Die Flüsskapelle oberhalb von Nottwil erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Der Ort auf der Grenze der Gemeinden Nottwil und Ruswil bietet nicht nur eine prächtige Aussicht auf den Sempachersee und lädt zum gemütlichen Verweilen und Picknicken ein. Auch besuchen immer wieder Menschen die schmucke, schlicht gehaltene Kapelle, um Kerzen anzuzünden, zu beten oder einen Wunsch zu deponieren – das Kleinod ist Maria, der Mutter Gottes, geweiht. Davon zeugt auch ein Buch auf dem Altar, das etwa Einträge zu gesundheitlichen Belangen, anstehenden Prüfungen und viele Worte des Dankes beinhaltet. Auch die Hoffnung auf Frieden und der Schutz vor Katastrophen wird ausgedrückt. «Diese Möglichkeit, Wünsche in der Kapelle zu deponieren und eine Kerze für irgendein Anliegen oder einen lieben Menschen anzuzünden, ist ein Grund, warum viele Menschen hierherkommen», sagt der Präsident der Flüss-Kapellgenossenschaft, Josef Egli-Lemmenmeier. Die Menschen kämen zum Teil von weit her.
Das war etwa auch während der Corona-Pandemie der Fall. Da parkierten nicht selten mehrere Camper und Wohnmobile auf dem kleinen Parkplatz, weshalb die Flüss-Kapellgenossenschaft schliesslich ein Verbotsschild fürs Campieren aufstellen musste. Der Spot hatte sich auf den sozialen Medien weit herumgesprochen. «Heute ist Campieren kein Thema mehr», führt Josef Egli erfreut aus, «das Verbot wird respektiert.» Geblieben ist an schönen Tagen aber bisweilen ein gewisses Littering, weshalb er an alle Besuchende appelliert, Abfälle nicht liegenzulassen. «Der Ort ist auch so beliebt, weil er schön gepflegt daherkommt», ist Egli überzeugt. Dazu trügen auch jene Leute der Kapellgenossenschaft bei, welche die Kapelle und deren Umgebung unterhielten.
Der Flüss-Kapellgenossenschaft gehören 20 Landwirte aus der nahen Umgebung an sowie die Kirchgemeinde Nottwil. Sie waren es, welche die Idee hatten, die Kapelle auch für Menschen im Rollstuhl zugänglich zu machen. Gegenwärtig liegt auf der Gemeinde Nottwil ein Baugesuch für eine schlichte Rampe auf, welche den kleinen Treppenanstieg zum Eingang überwinden wird. Sie wird aus dem gleichen Leventina-Naturstein bestehen wie die Platten vor der Kapelle. Man habe sich dabei einerseits durch das Zentrum für hindernisfreies Bauen des Schweizer Paraplegiker-Zentrums beraten lassen, andererseits aber auch die kantonale Denkmalpflege beigezogen, weil die Kapelle als schützenswert taxiert sei, erzählt Josef Egli. «Die Rampe soll zweckmässig sein und optisch möglichst wenig verändern.» Damit fasst Josef Egli das Credo der Kapellgenossenschaft zusammen, das «Flüss» so zu erhalten, wie es bisher gewesen ist: «Als schönen Kraft- und Pilgerort, wo man gerne verweilt, in sich gehen und Kraft tanken kann. Ich wünsche mir auch für die Zukunft, dass die Kapelle ein Stück heile Welt bleiben wird.»
Der Bau der Rampe kostet rund 20’000 Franken. Getragen wird diese Investition von der Flüss-Kapellgenossenschaft allein. «Genau für solche Projekte, aber auch für den fortlaufenden Unterhalt, haben wir über all die Jahre einige Reserven bilden können, die aus dem Verkauf von Kerzen, von Spenden und Beiträgen beispielsweise von Hochzeits- und Taufgesellschaften herrührten. Auf diesem Weg können wir der Allgemeinheit auch wieder etwas zurückgeben», sagt Josef Egli. Er fügt an, dass die Rechnung für die Flüss-Kapellgenossenschaft übers Jahr insgesamt gerade so aufgehe. «Wir sind sehr froh um all die Beiträge und Spenden, genauso wie um die Freiwilligen, welche die Kapelle im Schuss halten.»
Eine Besonderheit ist sicherlich, dass die Bauherrschaft aus vier Grundstückbesitzern inklusive der Kirchgemeinde Nottwil besteht. Und dass nicht nur die Gemeinde Nottwil, sondern auch Ruswil ihr Okey geben muss. Denn die Flüsskapelle liegt genau auf der Wasserscheide zwischen diesen beiden Gemeinden. Die Grenze wird in der Mitte der behindertengerechten Rampe verlaufen. Das Gebäude selbst gehört zu Nottwil. Die beiden markanten Linden – die ältere ist über 300 Jahre alt – und ein Teil der vier Parkplätze sind auf Ruswiler Boden.
Flüss Die Flüsskapelle ist vor 76 Jahren aus Dankbarkeit neu gebaut worden, dass die Schweiz vor dem Schrecken des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont geblieben war. Zu diesem Zweck hatten sich die 20 Bauern aus der Nachbarschaft zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen. Vorher stand bereits eine kleinere Kapelle am selben Ort, erbaut 1678 von Niklaus Anderes von den Stöcken, Nottwil. Nebenan gab es auch ein Wohn- oder Waldbruderhäuschen. Der letzte Bruder lebte bis etwa 1916 im Flüss.
Sie können Ihre Traueranzeige in Ruhe von zu Hause aus gestalten und aufgegeben. Es stehen Ihnen Muster, Hintergründe und Bilder zur Verfügung.
Anzeige online aufgeben