Seit rund 50 Jahren gibt es an der Kanti Sursee die Wirtschaftswochen. Bis zum Schuljahr 2020/21 bildeten sie in ihrer Art ein Alleinstellungsmerkmal: Nirgendwo sonst konnten Lernende im Vormaturajahr vier Tage am Stück lokale Unternehmen besuchen und so einen hautnahen Einblick in deren Produktionsalltag erhalten.
Die in diesem Schuljahr von der Schulleitung angeregte Neuausrichtung band die Lernenden in eine stärkere Eigenaktivität ein. Ihre Hauptaufgabe bildete erstmals die Herausforderung, ein fiktives Unternehmen zu führen. Ein Unternehmen, das erst noch in Konkurrenz mit den anderen erdachten Playern auf einem – ebenfalls fiktiven – Markt stand. Eine Simulation übrigens, die helvetische Gymnasiastinnen und Gymnasiasten ebenfalls seit 50 Jahren durchspielen können: Seit 1972 führt sie der Verein Wirtschaftsbildung Schweiz an Mittelschulen durch; langjährige Tradition hat bei deren Durchführung in unserer Region auch die Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz (IHZ).
Für eine erste Nähe zur realen Wirtschaft sorgten die Räumlichkeiten der Aussenstandorte, an denen die 5.-Klässler ihre Geschäftsideen ausheckten und erprobten: Die Räumlichkeiten der im Businesspark Sursee untergebrachten fenaco, weiter des Paraplegikerzentrums Nottwil, des katholischen Pfarreizentrums Sursee und des Lehner Versands in Schenkon. Diese dezentrale Verteilung der Lernenden auf vier Standorte hatte Monica Mattmann von der Industrie- und Handels-vereinigung Sursee-Willisau organisiert.
Ein Augenschein im Businesspark zeigte, wie Hans Peter Baumann und Daniel Stauffer von Wirtschaftsbildung Schweiz die Kennzahlen der erdachten Unternehmen Helios, Essere, Olympus Parfumery, Polaris und Arc-en-Ciel auf der Grossleinwand einander gegenüberstellten, eine zweite Tuchfühlung zur Wirklichkeit von KMU’s in der Schweiz: Welches Unternehmen kann Dividenden ausschütten, welches hat sinnvolle Lagerbestände, welches hat eine Steigerung der Verkaufszahlen hingekriegt?
Jener Abgleich ging den einzelnen Gruppen, die die Unternehmen entworfen und zukunftsorientiert zu steuern versucht hatten, sichtlich nahe. Denn zur Übungsanlage gehörte, dass die Unternehmen miteinander konkurrenzierten wie in der Marktwirtschaft und bei der Schlusskür nur eines das beste sein konnte.
Blind ins Verderben strauchelte indes keine der im Businesspark engagiert an Unternehmensstrategien tüftelnden Gruppen: «Bei allen Entscheidungen, die «wir treffen mussten», so Tim Steiner aus der G19b, «schauten die Spielleiter schon, dass wir nicht kompletten Blödsinn machten.» Und die Spielleiter Baumann und Stauffer konnten bei der aktuellen, bereits siebten Version der Unternehmenssimulation auf eine zeitnahe internetbasierte Auswertung bauen.
«Die Jungunternehmer erkennen sofort, was etwa ein heraufgesetzter Preis zur Folge hat, nämlich sinkende Verkaufszahlen,» so Baumann. Kein Vergleich zum gemächlicheren Auswertungsmodus in den 1970ern: «In den Anfangszeiten mussten unsere Vorgänger», lacht Stauffer, «die handgeschriebenen Daten am Abend jeweils an die ETH Zürich übermitteln und erhielten dann am Folgetag deren Auswertung.»
Die dritte Nähe zur ökonomischen Schweizer Wirklichkeit zeigten die Übungsanlage: Die frischgebackenen Jungunternehmer mussten ein Unternehmen im zehnten Geschäftsjahr übernehmen, das bereits existierte, und es möglichst erfolgreich während weiterer fünf Geschäftsperioden führen. Dabei mussten sie sich mit Problemen herumschlagen, die sich auch im Alltag zeigen könnten: «Wir dürfen die Investorenkonferenz nicht vergessen», gab Luca Aberle (G19b) zu bedenken, oder: «Wir möchten die Qualität und den ökologischen Wert unseres Produkts heraufsetzen», kommentierte Nils Blum (G19b) mit Blick in die Zukunft.
Den Befund von Blums und Aberles Klassenkameradin Sarina Schürmann, «ich habe in die mich umgebende Wirtschaftswelt hineingesehen», erhärtete Baumann, wenn er meinte: «Die Gruppen haben wirklich sehr gut mitgemacht. Ich spürte, dass sie mit ihren Unternehmen viel erreichen wollten.» Und damit waren sie nicht allein, denn alljährlich werden an Schweizer Gymnasien mit dieser Simulation 3500 bis 4000 Jugendliche von einer Sekunde auf die andere in eine spielerisch-spassige Realität hineinkatapultiert, die sich ausserhalb der gewohnten Schulräume abspielt.
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