«Das Resultat hat mich sehr gefreut», erzählt Jürg Aebi. Und er sei auch etwas überrascht gewesen, dass er mehr Stimmen gemacht habe als Bruno Rosset. «Ich bin ja noch nicht so bekannt in Sempach», hält der der Geschäftsführer des Kantonsspitals Baselland fest. «Doch ich habe mit jedem Auftritt gemerkt, dass ich mit meiner unkomplizierten, transparenten und bodenständigen Art bei den Sempachern ankomme.» Wegen den starken Einschränkungen durch das Coronavirus waren jedoch im Vorfeld der Wahl längst nicht alle öffentlichen Aktivitäten möglich gewesen für den umtriebigen 60-Jährigen. «Mehr als zwei Auftritte gingen halt nicht», hält Aebi etwas mit Bedauern fest. «Ich hätte mir mehr gewünscht, am besten zusammen mit Bruno». Man spürt bei seinen Ausführungen, dass er ein faires Verhältnis zu seinem Herausforderer, der in Sempach verwurzelter ist, pflegt. Doch er hält auch unmissverständlich fest: «Jetzt ist mein Ehrgeiz natürlich geweckt. Ich will das Amt des Stadtpräsidenten und werde alles geben im Hinblick auf den zweiten Wahlgang.» Dieser wird dann voraussichtlich im Juni stattfinden.
Im Beruf kürzertreten
Ende des vergangenen Jahres hatte Jürg Aebi angekündigt, den Posten als CEO beim Kantonsspital Baselland abzugeben. Es sind sieben intensive Jahre gewesen, in die unter anderem auch die geplatzte Fusion des Kantonsspitals Baselland mit dem Basler Universitätsspital fiel. Im Verlaufe des Aprils wird Aebi kürzertreten und noch in einem 80-Prozent-Pensum im Spitalmanagement tätig sein sowie in der Geschäftsleitung bleiben. Sollte ihm dann die Wahl als Stadtpräsident gelingen, stellt er eine weitere Reduktion auf 60 Prozent in Aussicht. «Ich würde mich mit vollem Elan für Sempach einsetzen und dann könnte ich auch noch öfter im Städtchen präsent sein.»
Mit Entscheidung gerechnet
Auch bei Bruno Rosset (60) ist die Motivation ungebrochen. «Ich setze alles daran, die Wahl im zweiten Anlauf zu schaffen.» Es gehe ihm darum, nochmals diese neue und spannende Herausforderung in Sempach anzunehmen und etwas in der Stadt zu bewegen. Dass der Ausgang der Wahl so knapp sein würde, hätte er niemals gedacht. «Ich ging davon aus, dass einer von uns beiden den ersten Wahlgang gewinnen wird.» Sein Handicap sei gewesen, dass er bei der Nominationsversammlung noch weit hinter seinem Herausforderer gelegen habe. Zur Erinnerung: Jürg Aebi hatte im Januar 164 Stimmen auf sich vereint, Bruno Rosset 98 Stimmen.
Wunsch nach Debatten
Doch er glaube, dass seine Inhalte bei den Leuten ankämen, sagt der selbstständige Unternehmensberater, angesprochen auf seine Wahlchancen. «Ich bin Gewerbler. Ich weiss, was die Unternehmen in der gegenwärtigen Krise durchmachen und wie sich die Leute fühlen. Ich habe schon die Immobilienkrise 1991 miterlebt», nennt er ein Beispiel. Auch liege es ihm am Herzen, dass sich die Stadt Sempach qualitativ entwickeln könne, und die Aspekte der Ökologie und des Zwischenmenschlichen zu berücksichtigen seien.
Weiter sei er überzeugt, dass der Wahlkampf weiterhin fair ablaufe. «Gerne möchte ich mich an einem öffentlichen Wahlpodium mit Jürg duellieren, um meine Ansichten den Leuten näherzubringen.» Dass es nun länger dauere, bis der Entscheid über das Stadtpräsidium gefallen sei, störe ihn ein wenig. «Ich möchte den Leuten nicht mit übermässiger Wahlwerbung auf die Nerven gehen.» Die Unwägbarkeiten wegen der Corona-Pandemie erachtet er nicht als einen Nachteil. «Beide Kandidierenden haben ja die gleichen Voraussetzungen. Am Ende entscheiden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, wen Sie als Stadtpräsident haben möchten. Jetzt geht es wieder zurück auf Feld Eins.»
Marcel Hurschler ist neuer Finanzvorsteher
Der Kampf ums Ressort Finanzen war weit weniger spektakulär. Der Leiter des Departements Finanzen und Informatik bei der Luzerner Kantonalbank, Marcel Hurschler, setzte sich gegen die selbstständige Unternehmerin und GOS-Präsidentin, Ermi Krieger, durch. Diese beiden waren für die CVP angetreten für den scheidenden Bruno Stofer. Hurschler machte 841, Krieger 505 Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 690 Stimmen. Die restlichen Stadtratsmitglieder wurden mit folgenden Resultaten in ihren Ämtern bestätigt: Schulverwalterin Tanja Schnyder-Duss (FDP), 1295 Stimmen, Bauvorsteherin Mary Sidler (CVP), 932 Stimmen, Sozialvorsteher Hanspeter Achermann (FDP), 1238 Stimmen.
Bei Marcel Hurschler ist die Freude über die Wahl gross. «Durch meine langjährigen Tätigkeiten bei der Bank und in der lokalen und kantonalen Politik sowie durch meine Freizeitaktivitäten im Raum Sempach kennen mich viele Stimmberechtigte.» Er versichert, dass er fürdie Leitung des Ressorts Finanzen genügend Flexibilität mitbringe und sich das Amt mit seiner Tätigkeit bei der Lukb vereinbaren lasse.
Im Gegenzug äussert sich Ermi Krieger «sehr enttäuscht», unterstreicht aber auch das klare Ergebnis. «Ich bin froh, dass es nicht zu einem zweiten Wahlgang kommt.» Es sei ein skurriler Wahlkampf gewesen, der in den vergangenen Wochen wegen des Coronavirus eigentlich gar kein richtiger Wahlkampf gewesen sei. «Vielleicht hat meine fehlende politische Erfahrung eine Rolle gespielt, und viele Stimmberechtigte empfanden mit Marcel Hurschler mehr Sicherheit», vermutet sie. Auch würden die Finanzen von manchen immer noch als Männerdomäne angesehen. «Erstaunlicherweise gerade von Frauen habe ich entsprechende Bemerkungen zu hören bekommen.»
Die restlichen Stadtratsmitglieder wurden alle von den Stimmberechtigten bestätigt. Am wenigsten Stimmen erzielte Bauvorsteherin Mary Sidler (CVP) mit 932 Stimmen. Die beiden Vertreter der FDP schwangen obenaus: 1295 Stimmen entfielen auf Schulverwalterin Tanja Schnyder-Duss und Sozialvorsteher Hanspeter Achermann kam auf 1238 Stimmen.
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