Ein Bischof, der die Menschen hörte. Der an die Front ging und die Sorgen der Menschen hören wollte. Der wissen wollte, welche Fragen und Probleme das Volk beschäftigten. Und der zu helfen versuchte. Mit diesen Worten beschrieb Vierherr Walter Bühlmann Bischof Otto Wüst. Mit seiner Person startete die Vortragsreihe über Objekte aus dem Surseer Kirchenschatz. Einer, laut Giuseppe Corbino, der bedeutendsten Schätze der Luzerner Landschaft. So präsentierten Walter Bühlmann und Claudio Tomassini am vergangenen Freitag die bischöflichen Insignien von Otto Wüst: seinen Bischofsstab, den dazugehörigen Ring, eine Mitra und den Primizkelch, den er zur Erstopferfeier 1953 erhielt.
Grosszügige Spende für Sambia
Claudio Tomassini berichtete von dem Tag, als er als junger Ministrant zum ersten Mal Otto Wüst begegnete. An der Firmung seines Bruders durfte er als Ministrant dienen. Kein anderer als Bischof Otto Wüst fand an jenem Tag den Weg in die kleine Basler Ortschaft. «Ich musste auf einem Stuhl sitzen und seinen Bischofsstab halten», sagte Tomassini. Aufgeregt sei er gewesen und ängstlich, den Stab fallen zu lassen.
Später traf er als Theologiestudenten wieder auf Otto Wüst. Verspätet trafen er und seine Mitstudenten in der Jesuitenkirche in Luzern zum Gottesdienst ein. Die jungen Männer sammelten zurzeit Spenden für ein Missionsspital in Sambia. «Wir dachten, es wäre toll ihn dabei zuhaben», so Tomassini. Doch eine Chance auf ein persönliches Gespräch mit dem Bischof rechneten sie sich nicht aus, würde dieser vermutlich nach der Messe direkt in die Sakristei verschwinden.
«Doch Otto Wüst wollte den Leuten begegnen und verliess die Kirche den Gang entlang.» Da sich die Studenten glücklicherweise verspätet hatten, standen sie ganz hinten in der Kirche und waren somit die ersten, die Otto Wüst nach dem Gottesdienst erreichten. «Wir fragten ihn, ob er uns ein Empfehlungsschreiben geben könnte», so Tomassini. Otto Wüst fand die Idee grossartig, schrieb über die Motorhaube eines Autos gelehnt einen Satz auf ein Stück Papier und überreichte es den jungen Mannen. Eine halbe Million Franken kamen für das Spital zusammen.
Ring für bleibende Treue
Der Bischofsstab steht nun im Kirchenschatz der Pfarrei Sursee. Auf der veredelten Krümmung des Stabes sind das Symbol des Heiligen Geistes sowie das Dreieck der Dreifaltigkeit abgebildet. Der Stab symbolisiere einen Hirtenstab. Ein einfaches Arbeitsinstrument. «Man brauchte ihn, um sich den Weg durch Dornen und Gestrüpp zu bahnen, aber auch um mit der Krümmung die Schafe in die Nähe zu ziehen», so Tomassini.
Dazugehörig sei der Bischofsring, ergänzte Walter Bühlmann. «Viele tragen ja einen anderen Ring am Finger. Aber von der Bedeutung her ist es nicht etwas ganz anders», sagt er. Der Ring symbolisiere die Verbindung zu seinem Bistum, zu seiner Herde. «Und somit eine bleibende Treue.»
Ein besonderes Stück sei auch die goldene Mitra, eine Kopfbedeckung die im Jahre 1000 aufgekommen sei. Die zwei Bänder, die am Hinterkopf hinunterfallen, stünden für das alte und das neue Testament. Auf den Bändern abgebildet sind ein Zeichen für geteiltes Brot sowie Trauben.
Nie bereut zu milde gewesen zu sein
Walter Bühlmann schmückte den Abend mit Anekdoten zu Otto Wüst. Wie er sich für eine Versöhnungsfeier einsetzte, er aber nicht anerkannt wurde und dennoch bis zum heutigen Tag in Sursee zwei Mal jährlich eine solche Feier abgehalten wird. Wie er die Frauen in der Kirche zu unterstützen versuchte und mit Annelis Kurmann als erste Kanzlerin des Bistum Basels ein Zeichen setzte. Und wie er einer geschiedenen Frau dazu verhalf, ein zweites Mal zu heiraten, obwohl andere Stimmen dagegen waren. Otto Wüst sei nie einer gewesen, der nach Paragraphen ritt, so Bühlmann. Und nie habe er es bereut, zu milde gewesen zu sein.
Am Ende des Abends luden Claudio Tomassini und Walter Bühlmann in den Kirchenschatz ein. Hinter einer verschlossenen Tür erwarteten die Besucher zahlreiche Kelche, Messkännchen, Monstranzen, Opferschalen, eine alte Orgel, eine Karfreitagsraffel und viele andere Objekte.
Wessen Neugier geweckt ist, hat weiter die Gelegenheit, an der Vortragsreihe teilzunehmen. Am 3. Juni gibt es den Vortrag «Monstranz – Aussichten, Einsichten und eine Räubergeschichte», am 29. April «Irenäus auf Wanderschaft» und am 14. September zum Abschluss den Vortrag «Kreuz Zeichen». Die Vorträge finden von 19.30 bis 20.30 Uhr in der Pfarrkirche Sursee statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Die Vorträge sind kostenlos.
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