Ärzte gesagt, das würde niemals wieder gut kommen, doch nach der Behandlung mit Ackerschachtelhalm und einigen anderen Kräutern verschwanden sämtliche Symptome», erzählt Claudia Renggli. Diese Hausmittelchen könnten oft gegen Ausschläge, Entzündungen oder auch zur Anregung der Nieren und dadurch zur Entgiftung des Körpers dienen. «Ich trage schon lange die Idee mit mir rum, Kurse anzubieten, bei welchen ich mit Leuten Kräuter sammeln gehe und diese dann gemeinsam direkt zu Kräuterprodukten verarbeite.»
Wer kennt sie nicht? Die Brennnessel dürfte vielen durch die schmerzhaften juckenden Ausschläge, die sie auf der Haut verursachen kann, in zweifelhafter Erinnerung sein. Allerdings lassen sich aus der Pflanze auch leckere Gerichte herstellen. Als Brennnesselsuppe, zu Pesto verarbeitet oder auch als Zutat in Smoothies hat sich die Brennnessel als beliebtes Küchenkraut etabliert. Doch auch in der Anwendung zur Gesundheitsförderung weist die Pflanze eine breite Palette an Möglichkeiten auf. Durch Inhaltsstoffe wie Flavonoide, Phytosterole sowie zahlreiche Mineralstoffe gilt die Brennnessel als entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend und schmerzlindernd. Was wohl viele überraschen dürfte: Brennnesselsamen gelten als Aphrodisiakum, und es wird ihnen eine ähnliche Wirkung wie Viagra nachgesagt. Da nähme wohl mancher einige Verbrennungen in Kauf.
Als wilder Cousin von Knoblauch und Schnittlauch erfreut sich Bärlauch allgemeiner Sympathie. Beim Aufenthalt in der Natur während der Vegetationsperiode März bis Anfang Juni ist das intensive Aroma der Pflanze oft deutlich wahrzunehmen. In der Küche findet der Bärlauch primär Anwendung als Gewürzkraut. So harmoniert Bärlauch wunderbar mit Fleisch- oder Fischgerichten, in Suppen oder in Saucen zu Teigwaren. Ausserdem ergibt Bärlauch einen köstlichen Pesto. Als Heilkraut lässt sich Bärlauch bei Verdauungsstörungen einsetzen. Die in der Wurzel und den Blättern enthaltenen Schwefelverbindungen regen die Verdauung an und wirken sich positiv bei Bluthochdruck aus. Für Hobbygärtner gilt allerdings zu beachten: Bärlauch ist eine ausdauernde Pflanze. Eine einzelne Zwiebel im Boden kann dazu führen, dass ein Jahr später ein ganzer Teppich des Krauts den Garten dominiert.
Gänseblümchen gelten als Indikator für den Frühling. Ausserdem dürfte zumindest bei Geniessern von Wild-kräutergerichten bekannt sein, dass die Blüten essbar sind. Als schmackhafte Garnitur kann das Kraut etwas Farbe zum Grün des Salats bringen oder eine zart nussige Komponente zum Kräuterbutter oder Pesto beisteuern. Gänseblümchen blühen von März bis November und können während dieser Zeit auch geerntet werden. Sie sind heliotrop und wachsen beinahe überall, wo viel Sonne hinkommt. Zur Salbe verarbeitet kann das Gänseblümchen bei Prellungen und Verstauchungen Linderung verschaffen. Ausserdem gilt das Kräutchen als Appetitanreger und wirkt blutreinigend sowie entzündungshemmend. Das Gänseblümchen ist ebenfalls eine mehrjährige Pflanze. Im Winter zieht sich das Blümchen mitsamt Blattgrün zurück, um im Frühjahr dann erneut auszutreiben.
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